Dienstag, 30. August 2011

KILL BILL oder Wahrhaftiges Blut und wahrhaftige Vampire





Wie aus meinem Beitrag von 16.01.2011 unschwer zu erkennen ist, kann ich Vampir-Liebe à la Twilight nicht all zu viel abgewinnen. Die einzige, die meiner Meinung nach Vampir-Kitsch erträglich macht ist Anne Rice. Auf pubertierende Vampire kann ich getrost verzichten.
Vampire, die kein Blut trinken und in der Sonne glitzern gehören für mich per Definition nicht zu den Untoten. Gott weiß, ich habe versucht alles, was innerhalb dieses Twilight-Hypes entstanden ist zu umgehen. Und lange Zeit war ich erfolgreich, aber dann hat es mich doch erwischt: True Blood. Diese Vampire sind laut Definition Vampire: sie trinken Blut, haben Sex, sind verschlagen, haben Sex, schlafen bei Tag, haben Sex, reagieren allergisch auf Silber, haben Sex, verbrennen im Sonnenlicht, haben Sex und … ach ja … haben Sex.
Die Handlung ist schnell erzählt: Dank des synthetischen Blutes True Blood leben Vampire offiziell unter uns. Die gedankenlesende Kellnerin Sookie (Ausgesprochen SUKKI- warum man es dann nicht anders schreibt ist mir ein Rätsel) verliebt sich in den Vampir Bill und wird immer mehr in die Irrungen und Wirrungen der mystischen Welt hineingezogen.
Erfinder der Serie ist niemand Geringeres als Oscar-Preisträger Alan Ball, der mit seinen skurrilen Ideen fortlaufend beweist, warum HBO Pay TV ist. Ein Beispiel: Die Vampirin Lorena hält den Vampir Bill (auf diesen weinerlichen, melancholischen Verräter kommen wir später noch eingehender zu sprechen) in einem Hotelzimmer gefangen. Da sie seine Macherin ist, ist sie stärker als er, und er kann nicht flüchten. Als sie einen Moment abgelenkt ist, schnappt er sich den 52 Zoll Flachbildfernseher von der Wand und zieht ihn ihr über den Schädel. Stunden später ist sie wieder geheilt (schließlich ist sie Vampir) und nimmt zu dem Vorfall empört Stellung: „There’s no excuse for domestic violence."
Die Serie ist mehr eine Parabel auf die Schwarzen- und Homosexuellen-Bewegung im Süden der USA als Vampir-Kitsch. Die Vampire stellen „das Fremde", „das Andere" dar, mit dem die Menschen konfrontiert werden. In der Serie kann man nicht nur rassistisch gegenüber Schwarzen sein, sondern auch gegenüber Vampiren, Wandlern und Werwölfen (Zieh dich – endlich- warm an Jacob!!!!)
Nachdem ich die erste Staffel geschaut habe, habe ich für eine Uni-Arbeit begonnen das erste Buch zu lesen. Die Serie basiert auf der Buchreihe The Southern Vampire Mysteries, die bisher 11 von 13 geplanten Büchern umfasst. Der erste Teil erschien 2001 und Stephenie Meyer kann nicht leugnen, dass sie sich das ein oder anderen Detail von Charlaine Harris abgeschaut hat. Als da wären: Werwölfe sind heiß (Bei True Blood sind sie es wirklich!) und Vampire kalt, oder Vampire tragen Menschen huckepack und fliegen mit ihnen durch den Wald. Eine Staffel deckt mehr oder weniger einen Band ab und der Erste stimmt mit der Serie beinahe vollkommen überein. Immer wieder werden Passagen aus den Büchern wortwörtlich in der Serie übernommen. Die oft gestellte Frage inwieweit Buch und Serie konform gehen ist ab Staffel 2 schwer zu beantworten. Die übergreifenden Handlungsbögen der Bücher bleiben erhalten, aber Ball nimmt sich mehr und mehr Freiheiten heraus.
Aufgrund meines Vorwissens, war mir klar, dass Bücher und Serie zwei verschiedene Paar Schuhe sind, und bis in die 4. Staffel konnte ich gut damit leben. Es hat sowohl das Lesen als auch das Schauen spannend gemacht, da man immer wieder überrascht wurde. Ich verstehe sehr gut, dass Buch und Serie völlig unterschiedliche Medien sind und eine Adaption Änderungen unterzogen werden muss. Dies ist alleine schon wegen der Erzählperspektive der Romane nötig. In den Büchern ist die Protagonistin Sookie ein 1st person narrator. Alles was passiert erfahren wir durch ihre Augen. Dies ist in einer Serie- ohne permanente Voice Over wie in Dexter- nicht möglich. Stattdessen hat jede (Neben-) Figur ihren eigenen Handlungsstrang.

