Donnerstag, 7. Oktober 2010

Frank Wildhorn & Friends- Stars und Werbung


Vierzig Mann des Orchesters der Vereinigten Bühnen Wien sitzen auf der Bühne des Wiener Raimund Theater, Dirigent Koen Schoots betritt die Bühne. Doch nicht wie erwartet hebt er den Taktstock, um zu beginnen, nein, er muss noch das Ende des donnernden Applauses abwarten, das Frank Wildhorn beim Betreten der Bühne ausgelöst hat. Lächelnd setzt er sich an den Flügel und das Konzert beginnt mit der Ouvertüre von Rudolf.
Am 04.10 2010 findet in dem Theater, welches von Dienstag bis Sonntag das Jukeboxmusical Ich war noch niemals in New York  beheimatet, die Veranstaltung Wildhorn & Friends statt. Ein Konzert, in dem die Musicalstars Linda Eder, Pia Douwes und Thomas Borchert gemeinsam mit dem Orchester der Vereinigen Bühnen Wien, unter der Leitung von Koen Schoots, und Frank Wildhorn persönlich einen Querschnitte seiner Werke zum Besten geben. Ich schreibe ausdrücklich NICHT seine „bekanntesten Lieder“, denn es sind einige darunter die in Österreich (noch) nahezu unbekannt sind.
Den gesanglichen Anfang machen Pia Douwes und Thomas Borchert mit I will be there aus Der Graf von Monte Cristo. Das Stück berührt und beide Interpreten können glänzen- kein Wunder bei Thomas Borchert, hat Wildhorn ihm die Rolle des Grafen auf den Leib geschrieben- doch merkt man dem Staging (Regie: Alex Balga) an, dass es aufgrund weniger Proben nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist. Dieser Umstand fällt mehrere Male am Abend auf: Die sogenannten Choreografien des Ensembles- zusammengestellt aus 8 Darstellern von Ich war noch niemals in New York- wirken fehl am Platz. Einzig Steven Seale tanz  sich zu Viva die Seele aus dem Leib, um Pia Douwes gut aussehen zu lassen.
Beim Auftritt von Linda Eder wird klar: hier ist ein echter Star am Werk. Ihre Stimme beeindruckt vom ersten Ton an, und ist ebenso imposant wie ihr Dekoltée im roten Kleid. Sie ist diejenige von den drei Sängern, die immer stimmsicher ist. Borcherts Intonation zu Beginn des Duetts aus Rudolf ist völlig falsch, und man merkt, dass ihm das Lied einfach nicht liegt. Diesen Eindruck hat man auch bei Pia Douwes Interpretation von How bout a dance. Diese Nummer passt nicht zu ihrer klassischen Stimme und wäre wohl eher etwas für Linda Eder gewesen.
Das Orchester der Vereinigen Bühen Wien ist- wie immer- ausgezeichnet. Sie bringen Schwung in ein etwas zu Balladen-lastiges Programm. 
Wildhorn selbst führt durch den Abend. Er erzählt zu den einzelnen Stücken Anekdoten zu ihrer Entstehung. Dies vermag er mit Witz und Charme, sodass es die Stimmung auflockert. Im zweiten Teil nimmt er sogar selbst das Mikrofon in die Hand und gibt mit Lida Eder gemeinsam ein Lied zum Besten.
Der musikalische Mix ist eine Mischung aus altem und neuem. Wildhorn macht ungeniert Werbung für seine neuen Stücke Wonderland, Bonny & Clyde und Carmen. Einige der Zuschauer hätten sich wohl mehr „Klassiker“ gewünscht.
Als vorletztes Lied singt Thomas Borchert This is the moment aus Jekyll & Hyde- seine erste Begegnung mit Wildhorn. Dieser Showstopper lässt seine eher blasse Performance im ersten Teil beinahe vergessen.
Trotz Schönheitsfehler gibt es am Ende Standing Ovation. Schade nur, dass nicht mehr Leute an der Veranstaltung teil genommen haben- das Raimund Theater war halb leer (halb voll, wenn man optimistisch ist). Das nächste Mal darf man auf mehr Werbung und Proben hoffen, damit einem perfekten Abend nichts mehr im Wege steht.       

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