Freitag, 14. Februar 2014

Valentinstag - Freitag der 13. für Singles



Alle Jahre wieder kommt der Tag, den man bei uns eigentlich gar nicht feiert, aber Dank TV und anderer Medien zwingen uns Blumen- und Süßigkeitsindustrie in die Knie und schaffen es, dass sich am 14. Februar nicht nur anglo-amerikanische Singles miserabel fühlen müssen.
Dass dieser „besondere“ Tag alljährlich spurlos an mir vorübergeht, liegt weniger an meinem Single-Dasein, sondern viel mehr an meiner generellen Weigerung mich dem Blumenkonsum zu beugen, der mir einreden will, dass ich nur ein vollwertiger Mensch bin, wenn ich am 14. Februar ein „be my Valentine“ bekomme. Außerdem verstehe ich den Hintergrund dieses „Feiertages“ nicht genau. Die Geschichte hat sich nämlich irgendwie folgendermaßen zugetragen: Es war einmal ein armer Mann namens Valentin, der zum Märtyrer wurde. Und er lebte nicht glücklich bis ans Ende seiner Tage. (Sein Ende war ziemlich vorzeitig, denn er wurde von der Kirche geköpft, daher nehme ich an, dass sein kurzes Leben nicht so von Freude geprägt gewesen ist. Er ist zwar post mortem heilig gesprochen worden, aber ich denke, das hat ihm nicht mehr genützt…) Und jetzt soll mir jemand erklären, was DARAN romantisch ist. Nicht, dass das meinem makabren Wesen nicht gefallen würde, aber unter Romantik verstehe ich etwas anderes. Und was soll dann „be my Valentine“ in diesem Zusammenhang bedeuten? Sei mein kopfloses Märtyrer?!
Ist es nicht einfallslos jemanden Blumen, Schokoladeherzen oder Plüschtiere zu schenken, nur weil man muss? Ich freue mich viel mehr, wenn ich unerwartet eine kleine Aufmerksamkeit bekomme. Also wenn, dann sollte man – finde ich – etwas Originelles schenken. Allerdings nicht so originell wie Äpfel. Gestern habe ich tatsächlich eine Werbung im Fernsehen gesehen, die vorschlägt der Geliebten Pink Lady Äpfel zu schenken! Ein kleiner Tipp an die Männerwelt: So öko kann eure Freundin gar nicht sein, dass sie sich DARÜBER freut!
Was mich an diesem Tag stört ist die damit einhergehende Diskriminierung. Um welche Diskriminierung kann es sich bei einem Tag bei dem es um rote Herzen, Rosen und fluffige Stofftierchen geht denn handeln, fragt ihr euch jetzt? Das will ich euch sagen: Um die Diskriminierung von Singles! Ja, wir leben in einer Welt von Sex and the City und in der es im Film Valentinstag eine Anti-Valentinstags Party gibt. Aber wenn man hinter die Fassade schaut propagiert keiner dieser ach-so-emanzipierten Projekte ein starkes Frauen-Single-Bild. Im Grunde geht es bei Sex and the City um nichts anderes als darum einen Mann zu finden, und auch bei Valentinstag findet am Ende jeder Topf seinen Deckel. Keine Sorge, ich will hier keine feministische Debatte darüber starten, dass trotz allem beinahe alle Drehbuchschreiber, Regisseure und Kameramänner männlich sind, und man deswegen nach wie vor in der Medienwelt einen „männlichen Blick“ auf die Frau hat. (Eine kleine Anekdote hierzu wie man meiner Meinung nach diese Idee ad Absurdum führen kann: Letzte Woche habe ich ein Interview gesehen, in dem 2 Darsteller von Sherlock gefragt worden sind, ob sie der Meinung sind, dass die Frauenfiguren bei Sherlock sexistisch dargestellt wären; allen voran die Rolle der Irene Adler. Die Frage lautete also anders formuliert: Finden Sie die Rolle einer Domina sexistisch? In Ermangelung einer besseren hochdeutschen Phrase, möchte ich dies mit einer steirischen beantworten: „Jo ned na!“) Nein, mein Standpunkt ist viel eher, dass die Moral von Filmen und Serien ist: Man ist nur ein vollständiger Mensch, wenn man sich in einer Beziehung befindet. Und da kann mir niemand widersprechen, dass das nicht diskriminierend sei! Daher möchte ich hier nun für die Einführung eines neuen Wortes plädieren: Singleismus (gesprochen „Singlismus“). Denn ich bin entschieden dagegen, dass man sich als Mitglied einer immer größer werdenden Gesellschaftsschicht, für seinen Beziehungsstand rechtfertigen muss. Und Feiertage wie der Valentinstag fördern diese Unterdrückung zusätzlich. Wer weiß welche psychischen Auswirkungen diese permanente Diskriminierung haben? Den armen Valentin hat es um Kopf und Kragen gebracht!
Der Singleismus befürwortet keine radikalen Maßnahmen wie Verweigerung des Valentinstages oder Vergiftung von Valentinsbäckerei, sondern setzt sich für einfache Grundrechte der Menschen ein, wie, dass man auf der linken Seite der Rolltreppe vorbeigehen kann, wenn man es eilig hat, und nicht von einem Pärchen, welches seinen Speichel in der Öffentlichkeit austauschen muss, davon abgehalten wird. Singleismus tritt dafür ein, dass es in Ordnung ist das Personalpronomen ICH zu verwenden, und man WIR aus seinem Wortschatz streicht. Singleismus ist dafür, dass es nicht nur Mengenrabatt, sondern auch Single-Angebote gibt, denn was mache ich mit einer Familienpackung Tomatensugo, wenn die Familie nur aus mir besteht? Wir sind auch darum bemüht Buttons mit der Aufschrift: „Single und glücklich!“ zu produzieren. Für weitere Vorschläge bin ICH offen und freue mich über Feedback.
Was mich betrifft: Ich freue mich schon auf meine Single-Pension, wenn ich in Goldney Hall in meinem Turm sitze und mit meinen 30 Katzen nach Eindringlingen werfe, die mein Grundstück betreten. Und mit diesem erfreulichen Ausblick werde ich heute den kopflosen Valentin feiern!