Die ersten drei Bücher habe ich auf Deutsch gelesen, da die Übersetzung der Titel noch sehr nahe am Original bleibt (Dead until Dark- Vorrübergehend tot; Living Dead in Dallas- Untot in Dallas; Club Dead- Club Dead), doch ab Band 4 habe ich mich geweigert die deutsche Übersetzung in die Hand zu nehmen. Ich will nicht in der Öffentlichkeit mit einem Buch mit dem Titel Der Vampir, der mich liebte erwischt werden. Zumal der Originaltitel Dead to the World lautet. Ich verstehe auch nicht wer mit dem Vampir der sie liebte gemeint ist: Bill (Schauder) oder Eric? Ab Band 4 merkt man, dass der Twilight Wahnsinn begann um sich zu greifen, denn von nun an haben alle Bände auf Deutsch so „tolle" Titel (Band 6: Ball der Vampire), obwohl die englischen Titel immer die Wörter Dead oder Undead enthalten.
Mittlerweile bin ich beim letzten Buch angelangt. Bis jetzt war es spannend, lustig, frustrierend, romantisch und skurril. Ich teile die allgemeine Meinung, dass der 4. Band der Beste ist- zumindest der Lustigste. Band 1 bis 5 kann ich nur empfehlen, aber ab Band 6 beginnt die Reihe zu schwächeln. Die folgenden 3 Bände haben nicht mehr den Witz, den die vorhergehenden haben und ich muss gestehen, wenn es nicht für eine Uni-Arbeit gewesen wäre, hätte ich ab Band 8 die Bücher zur Seite gelegt. Ich liebe Pam und Eric, aber ich will keine Geschichte lesen, in der die Protagonistin eine prämenstruale Zicke ist, die permanent kindisches, egoistisches, Damsel in Distress-Verhalten an den Tag legt. Sie hatte 8 Bücher Zeit erwachsen zu werden, aber anscheinend hat sie die Zeit anderwärtig genützt. Außerdem hat sie plötzlich diese ach so amerikanische Einstellung von überhöhter Moral, die ich als Europäer (Nein, ich werde das Wort NICHT gendern!) nicht nachvollziehen kann. Wie man sich vorstellen kann, habe ich die meiste Zeit beim Lesen des 8. Bandes damit verbracht das Buch (bzw. Sookie) alle paar Kapitel anzuschreien- bis dahin hatte ich das nur mit Bill getan. Aber es ist auch frustrierend, wenn sie 4 Bücher lang auf Eric böse ist, weil es nicht „nett" ist, und als er ihre dann sagt: „For centuries I haven’t been as happy as I’ve been with you," antwortet unsere ach so gute Sookie: „Go now, I need to sleep." Spätestens da kommt einem der Gedanke, dass Eric was Besseres verdient hat- mich zum Beispiel!
Kommen wir zum leidigen Thema: Vampir Bill. Haben sich die Buch- und Serienanhänger bisher zivilisiert verhalten, scheint seit der vierten Staffel der Krieg ausgebrochen zu sein. Der Grund ist Bill, oder genauer gesagt King Bill (ich kann nicht glauben, dass ich diese beiden Worte gemeinsam verwende…). Trennt sich Sookie am Ende des 3. Buches von ihrem ersten Liebhaber Bill Compton und ist dieser im 4. Band so gut wie nonexistent, trauert sie ihm in der Serie immer noch nach, und er wird in der 4. Staffel sogar König von Lousiana. Soweit so untgut. Wie unschwer zu erkennen ist, ist die Serie Pro-Bill, was wahrscheinlich zu einem großen Teil PR-technische Gründe hat, sind Sookie-Darstellerin Anna Paquin und Bill Darsteller Stephan Moyer doch verheiratet. Würde ich Bill mögen, und wäre ich romantisch veranlagt, würde ich es womöglich herzerwärmend finden… In den Büchern hat sich Bill bis zum 4. Schon recht unbeliebt gemacht: Er hat Sookie betrogen, hintergangen, sie vergewaltigt und