Wie bereits gesagt, ist der eigentliche Grund
für die Reise ins Paradies die indische Hochzeit von Mrs Branson‘s bestem
Freund. Die erste Herausforderung am ersten Tag der Hochzeit ist zum Haus der
Braut zu kommen. Wie wir erfahren, gibt es auf Mauritius keine Hausnummern –
das würde die Sache ja erheblich erleichtern… So versuchen wir mit Händen,
Füßen, Englisch und dürftigem Französisch dem Taxifahrer zu beschreiben, dass
wir zu einem gelben Haus mit Hochzeitslichtern gegenüber einem Shop müssen. Ja,
so beschreibt man auf Mauritius wo man hin will. Wie man das bei Google Maps
eingeben soll ist mir allerdings ein Rätsel.
Der junge Taxifahrer weiß aber mehr oder
weniger wo wir hinmüssen und beginnt gleich eine Konversation. Unhöflich wie er
ist fragt er uns gleich mal nach unserem Alter und in welchem Alter man in
Österreich denn generell heiratet. Er ist 24 – wie wir dann erfahren – und
studiert irgendwas mit IT. Der nächste Herr Zuckerberg also. Vielleicht eine
gute Partie. Wieso regieren wir denn so abweisend? Aber noch ist nicht alles
verloren, denn er gibt uns seine Karte, damit wir uns mit ihm auf Facebook
befreunden können. Sein Nachname ist Khan. KHAAAAAN! Alleine deswegen sollte
ich mich mit ihm auf Facebook befreunden.
Nach einer spannenden Taxifahrt inkl.
Landschafts-Audiokommentaren kommen wir bei besagtem gelbem Haus der Braut an. Ich
kenne niemanden, weil ich ja nur Plus Eins bin, aber ich werde mit offenen
Armen empfangen. Gleich als wir das Zimmer betreten, werden unsere Saris
bewundert: „Who dressed you?“
Ich: „Youtube…“
Sie: „It’s flawless!“
Gott sei Dank habe ich anscheinend das richtige YouTube Video angeklickt. Puh.
Da es sich um eine sehr große Familie handelt plädiere ich dafür, dass es Namenskärtchen mit dem Verwandtschaftsgrad gibt. Am besten vielleicht mit Stammbaum? Leider bleibt mir dieser fromme Wunsch verwehrt.
Ich: „Youtube…“
Sie: „It’s flawless!“
Gott sei Dank habe ich anscheinend das richtige YouTube Video angeklickt. Puh.
Da es sich um eine sehr große Familie handelt plädiere ich dafür, dass es Namenskärtchen mit dem Verwandtschaftsgrad gibt. Am besten vielleicht mit Stammbaum? Leider bleibt mir dieser fromme Wunsch verwehrt.
Nach einem besonders guten Tee, finden wir uns
im Tempel wieder, wo die Hochzeitszeremonie stattfindet. Die Musikbegleitung
ist eine Trommel und ein Instrument, das aussieht wie eine überdimensionale
Oboe und recht ohrenbetäubende Quietschlaute von sich gibt. Da bevorzuge ich
dann doch die klassische-abgedroschene Hochzeitsmusik von Wagner oder
Mendelssohn-Bartholdy. Die gesamte Zeremonie dauert 2 Stunden und ist mit einer
Hochzeit in unseren Breitengraden nicht im Geringsten zu vergleichen. Es ist
mit Abstand die skurrileste Trauung, die ich je gesehen habe: Das Brautpaar
sitzt erhöhe auf einer Art Bühne, welche prachtvoll geschmückt ist. Weiters
sitzen dort der Priester, sein Helferlein und die Beistände (zumindest scheint
es so). Die gesamte Zeremonie wird in Sanskrit abgehalten, was zur Folge hat,
dass niemand weiß was eigentlich geredet wird. Und wenn ich sage niemand, dann
meine ich niemand (außer dem Priester und seinem Ministranten). Nicht einmal
das Brautpaar weiß, was da eigentlich passiert. Da stelle ich mir natürlich die
Frage, ist es dann rechtens den Bund der Ehe einzugehen, wenn man nicht einmal
weiß, was man da gelobt?! Zumindest muss man nie „Ja“ sagen, sondern umeinander
herumgehen, Geschenke austauschen, Knoten binden… Also alles recht kompliziert.
Was uns besonders verwundert ist, dass es nicht wie bei uns in einer Kirche
ist, wo jeder andächtig lauscht und sich nicht einmal zu husten traut (in
Zeiten von Ebola schon gar nicht), sondern, dass die Festgemeinschaft munter
miteinander plaudert, aufsteht, nach draußen geht, sich etwas zu essen holt und
immer mal wieder ein Handy klinget – unter anderem das des Priesterhelferleins,
und zwar nicht nur ein Mal, sondern gleich zwei Mal. Nach dem ersten Mal
schaltet er es nämlich nicht aus oder auf lautlos, nein, er drückt den Anruf
einfach weg, sodass es gleich darauf noch einmal läuten kann. Das Highlight an Bizarrheit
ist, als Jingle Bells ertönt. Plötzlich
sehne ich mich nach meiner Weihnachts-Ohrringe-Sammlung…
Nach der Zeremonie fahren wir mit Verwandten
wieder zurück zum Haus der Braut wo wir Essen mit den Fingern (nur mit der
rechten Hand!) aus einem Papier-Bananenblatt essen – vor dem Hintergrund eines
kitischigen Altares, von dem wir nicht wissen, wofür er gut ist.
