Samstag, 17. November 2012

Eclipse - Die Verdunkelung des Intellekts

 … oder Ich glaub’ ich steh im Wald

Vor einem Jahr habe ich mich schon einmal mit dem Phänomen Twilight beschäftigt, und nun folgt mein Beitrag zu Eclipse. Die Verzögerung liegt daran, dass ich mich weigere für diesen Film Geld zu zahlen – ich weiß, durch GIS Gebühren zahle ich ja eh was… Ich bin aber keinesfalls bereit für DIESEN Film wegen Raubkopie ins Gefängnis zu wandern! Außerdem, sollte die Welt tatsächlich am 21.12.2012 untergehen, muss man den Film doch gesehen haben, oder? (Wer es übrigens noch nicht weiß, es gibt einen Maya-Adventkalender, der nur 21 Türchen hat! Man erspart sich also heuer die Weihnachtsgeschenke. Was soll das überhaupt, dass der Maya-Kalender nur bis 21.12.2012 geht? Ist doch logisch: irgendwann sind die Maya ausgestorben, und es hat niemanden mehr gegeben, der den Kalender fortgeführt hat, folglich musste der Kalender irgendwann enden, und… Verzeihung, ich schweife ab). Damit mir diese Tristam Shandy- Ausflüchte nicht zu oft während des Filmes passieren, habe ich mir Unterstützung von einer lieben Freundin geholt. Mit dieser musste ihre bereits mehrere Male Twilight-Trailer bei intellektuell anspruchsvollen Filmen wie Melancholia und visuell anspruchsvollen wie Magic Mike ertragen – dies prädestiniert sie bestens.
So sitzen wir bewaffnet mit Knabbereien, Vanilleeis, Kangoroo-Decke (eine Deckt mit Ärmeln – die beste Erfindung nach Warmwasser, Büchern und Fernsehen) und viiiiiel Alkohol vor dem Fernseher und fiebern dem TV-Event des Jahres entgegen. Was mein Outfit betrifft, habe ich meinen Kleiderschrank vergeblich nach einem ähnlich hässlichen Fetzen durchsucht, wie jenen, den Kristen Steward zur Première von Breaking Dawn 2 getragen hat (Siehe Link: http://www.stylebook.de/stars/Stil-Kritik-Stewarts-Nacktkleid-bei-Twilight-Premiere-97777.html?News). Daher habe ich mich für unvortailhafte Jogging-Hose (schwarzer Nikki, in dem nur Kristen Bauer VanStraten was gleich schauen würde) und schwarzes T-Shirt entschieden. Da ich in Emo-Augenschminke ungeübt bin, habe ich den Kajal stecken lassen. Meine natürlichen Augenringe müssen für den Waschbär-Look ausreichen.
Ob der Film sich an die Buchvorlage hält kann ich leider nicht beurteilen, da ich nur den ersten Teil gelesen habe. Es ist unglaublich, dass Meyer so viel von Charlaine Harris geklaut hat, ohne vor Gericht zu landen. Aber andererseits, wenn es danach ging, würde Anne Rice im Gerichtssaal wohnen. Der zweite Teil der Reihe steht nach wie vor jungfräulich in meinem Bücherregal und wird es auf ewig bleiben. Es sei denn, ich werde ihn beim nächsten Flohmarkt verscherbeln. Man vergebe mir also, dass ich darüber kein Urteil abgeben kann.
Endlich ist es soweit: und es gibt sogar einen Countdown! Der Film beginnt: Wir befinden uns auf einer regennassen Straße, auf der sich ein junger Mann befindet. Was der im Freien bei dem Wetter mitten in der Nacht macht, hinterfragen wir nicht. Plötzlich wird er von jemanden angegriffen und verletzt. Volle 30 Sekunden steht er einfach nur da, bis er reagiert und sich schreiend, windend am Boden wälzt. Schnitt.  
Im Voice Over hören wir Bells Stimme, die ein Gedicht von Robert Frost – danke für diesen Hinweis an meine gebildete Freundin – liest, und dann ist es mit Literatur endgültig vorbei für die nächsten 120 Minuten.
Die Szene bietet ein Bett im Kornfeld, wo Eddie und Bella knutschen und über’s Heiraten reden. Schon zum ersten Mal bemerke ich, wie meine Gedanken die Flucht ergreifen und ich abschweife.
Dann taucht wieder Papa mit dem sexy Schnauzer auf. Er sieht damit aus, wie eine lächerliche Kopie eines Cops in einer billigen Reality-Serie. Leider können weder meine Freundin noch ich am Anfang recht folgen, wenn von der Handlung des letzten Teils die Rede ist. Unsere Verdrängungsmechanismen funktionieren einfach zu gut, sodass wir uns beim besten Willen nicht daran erinnern können, was im letzten Film passiert ist. Außer, dass Taylor Lautner kein Shirt anhatte und Edward nicht nur in seiner Performance, sondern allgemein recht blass war.  
Musik von Anfang an wunderbar übertrieben, und versucht Emotionen heraufzubeschwören, wo keine sind. Und es gibt eine Szene zwischen Mutter, Tochter und Patchwork-Decke.
Auf das sonnige Florida folgt der düstere Wald, wo der Cullum Clan herumsteht, und später rennt und von Baum zu Baum hüpft. Sie sollten ihre Blutlinie zurückverfolgen, ob nicht irgendwo ein Einhörnchen dabei war. Das wäre ein interessanter Flashback…  