beinahe getötet. Damit ist für mich eine Grenze überschritten, nach der ich die Figur nicht mehr leiden kann. Es ist mir herzlich egal, dass er „es nicht wollte", bei Vergewaltigung hört sich bei mir die Liebe auf. In der Serie ist diese Episode sehr verharmlost dargestellt, Bill saugt Sookie zwar fast leer, es kommt aber zu keinem sexuellen Übergriff. Bei allem was man in der Serie bis dahin zu sehen bekommen hat- von nackten Körpern, Leichen und allen nur vorstellbaren (und nicht vorstellbaren) Variationen davon- finde ich es enttäuschend diesen Vorfall zu Gunsten der Figur von Bill so herunter zu spielen. Es ist offensichtlich, dass die Schreiber versuchen Bill nicht den letzten Funken Liebenswürdigkeit zu rauben und es so lange wie möglich offen zu lassen, ob sein Rivale Eric gut oder böse ist. Leider finde ich, dass mittlerweile beide Figuren darunter leiden, und auch wenn ich nach wie vor Bücher und Serie als zwei verschiedene Dinge ansehe, und ich viele Ideen von Allan Ball spannender finde als jene von Charlaine Harris (der langsam aber sicher der Stoff auszugehen scheint), hat die Autorin die Dreiecksbeziehung zwischen Bill, Sookie und Eric besser gestaltet als es die Serie tut. In der dritten Staffel passiert schon das, was ich am 8. Band so sehr gehasst habe: Sookie verkommt zu einer weinerlichen, egoistischen Frau, die nicht weiß was sie will.
Ein weiterer Vorfall hat die Gemüter der Buchanhänger zusätzlich angeheizt: Die Entstellung der „almighty and infamous shower scene." Dass die vierte Staffel, die am meisten kritisierte werden wird, war vorauszusehen- ist Dead to the World wie gesagt bei weitem das Beliebteste der Reihe. Bei der allmächtigen Szene handelt es sich um jene, in der Sookie und Eric (der sein Gedächtnis verloren hat) in der Dusche das erste Mal miteinander schlafen. Auch wenn ich den Fandom um diese Szene nicht teile (bin kein Anhänger grafischer Sexszenen), war ich doch auch mehr als enttäuscht vom Serienergebnis. Hatte ich zuerst erwartet, dass es die Szene gar nicht geben wird (man fürchtet den Vergleich, wird es zwischen Sookie und Eric überhaupt soweit kommen?), war ich überrascht, als sich die Kellnerin und der Vampir auf einmal in der Dusche wieder finden. Was den Zuschauer dort erwartet, ist allerdings kein heißer Sex in dampfender Umgebung, sondern ein V-Trip à la Jason und Amy in der ersten Staffel. Spätestens als Sookie und Eric auf einer Lichtung stehen, wo es schneit und Sookie dümmlich fragt: „Why’s there a bed here?", schlägt das Gehirn unweigerlich Parallelen zu „Aber warum liegt hier Stroh?"
Dass Sookie in der Serie im Endeffekt wieder mit Bill zusammenkommen wird, ist offensichtlich und unausweichlich. Sollte ein fixes Ende der Serie im Vorhinein feststehen (und das hoffe ich, denn mit einem Cliffhanger am Ende kann ich nicht leben), werden wir uns wohl auf einen heldenhaften Tod von Eric (Er wird Sookie ein letztes Mal retten, und sie wird es ihm ein letztes Mal mit Verachtung danken.) und eine kitschige Hochzeit von Bill und Sookie einstellen müssen. Mein Tipp an alle, die die Serie lieben, aber auch keine Lust auf ein solches „happy End" haben: Lest die Bücher 1 bis 5 und lasst eurer Fantasie danach freien Lauf. Und schaut euch auf KEINEN Fall ein Bild von Charlaine Harris an- es zerstört jegliche Illusionen!

