Musical ist seit eh und je das Stiefkind der Oper: es gilt als banal und anspruchslos, weil keine übergewichtigen Sänger in pathetischen Posen Koloraturen schmettern.
Dabei ist Musical viel mehr: Es ist klassisch (Les Miserables), rockig (Rent), verrückt-lustig (Producers, Spamelot), oder mit pointierten Texten versehen (Avenue Q).
Dann kam Highschool Musical. Dieses schaffte es zwar die Gattung wieder beliebt zu machen- vor allem beim jungen Publikum- aber verkörperte all das, was an dieser Form des Musiktheaters so verteufelt wird.
2009 brachte der US-Sender Fox die Musical-Serie Glee von Erfinder Ian Brennan auf den Markt. Es entstand ein Hype, der jenem von Twilight um nichts nachsteht. Es gibt auch Team-Bildungen (Sport vs. Kunst), nur ein knackiger Typ mit nacktem Oberkörper fehlt. In der Hoffnung, dass dieses Format das Musical wieder Salon-fähig machen könnte, und so viele Fans ja nicht falsch liegen können, habe ich mir einige Folgen angesehen und wurde bitter enttäuscht.
Der Inhalt ist schnell erzählt: Professor Schuester versucht den Glee Club- einen Chor- zum Besten und Angesehensten in seiner Liga zu machen. Dabei geht es um Rivalitäten innerhalb des Lehrerkollegiums und den typischen Highschool Gruppierungen: coole Sportler und Cheerleader vs. Freaks aus dem Glee Club.
Zur Verteidigung der Autoren sollte gesagt werden, dass es schon fast bewundernswert ist, es zu schaffen, so viele triviale Abzieh-Figuren in nur einer einzigen Serie unterzubringen. Als da wären: Der Quaterback, der „zufällig“ eine tolle Stimme hat und zwischen Football und Singen hin und her gerissen ist; die korpulente Afroamerikanerin, die einen faible für Mode hat; der Junge im Rollstuhl; der homosexuelle Chorknabe, der auf dem Selbstfindungstrip ist; die maskuline Turnlehrerin; die hirnlosen Cheerleader, die durch Glee erkennen, dass es mehr im Leben gibt als Klamotten und Pflegeprodukte; und schlussendlich der verständnisvolle Leiter Prof. Schuester, der seine Schüler mit seinem Enthusiasmus inspiriert, aussieht wie die erwachsene Version von Justin Timberlake (nebenbei bemerkt auch so singt) und heimlich in die schrullig-nette Lehrerin verliebt ist.
Die Serie scheint sich nicht nur vorgenommen zu haben jedes vorhandene Klischee über Highschool und Musical zu bedienen, sondern dabei auch nicht auf die (un)nötige Portion amerikanischen Pathos zu verzichten. Sätze wie: „Du darfst dich niemals für das schämen was du bist!“, zeigen dies deutlich.
In Disney-knallfarbiger Manier singen, springen und spielen die Akteure über die Mattscheibe und werden dabei von Gaststars wie Josh Groban (wobei wir wieder beim Pathos wären) und Kristin Chenoweth unterstützt. Von Highschool Musical haben sie anscheinend nicht nur die Ausstattung bekommen, sondern auch Zac Afrons Frisur und die vorhersehbare Handlung. Die gab’s gratis dazu.
Der Soundtrack sind größtenteils Cover-Versionen von Klassikern (Don’t Stop believing von Journey im Pilot) oder modernen Pop Stücken (Rehab von Amy Winehouse) in Chor-Arrangements. Wenigstens einen Bildungsauftrag, den die Serie erfüllt: Der Jugend Rock-Klassiker näher zu bringen.
In der Serie sollte Singen und Tanzen mindestens so cool wirken wie Football- tut es aber nicht. Dafür sind die Choreografien zu wenig spektakulär und die Mitgleider des Glee Club entsprechen zu sehr dem Loser-Protptyp. Und vier Männer die a capella in unmännlichen Höhen singen, sind einfach UNMÄNNLICH!
In der Serie sollte Singen und Tanzen mindestens so cool wirken wie Football- tut es aber nicht. Dafür sind die Choreografien zu wenig spektakulär und die Mitgleider des Glee Club entsprechen zu sehr dem Loser-Protptyp. Und vier Männer die a capella in unmännlichen Höhen singen, sind einfach UNMÄNNLICH!
Positiv anzumerken ist, dass die Serie eine- wenn auch kleine- Stufe weniger Prüde ist, als ihr Kino Pendant. So tanzen Cheerleader in zu knappen und zu hohen Schuhen lasziv um ein Auto herum (Folge 1x3). Irgendwie scheint das nicht ins Konzept zu passen und wirkt eher wie ein billiges Hip Hop-Video und nicht wie eine Familiensendung.
In den USA ist die Serie DER Hit. Sie wurde bereits mit zwei Golden Globes ausgezeichnet, was mich sehr an der Integrität dieses Preises zweifeln lässt. Die Beliebtheit dieser Fernsehserie lässt sich für mich nur durch ein Zitat aus Cruel Intentions erklären: „[…] Den meisten Leute hat es gefallen.- Die meisten Leute sind ja auch dumm.“
Bildquelle: http://goldapfel.eu/wp-content/uploads/2011/01/glee1.jpg