Der Auftritt von Taylor Lautner: Der Hammer! Alle in Jacken eingepackt und er wie James Dean für Arme in einem schwarzen zu eng anliegenden T-Shirt, schließlich ist er ja heiß. Wieso Bella ihre Kapuze aufsetzt weiß man nicht – vielleicht will sie zu den Gangster Rappern gehen.
Beim Besuch bei den Werwölfen sehen wir wieder mehr Männer – eher Jungs – mit nacktem Oberkörper. Und vor der ersten Werbung endet es mit einem atemberaubenden Cliffhanger: Jacob erwähnt das Thema auf jemanden geprägt zu sein. Ob das nach der Werbung wieder aufgegriffen wird?! Wir können es kaum erwarten…
Nach der Werbung befinden wir uns wieder ins Jacobs Garage und dieser hält einen melodramatischen Monolog über geprägt-Sein. Eines muss man Herrn Lautner lassen, er kann solche Dinge sagen, ohne zu lachen. Respekt.
Damit Sie wissen, wovon ich spreche, hier ein Beispiel für einen Dialog:
Bella: „Dann bist du immer noch du.“
Jacob: „Und du immer noch du“.  Aha… kann ich Sachen Tiefsinnigkeit beinahe dem gedicht von Robert Frost zu Beginn das Wasser reichen.
Wow, nun kommt es zu fast echten Emotionen, wenn Jacob Werkzeug durch die Garage schmeißt!  
In  Bellas zu Hause treibt in der Zwischenzeit ein böser Vampir sein Unwesen und beschnüffelt ihren Vater. Dann taucht Edward auf und macht einen auf eifersüchtiger Freund. Gott sei Dank erschnüffelt er, dass ein Eindringling da gewesen ist. Es folgt die Cullum-Familien-Beratung.
Auf einmal gibt es Voice-overs von Bella, was uns vielleicht helfen soll, die Handlung (ich bezweifle noch immer, dass es tatsächlich so etwas gibt) voranzutreiben.
Auf einmal erlebe ich ein starkes Deja vu, und bin mir nicht sicher, ob ich den Teil schon einmal gesehen habe, oder mir nur jeder Teil wie der davor vorkommt. Wahrscheinlich ist es Letzteres. Es folgt eine Rückblende, in der der Oberwerwolf die Geschichte der ersten Begegnung zwischen Vampiren und Werwölfen dargestellt wird. Es wirkt wie Der Letzte Mohikaner Vampirjäger. Diese Geschichte muss er doch schon ungefähr 100 Mal erzählt, als sie ums Feuer gesessen sind…  
Dann kommt wieder mühsame Musik, welche die sexlose Bettszene erträglich machen soll. Wenigstens kann man gut der Musik lauschen und den Text ausblenden.
In der nächsten Szene mit Jacob hat er doch tatsächlich was an! Jacob sagt ihr, dass er in sie verliebt ist. Damit hätten wir nicht gerechnet! Also, wenn sie es bis jetzt nicht kapiert hat, dann ist sie noch dümmer als ich gedacht hatte. Und der Film beweißt wieder einmal, wie ausgefeilt die Dialoge sind, denn beim Scherzen, als Jacob sagt: „Ich kann dir mehr geben als er.“ Sagen meine Freundin und ich: „Wärme.“ Und was sagt das liebe Wölflein darauf: „…Wärme.“ Ich sollte mich als Drehbuchautorin bewerben, sollten sie wieder einen Bestseller von Stefanie Meyer verfilmen.

Nach der Werbung kommt’s zur Konfrontation zwischen Beau 1 und Beau 2. Bella ist arm, weil sie sich am Arm verletzt hat. Es folgt die Aussprache zwischen Bella und Rosalie – schließlich müssen alle Bella lieben. Rosalie ist eifersüchtig auf sie, weil ihr menschliches Leben so perfekt gewesen ist, und sie es zurückhaben will. Wieso Rosalies Leben als Mensch perfekt gewesen ist, wenn sie von ihrem Freund und seinen Freunden bis zur bewustlosigkeit vergewaltigt worden ist, ist mir ein Rätsel.