Montag, 4. April 2011

Glee- Kein Grund zur Freude


Musical ist seit eh und je das Stiefkind der Oper: es gilt als banal und anspruchslos, weil keine übergewichtigen Sänger in pathetischen Posen Koloraturen schmettern.
Dabei ist Musical viel mehr: Es ist klassisch (Les Miserables), rockig (Rent), verrückt-lustig (Producers, Spamelot), oder mit pointierten Texten versehen (Avenue Q).
Dann kam Highschool Musical. Dieses schaffte es zwar die Gattung wieder beliebt zu machen- vor allem beim jungen Publikum- aber verkörperte all das, was an dieser Form des Musiktheaters so verteufelt wird.

2009 brachte der US-Sender Fox die Musical-Serie Glee von Erfinder Ian Brennan auf den Markt. Es entstand ein Hype, der jenem von Twilight um nichts nachsteht. Es gibt auch Team-Bildungen (Sport vs. Kunst), nur ein knackiger Typ mit nacktem Oberkörper fehlt. In der Hoffnung, dass dieses Format das Musical wieder Salon-fähig machen könnte, und so viele Fans ja nicht falsch liegen können, habe ich mir einige Folgen angesehen und wurde bitter enttäuscht.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Professor Schuester versucht den Glee Club- einen Chor- zum Besten und Angesehensten in seiner Liga zu machen. Dabei geht es um Rivalitäten innerhalb des Lehrerkollegiums und den typischen Highschool Gruppierungen: coole Sportler und Cheerleader vs. Freaks aus dem Glee Club.

Zur Verteidigung der Autoren sollte gesagt werden, dass es schon fast bewundernswert ist, es zu schaffen, so viele triviale Abzieh-Figuren in nur einer einzigen Serie unterzubringen. Als da wären: Der Quaterback, der „zufällig“ eine tolle Stimme hat und zwischen Football und Singen hin und her gerissen ist; die korpulente Afroamerikanerin, die einen faible für Mode hat; der Junge im Rollstuhl; der homosexuelle Chorknabe, der auf dem Selbstfindungstrip ist; die maskuline Turnlehrerin; die hirnlosen Cheerleader, die durch Glee erkennen, dass es mehr im Leben gibt als Klamotten und Pflegeprodukte; und schlussendlich der verständnisvolle Leiter Prof. Schuester, der seine Schüler mit seinem Enthusiasmus inspiriert, aussieht wie die erwachsene Version von Justin Timberlake (nebenbei bemerkt auch so singt) und heimlich in die schrullig-nette Lehrerin verliebt ist.

Die Serie scheint sich nicht nur vorgenommen zu haben jedes vorhandene Klischee über Highschool und Musical zu bedienen, sondern dabei auch nicht auf die (un)nötige Portion amerikanischen Pathos zu verzichten. Sätze wie: „Du darfst dich niemals für das schämen was du bist!“, zeigen dies deutlich.

In Disney-knallfarbiger Manier singen, springen und spielen die Akteure über die Mattscheibe und werden dabei von Gaststars wie Josh Groban (wobei wir wieder beim Pathos wären) und Kristin Chenoweth unterstützt. Von Highschool Musical haben sie anscheinend nicht nur die Ausstattung bekommen, sondern auch Zac Afrons Frisur und die vorhersehbare Handlung. Die gab’s gratis dazu.

Der Soundtrack sind größtenteils Cover-Versionen von Klassikern (Don’t Stop believing von Journey im Pilot) oder modernen Pop Stücken (Rehab von Amy Winehouse) in Chor-Arrangements. Wenigstens einen Bildungsauftrag, den die Serie erfüllt: Der Jugend Rock-Klassiker näher zu bringen.

In der Serie sollte Singen und Tanzen mindestens so cool wirken wie Football- tut es aber nicht. Dafür sind die Choreografien zu wenig spektakulär und die Mitgleider des Glee Club entsprechen zu sehr dem Loser-Protptyp. Und vier Männer die a capella in unmännlichen Höhen singen, sind einfach UNMÄNNLICH!

Positiv anzumerken ist, dass die Serie eine- wenn auch kleine- Stufe weniger Prüde ist, als ihr Kino Pendant. So tanzen Cheerleader in zu knappen und zu hohen Schuhen lasziv um ein Auto herum (Folge 1x3). Irgendwie scheint das nicht ins Konzept zu passen und wirkt eher wie ein billiges Hip Hop-Video und nicht wie eine Familiensendung.

In den USA ist die Serie DER Hit. Sie wurde bereits mit zwei Golden Globes ausgezeichnet, was mich sehr an der Integrität dieses Preises zweifeln lässt. Die Beliebtheit dieser Fernsehserie lässt sich für mich nur durch ein Zitat aus Cruel Intentions erklären: „[…] Den meisten Leute hat es gefallen.- Die meisten Leute sind ja auch dumm.“  

Bildquelle: http://goldapfel.eu/wp-content/uploads/2011/01/glee1.jpg

Montag, 14. Februar 2011

Schwer verliebt- Irreführender Titel und trotzdem genug Irre!

Statt Bauer sucht Frau erfreut uns die Botox- Kollagen Queen von AVT nun mit Schwer verliebt. Der Titel verheißt Liebe zwischen Übergewichtigen, tatsächlich geht es um Liebe zwischen Übergeschnappten.