Am nächsten Tag ist Teil zwei der Hochzeit: Das
Essen in einem Restaurant. Wieder einmal müssen wir im Taxi darum bangen, dass wir
dorthin kommen, denn von gestern auf heute hat man auf Mauritius keine Hausnummern
ausgeteilt. Zusätzlich gibt es die Krux, dass es 2 Restaurants mit demselben
Namen gibt. Aber da wir wissen, dass wir zu dem „in der Nähe der Polizei“
müssen (ich habe weit und breit keine Polizeistation gesehen), finden wir hin.
Es handelt sich um ein chinesisches Restaurant
für eine indisch-mauritianische Hochzeit. Ja, es ist genauso schräg wie es sich
anhört. Besonders begeistert sind wir von dem kitschigen Tisch, an dem das
Brautpaar sitzt. Das Tischtuch… Ich kann es gar nicht beschreiben… daher hier
ein Foto davon:
Da wir die beiden einzigen Europäer unter den
Hochzeitsgästen sind, sind wir wohl die Meistfotografiertesten gleich nach dem
Brautpaar. Heute wissen wir schon besser Bescheid wer in welchem
Verwandtschaftsgrad zu wem steht und erkennen ein paar Gesichter vom Vortag wider.
Namen können wir uns keine merken, geschweige denn aussprechen. Bei den Frauen
ist es auch ein bisschen einfacher, denn wie Mrs Branson bemerkt, kann man sich
da „von Sari zu Sari“ erinnern.
Wie es sich für eine Feier gehört, gibt es eine
indische Band mit einem Sänger und einer Sängerin. Vor allem die Frau bringt
uns fast dazu einen Lachkrampf zu bekommen. Mir fehlen die Worte ihren Gesang
zu beschreiben. Am ehesten ist er vermutlich mit dem Geräusch zu vergleichen,
das eine Hyäne macht, wenn man ihr auf den Schwanz steigt.
Als man zu tanzen beginnt, holt man uns
natürlich gleich auf die Tanzfläche. Wir haben keine Ahnung von
Bollywood-Dance, aber man ist gerne bereit es uns zu erklären:
„Change the lightbulp and pet the dog.“
Also die rechte Hand in der Luft und die linke nach unten.
„Change the lightbulp and pet the dog.“
Also die rechte Hand in der Luft und die linke nach unten.
Als junge Damen werden wir gleich mal
verkuppelt (Mrs Branson’s Freund dürfte davon nicht sonderlich begeistert
sein…) und man will uns mit diversem Familienanschluss verheiraten – weil wir
so nette Mädels sind.
Die Zusammensetzung der Hochzeitsgesellschaft
ist insgesamt sehr interessant. Ich bezweifle stark, dass ich jemals wieder einer
Feier beiwohnen werde, auf der Roberto Blanko mit Peppi, eine Mischung auf
Fidel Castro und Saddam Hussain, CSI Mauritius und Slumdog Millionaire (welcher
der Sohn von CSI Mauritius ist) sind. Ich meine: was für eine Mischung!?
Am Ende der Feier schaffen wir es dann doch uns
unverlobt und unverheiratet davonzustehlen und werden von Khan-Zuckerberg nach
Hause gebeamt. Gefällt mir.
Am Tag vor unserer Abreise unternehmen wir
Adrenalinjunkies noch ein weiteres Abenteuer: Wir fahren zur Nachbarsbucht Blue
Bay. Was daran die Herausforderung ist? Das kann ich gerne beantworten: Wir
sind mit dem Einheimischen-Bus unterwegs. Wir versuchen uns so gut wie möglich
anzupassen – jedoch scheitere ich als Blondine kläglich. Das Vehikel ist etwas
ganz Besonderes, welches das Herz von Comicbuchfans höher schlagen lässt: ein
Spiderman-Bus. Die Sitzpolsterung ist teilweise herausgerissen, ganze Sessel
fehlen und beim Bremsen macht der Bus ein Geräusch als würde er gleich
auseinanderbrechen. Überflüssig zu erwähnen, dass dieses Gefährt bei uns nicht
als fahrtauglich eingestuft werden würde. Mrs B kann mich aber beruhigen, denn
der Bus hat ein Pickerl bis Sommer 2015. Jetzt fühle ich mich sicherer…
In Blue Bay ist es zwar traumhaft, aber ich
habe die Befürchtung, dass ich zum Schläfer programiert werde. Es gibt dort
einen Eiswagen, der den ganzen Tag lang Guten
Abend, gute Nacht in Dauerschleife spielt, und zwar in einer Version,
welche dem Soundtrack eines Horror-Films alle Ehre machen würde. Ich warte die
ganze Zeit darauf, dass ein Psycho-Clown aus der Kanalisation steigt. Wir
überstehen den Tag aber unbeschadet. Abgesehen davon, dass wir Eis kaufen.
Und viel zu schnell vergeht so eine Woche im
Paradies und schon müssen wir wieder die lange Heimreise antreten. Dieses Mal
wird unser Koffer durchgecheckt und unser London-Heathrow-Trauma ist
überwunden.
Als ich am nächsten Tag zu Mittag in Wien
ankomme, falle ich nach einer heißen Dusche erschöpft ins Bett. Guten Abend, gute Nacht… „Muss wieder
zurück nach Blue Bay uns Eis kaufen, muss wieder zurück nach Blue Bay und Eis
kaufen, muss wieder…“