Es ist schön, dass man im düsteren Falks sonnengelbe Kutten bei der Abschlussfeier hat. Das Geschenk, das ihr Jacob zum Abschluss schenkt: ein selbst geschnitzter Schlüsselanhänger in Form eines Wolfes: „Dass ihr Indianer immer schnitzen miaßts!“
So, wir mussten nur 30 Minuten warten, damit endlich alle beim Namen genannt werden, und ich wieder weiß, dass der junge Blondi, der mindestens so dringend wie Edward zum Friseur müsste, Jasper heißt.
Unlogisch: Neugeborenen Vampire sind am stärksten. In welchem anderen Vampir-Mythos ist das noch so? Das macht ja überhaupt keinen Sinn. Die Vampire trainieren mit Jasper fangen, und die schlecht animierten Hündchen sehen nur zu.
Flashback Jasper: er als Cowboy wie er ein Vampir wird. Es folgt schmusi, schmusi von Alice und Jasper…
Werbung.
Nach der Werbung hat Jacob wieder Mal nichts an. Wir stellen gerade fest, dass wir nicht mitgekriegt haben, dass Jacob mal der Anführer war. Es ist ja eigentlich klar, wenn er solch schön perlweiße Zähne hat...
Alice: „Du und Edward werdet heute Nacht das Haus für euch alleine haben.“ In jedem anderen Film könnte man sich auf  eine FSK 16 Szene freuen, aber wir sind hier bei Twilight,, also gibt’s bei Disney mehr Sex. Es folgt ein peinliches nicht-das-erste-Mal –Gespräch zwischen Vater (mit Freddy-Mercury Schnauzer) und Tochter. Was haben Amerikaner nur mit diesem lächerlichen Aufklärungsgespräch?! Ich hatte niemals ein solches, und bin trotzdem noch nicht bei Teenager werden Mütter gelandet.
Ok, die nächste Szene ist um vieles peinlicher: Bella und Edward knutschen (wie unanständig!) und dann… nichts. Wie hält man diesen Film nur aus, wenn man 15 ist und keinen Alkohol trinken darf?! Es folgt der dämlichste Heiratsantrag, den ich je in einem Film gehört habe.
Auftritt Jacob: Ohne Hemd. Er läuft (besser gesagt sein Double) den Hang mit Bella im Arm hinauf. Die bösen Vampire kommen durch das Wasser an Land – sieht a bissi aus wie bei Fluch der Karibik, nur dass es dort cool ist.
In der Kälte wärmt sie dann Jacob, der den besten Satz des Filmes zu Edward sagt: „Ich bin heißer als du.“ Es folgt ein Gespräch zwischen „Männern“, oder eher eifersüchtigen Kindern.
Nach der Werbung – in der wir uns ein wohlverdientes Eis genehmigen (wir haben immerhin schon mehr als die Hälfte überstanden) – kommt die „tragische“ Szene, in der Bella Jacob bittet sie zu küssen (was man sich durch’s Foreshadowing ja gar nicht gedacht hat…).
Nun bin ich mir endgültig sicher, dass ich diesen teil schon gesehen habe, aber nun haben wir schon so lange durchgehalten, und der Alkohol tut endlich seine nötige Wirkung, also stehe ich den Rest auch noch durch.
Es folgt der Kampf gegen die bösen Vampire. Vor 20 Minuten hat Jasper noch allen erklärt, dass die guten Vampire nicht direkt angreifen sollen, und was tun sie: sie greifen direkt an. Versteht das noch einer? Was hat die Continuity die ganzen Dreharbeiten über gemacht? Geschaut, ob Jacob auch immer dieselbe Anzahl an Bauchmuskeln hat? Und dann kommt die große Konfrontation – sollte man zumindest annehmen. Stattdessen folgt noch mehr Gequatsche zwischen Victoria und Edward. Wie er da dann so im Schnee herumtollen, sieht es wahrlich putzig aus – inen Weihnachtsbaum fällt Eddie in der Hitze des Gefechtes auch.  Bella rettet ihr Schatzi natürlich, als sie sich in die Hand ritzt. Frage: Wieso schneiden sich immer alle in die Handfläche? Das tut schweineweh und ist total unpraktisch. Warum schneidet sich niemand in die Wade? Da stört es nicht, und lässt sich super verbergen, wenn man ein Abendkleid trägt.
Und … Werbung.
Der dramatische Kampf geht weiter und Jacob wird verletzt. Seine eine Körperhälfte ist „völlig zertrümmert“. Interessant, dass man nix davon sieht. Und Carlisles Frisur: wie dämlich sehen diese blond gefärbten Haare aus?! Halb vor Schmerzen sterbend winselt Jacob noch weiter um Bellas Liebe. Bitte, sei nicht so erbärmlich! Sie liebt dich nicht! Kapier es endlich!
Gott sei Dank, es geht zu Ende: Und es endet dort, wo es begonnen hat: In der Blumenwiese. Was machen die Vampire eigentlich die ganze Zeit, wenn sie nie schlafen? Und wieder reden Bella und Eddie, und sie reden, und sie reden… Dialoglastig ist kein Wort, das diesen Film auch nur annähernd beschreiben könnte. Wie meine liebe Freundin bemerkt: Eddie sitzt in der Sonne und glitzert nicht. Continuity ist anscheinend wieder einmal mit dem Six Pack von Taylor beschäftigt. Glücklich stehen sich die Verlobten gegenüber und…  Fade out. Endlich.

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