Als Erstes hätten wir die Braut Monika. Monika hat ein Date mit drei poten(z)tiellen Partnern in einer Pizzeria bei ihr um die Ecke. Dort erwartet sie ihre Kandidaten in einem schneeweißen Brautkleid (Hansi Hinterseer Fans mitsingen!) und mit ihrem Baby Laura- einem Alien-Ratten-Chihuahua, der glaubt er ginge als Hund durch. Man stelle sich also folgenden Anblick vor, der sich den Bewerbern bietet, wenn sie die Pizzeria betreten: eine junge Frau in einem Brautkleid, hochsteck- Frisur und mit einem möchte-gern Hund, der sozusagen als Kinderersatz fungiert. Wenigstens muss man sich nicht fürchten, dass die Frau gleich eine Familie gründen will. Dieser erste Eindruck einer heiratswütigen Frau bietet sich also den drei Männern. Und siehe da, keiner nimmt wie erwartet reis aus. Offensichtlich ist das mit den bindungsscheuen Männern doch nur ein böses Vorurteil. Sie fühlen sich nur alle drei sichtlich underdressed. Verständlich: Nummer 1 kommt in Jeans und Trainingsjacke, Nummer 2 in Oma-Strickpulli- voll retro!- und Nummer 3 zumindest in Jeans und Sakkot.

Wer denkt, unsere drei tapferen Ehemänner in spe hätten das Schlimmste überstanden, der irrt. Monika möchte nämlich einen „Kennenlern-Antrag“. Nummer 1 im Trainingsanzug stottert vor lauter Nervosität, und Nummer 2 ist genauso langweilig wie sein Pulli. Er möchte „30 Tage im Monat“ mit ihr verbringen. Fragt sich nur was er an den Monaten mit 31 Tagen macht. Oder gleicht das der Februar mit 28 oder 29 Tagen aus? Nur unser Favourit im Sakkot schlägt sich wacker. Und was ist die Antwort der Braut auf den schmeichelhaften Kennenlern-Antrag? „Ok.“- Bei ihr ist es mit der Romantik also doch nicht soweit her.

Nach der Braut (auf die Tim Burton eifersüchtig gewesen wäre) lernen wir Ricky die Busenfrau kennen. Ricky ist davon überzeugt, dass sie mit ihrem Gesicht und ihrer üppigen Oberweite bei den Männern punkten kann. Sie trifft sich mit ihren Kandidaten im Wiener Prater. Der erste Ankömmling ist ein Mann Ende 50, klein, graue Haare, schlurfender Gang, ungepflegtes Äußeres. Schon als er auf sie zukommt ruft Ricky: „Wolfram! Ich hab dich gleich erkannt!“ Tja, es laufen schließlich nicht so viele Gollum-artige Gestalten außerhalb der Geisterbahn herum.  Wolfram liebt Indien und fährt einmal im Jahr „aus gesundheitlichen Gründen“ dorthin. Er sucht also eine Krankenschwester für die Reise. Klar, dass Ricky den Teilzeitinder stehen lässt, als der zweite Kandidat um die Ecke biegt. Da muss Sharukh Khan wohl noch weiter nach seiner indischen Prinzessin suchen.

Blondine Nicole ist die Nächste auf Partnersuche. Sie hat klare Vorstellungen davon, was sie will: einen älteren Mann mit Vermögen und mindestens einem Schloss. Die angehende Prinzessin hat sich für ihr Date ganz in Rot herausgeputzt: zu enges, zu kurzes rotes Kleid, einen roten zu unechten Pelzmantel (vermutlich aus einem Faschingsgeschäft), rote zu hohe Schuhe und roten zu knalligen Lippenstift. Wer nun das Bild  eines Freudenmädchens am Gürtel vor Augen hat, liegt ziemlich richtig. Nicole erklärt uns, dass Männer der Farbe Rot nicht widerstehen können. Bleibt die Frage offen, warum sie dann zu viel rosa Rouge und rosa Nagellack benutzt? Nicole bestätigt das vorhin vor dem geistigen Auge gezeichnete Bild darin, dass sie am Straßenrand steht, um per Anhalter auf ihr Schloss kutschiert zu werden. Wenn du alleine reist, reise mit Stil. Aschenputtel muss mit der Zeit gehen…

Andi ist ein dicklicher, gutmütiger Hundenarr, der gleich mit vier Frauen ein Date hat. Wie es sich für einen Bon Jovi-Fan gehört, ziert seinen Kopf eine lange Mähne, die „immer frisch gewaschen sein muss.“ Da hält sich die Freude in Grenzen, als ihm eine Anwärterin eine DJ Ötzi-Spieluhr schenkt: „Uh-Ah!“ Dafür hat er für seine vier Frauen jeweils eine weiße Rose. „Weiß ist die Farbe der Hoffung und Rosen die Farbe der Liebe.“ Alles klar.

Der letzte Single ist Michael. Über ihn gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass ihm „das Äußere sehr wichtig ist.“ Dabei steht er in all seiner Bräunungsstudio-Orangen Herrlichkeit vor dem Spiegel und knöpft sich lässig das Hemd auf. Morgens sagt sich der Spiegelfetischist immer: „Du siehst scho guat aus!“ Dieses Selbstbewusstsein und dieser Selbstbetrug sind schon fast zu beneiden. Fast.

Vier Menschen auf Partnersuche, bei denen man sich als normalo Single fragt, ob man in unserer Gesellschaft so werden muss, um einen Partner zu finden? Da bekommt man als nicht tattoowiert, heterosexueller mit Wertvorstellungen das Gefühl, heutzutage zu einer aussterbenden Rasse zu gehören. Vielleicht ist genau dieses Gefühl des besonders-normal-Seins der Grund warum man sich solche Sendungen überhaupt ansieht.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Black Swine- I just want to be imperfect

Nach Requiem for a Queen und The Restler kommt endlich der lang erwartete neue Film von Regisseur Andy L. ins Kino. Das Warten hat sich gelohnt, denn wie mit seinen vorhergehenden Filmen, schafft er es auch mit diesem- trotz schonungsloser Bilder- nicht nur zu fesseln und zu schockieren, sondern auch zu verzaubern.
Der Film handelt von dem perfektionistischen Tänzer Nino (Andy L. führte nicht nur Regie, sondern spielt auch die Hauptrolle), der davon träumt der neue Solotänzer in dem berühmten Ballett Swine Fake zu werden. Da der Leiter der Company ihm sehr gewogen ist, stehen seine Chancen gut, doch dann erscheint der neu Tänzer Lilo (Tim Long) auf der Bildfläche und droht Ninos Traum zu zerstören. Nach und nach verliert sich Nino durch seinen Perfektionismus und seine Besessenheit um die Rolle immer mehr in seiner (Alptraum)Welt und wird dem Titelgebenden Bösewicht des Balletts immer ähnlicher.
Der psycho-sexuelle Thriller definiert dieses Genre neu, und der Zuschauer wird mehr und mehr in die Welt des Protagonisten hineingezogen, wo er sich genau wie dieser an der Grenze zwischen Realität und Fiktion verliert. Man kann sich der Faszination rund um Swine Lake nicht entziehen. Gemeinsam mit Nino taucht man in eine Welt ein, die zeigt, wie erbarmungslos die schönen Künste in Wahrheit doch sind.
Dies wird vor allem in den Szenen, in welchen für die Aufführung geprobt wird, klar. Die Kamera fängt den schonungslosen Alltag der Tänzer ein, der von Erfolgsdruck, Versagensängsten und Wettbewerb geprägt ist. Dabei zeigt Andy L. was für eine Grazie aus ihm geworden ist. Ein Jahr lang hat er für diesen Film trainiert, und wer bei seiner letzten Darbietung von Bleib doch bis zum Frühstück noch daran gezweifelt hat, dass Andy L. das Zeug dazu hat einen Black Swine-Tänzer zu verkörpern, der muss sein Urteil revidieren. Seine Beinhöhe ist bemerkenswert und seine Pirouetten können sich sehen lassen.
Visuell orientiert sich der Film an seinem Thema: die dunkle Seite der Psyche. Alles ist in blau- und Grautönen gehalten. Andy L. hat viel mit Spiegeln gearbeitet. Wie auch im Plot handelt sich dabei weniger um eindeutige Reflektionen, als um mehrdeutige Verwirrungen.
Der Soundtrack stammt von niemand Geringerem als Clint Amsell, mit dem L. schon bei seinen beiden letzten Filmen zusammengearbeitet hat. Auch hier unterstreicht die Musik das Gefühlsleben der Figuren, ohne sie zu erdrücken. Besonders eingängig ist die Neuauflage von Schweinchen, oh du mein Schweinchen. Durch den eindringlichen Text, wird die Vielschichtigkeit des Plots noch hervorgehoben.  
Ein mutiger Film von Regisseur und Hauptdarsteller Andy L., der einen selbst nach dem Kinobesuch nicht mehr loslässt. „I had the craziest dream last night- about a man who turned into a swine.” Niemand anderer außer Andy L. hätte es geschafft aus dieser Tagline einen Film zu kreieren, der in seinem perfekten Imperfektionismus Seinesgleichen sucht.  

Sonntag, 16. Januar 2011

Twilight- Bis(s) zum Abwinken

Lang, lang ist’s her, dass der erste Teil der Twilight-Saga nach der Romanvorlage von Stephanie Meyer im Kino war- 2009 um genau zu sein.
Da ich den Meinung bin, man sollte sich mit etwas erst beschäftigen ehe man darüber urteilt- außerdem bin ich zu einem gewissen Grad genauso dem Lemming-Kaufzwang unterworfen wie jeder andere auch-, bin ich in den nächsten Buchladen und habe mir den ersten Band besorgt (und gelesen). Ich muss gestehen, es gab ein bis zwei Seiten, die ich als spannend empfand. Danach habe ich mir den zweiten Band gekauft (und bis heute nicht gelesen).
Nach eingehender Beschäftigung mit der Literatur und Prüfung der Quellen, habe ich den ersten Film angeschaut. Wohl gemerkt nicht im Kino- so stark ist das Lemming-Syndrom bei mir dann doch nicht ausgeprägt.
Nach permanenter Reizüberflutung mit Team Jacob  und Team Edward- von Frühstücksflocken bis lebensgroßen Pappaufstellern- diesen Sommer in den USA, habe ich es geschafft diese Woche mein Urlaubstrauma zu überwinden und Teil zwei und drei in einem Double Feature zu „genießen“.
Wenn ich mir bei Teil 1 dachte, wenn ich 12 wäre, könnte ich es möglicherweise auf eine liebeskranke Art und Weise mögen, so kann ich diese Möglichkeit bei New Moon und Eclipse definitiv ausschließen. Sogar mit 12 mochte ich Filme mit Handlung und halbwegs realistischen Dialogen.
Ich empfinde es als sinnlos eine Kritik über 3 Filme zu schreiben, die schon längst eingehest diskutiert und kritisiert wurden- oder mehr gehypt und bekreischt.
Deswegen möchte ich hier einige Fragen aufwerfen und auch beantworten, die ich mir während des DVD-Erlebnisses gestellt habe. Vielleicht findet der ein oder andere eine Frage, die er sich auch gestellt hat, oder er kann mir eine Antwort auf eine geben. Ich kann diesen Hype nicht verstehen, also erbitten ich und meine nicht vorhandene romantische Ader hiermit offiziell um Hilfe.
Frage: „Doesn’t he have a shirt?”
Antwort: Dieses Zitat von Edward bezogen auf Jacob war die einzige Stelle im dritten Teil, die ich freiwillig komisch fand. Ich bin mir sicher, diese Frage haben sich 1000e andere auch gestellt. Zugegeben, Taylor Lautner hat einen „netten“ Oberkörper, und zugegeben, auch ich hätte nichts dagegen von ihm durch den Wald getragen zu werden, aber …. „Doesn’t he have a shirt!?“
Ein Beispiel: Bella verletzte sich beim Sturz mit dem Motorrad an der Stirn und blutet leicht. Was macht Jake? Er reißt sich das Hemd vom Leib und presst es gegen ihre Stirn.
Der Gipfel ist die Kussszene zwischen Bella und Jacob auf genau so einem: Es stürmt und schneit, aber unser Werwolf trägt Shorts und Sneakers.
Was kann ich hier also als Antwort anbieten? Zuschauerzahlen. Welches Teenie-Mädchen (oder Junge) will nicht Taylos Lautners muskelbepackten- durch Schminke hervorgehobenen- Oberkörper anschmachten? Aber bei aller Liebe zum männlichen Torso, der wird hier ad absurdum geführt- um beim Lateinischen zu bleiben.
Frage: Was passiert mit den oben genannten Shorts?
Antwort: Wenn sich Jake und seine- nicht ganz so durchtrainierten- Wolf-Kumpanen in Werwölfe verwandeln, zerreißen ihre Shorts. Logisch. Wenn sie sich wieder zurückverwandeln- was man nie sieht (wahrscheinlich zu teuer)- tragen sie alle wieder welche. Unlogisch. Wo bekommen die die vielen Hosen her und warum schauen die immer gleich aus?  Gibt es hinter dem Berg einen H&M? Und wenn ja, wieso kauft sich Jacob dort kein T-Shirt?
Ich weiß, das sind alles Fragen und keine Antworten- aber dennoch. Meiner Meinung nach ist die Antwort ganz einfach: Das Kinopublikum soll von Jakes Oberkörper so abgelenkt werden, und dadurch das mit den Hosen vergessen. Scheint zu funktionieren. Jacob braucht kein Hemd, denn er hat einen Sixpack, und Hosen gibt’s hinter’m Berg.
Frage: Wieso hat Edward keinen Sixpack?
Antwort: Wenn er sich schon auszieht- denkt man sich- das er sich ein bisschen auftrainiert hat. Nein, weit gefehlt. (Vielleicht wird das im nächsten Teil besser, wenn DIE Mormonen-Bettszene kommt…) Jacob hat genug Muskeln für alle.
Frage: Besitzt Edward keinen Kamm?
Antwort: Man will im ersten Moment seine nicht vorhandene Frisur als den sogenannten Out-of-bed-Look werten. Im zweiten Moment stellt man fest, dass dies unmöglich ist. Edward ist ein Vampir, der nie schläft, ja nicht einmal ein Bett besitzt. So kann es nur ein Never-in-bed-Look  sein. Meine Erklärung dafür ist, dass sie einfach einen auf Zac Afron ohne Haargel machen wollten. Oder zeigen, dass Vampire- im Gegensatz zu gebräunten, gestählten und Augenbrauen-gezupften Werwölfen- keinen Wert auf Körperhygiene legen. Ist ja auch logisch: Werwölfe sind warm.
Frage: Warum schneiden sich Werwölfe die Haare, sobald sie in das Rudel eintreten?
Antwort: Wenn die Indianer Werwölfe werden, schneiden sie sich die Haare ab. Vielleicht weil sie sonst zu zotteligen Mammuts werden? Vielleicht weil es der Übergang von Hippie zum Establishment darstellt? Nicht hinterfragen, einfach nur die Bauchmuskeln anstarren.
Frage: Wieso bewegen sich die Werwölfe wie Schweine?
Antwort: Zu wenig Geld für bessere Special Effects.
Frage: Wieso stottert Bella den ganzen Film über?
Antwort: In den ersten zwanzig Minuten wertet man das noch als süß, die nächsten zwanzig Minuten findet man es eigenartig und die letzten zwanzig Minuten peinlich. Man darf von so einem Film nicht Schauspiel- und Sprechtechnik erwarten. Beides- oder auch nur eines- das geht nicht. …oder Bella ist von Jakes Bauchmuskeln abgelenkt.
Frage: Warum bekommt Eclips den People‘s Choice Award  für den besten Film?
Antwort: Entweder war kein andere Film in der Wertung oder jemand hat endlich verstanden Welch unglaubliche schauspielerische Leistung vonnöten ist, solche Schnulzendialoge ("If I could dream at all, it  would be about you. and I'm not ashamed of it.") ohne Lachen oder Sarkasmus rüber zu bringen. Sollte der Film allerdings für einen Oscar nominiert werden, werde ich die Verleihung heuer boykottieren.  
Frage: Wieso hat jeder Teil einen anderen Regisseur?
Antwort: Kein Regisseur halt mehr als einen Teil aus. Sie sind eifersüchtig auf Jacobs Oberkörper.
Frage: Wieso zieht Bella einen bleichen, hühnerbrüstigen Blutsauger einem braungebrannten, waschbrettbäuchigen Wolf vor?
Antwort: Schicksal? Bestimmung? Prägung? Keine Ahnung. Fragen wir Fr. Meyer.
Frage: Sind die Filme es überhaupt wert so intensiv über sie nachzudenken?
Antwort: Nein. Wenn man einen Film zum Hirn-ausschalten will, ist man genau richtig. Was bei Mitten im Leben oder Tausche Familie der „Prolo-Faktor“, ist hier der „Kitsch Faktor.“
Wie zu erkennen ist, werfen die Filme mehr Fragen auf, als sie Antworten geben. Oder ich war einfach zu unaufmerksam. Zugegeben, ich war abgelenkt von Taylor Lautners nacktem Oberkörper.
Frage: War das ein Scherz?
Antwort: Ja. Die erste und einzige eindeutige Antwort. Ein guter Zeitpunkt dem Wahn ein Ende zu setzen. Dieser Eintrag hat denselben Zweck erfüllt wie der Film: Bauchmuskeln bis zum Abwinken.