Mittwoch, 22. Oktober 2014

Dodo-Island - Das Hotel



10:30 Uhr, Flughafen Wien. Mrs Branson und meine Wenigkeit stehen am Schalter der AUA und werden von der Frau am Schalter angestarrt, als wären wir gerade vor ihren Augen aus dem Boden gewachsen. Grund: Mrs Branson hat es gewagt zu fragen, ob unsere Koffer von London Heathrow direkt nach Mauritius durchgecheckt werden. Nachdem sich die Dame gefasst hat, fragt sie: „Was, Sie bleiben nicht in London?“ Wir unisono: „Nein, wir fliegen weiter nach Mauritius.“ Wieder mustert sie uns mit einer Mischung aus Überraschung und Verärgerung. „Das geht jetzt nicht mehr.“ Nun sind wir diejenigen, die diesen Blick aufsetzen. Lange Rede, gar kein Sinn: Unsere Koffer werden nicht durchgecheckt und Mrs Branson und ich müssen in London Heathrow unsere Koffer holen, laufen von Terminal 2 zu Terminal 4, aus dem Transit-Bereich (Wir haben diverse Verwandte von Edward Snowden, Julian Assange oder andere Leute, die dort leben nicht getroffen), und checken uns neu ein (Die nette Frau am Schalter von Air Mauritius ist sehr verwundert wieso unser Gepäck nicht durchgecheckt ist…). Aber wir schaffen es noch rechtzeitig und es geht sich noch ein Sandwich und ein Kaffee aus. Und dann dürfen wir endlich unseren 12-stündigen Flug ins Paradies antreten. Wieso das Ganze? Mrs Branson ist zur Hochzeit ihres besten Freundes auf Mauritius eingeladen. Er ist Inder und seine Zukünftige stammt von der Insel. Und da Mrs Branson ein Plus Eins mitnehmen darf und ich auch schon immer mal einen Sari tragen wollte, darf ich mitfliegen.
Im Flugzeug mustern wir natürlich gleich mal unsere Mitreisenden. Schließlich sollte man mögliche Gefahrenquellen wie schreiende Babies oder schnarchende Opas lokalisieren. Gott sei Dank bleiben wir von beidem verschont. Der amüsanteste Mitreisende ist ein älterer Mann (Engländer), der aussieht wie eine Mischung aus Keith Richards und Bob Geldorf und ein dickes Tom Clancy Buch in der Hand hat (welch Klischée…). Hat Herr Clancy auch Bücher unter 1000 Seiten geschrieben? 

Mrs B bringt mich dann doch dazu ins richtige Flugzeug zu steigen, denn ich wäre lieber in dieses Flugzeug gestiegen: 



Mit Film-Schauen und Schlafen vergehen die 12 Stunden beinahe wie im Flug (hahaha…). Und am frühen Morgen kommen wir auf der Insel der Dodos an. Leider sind die armen Federtiere ja schon vor einiger Zeit ausgestorben. Wie uns Mrs B’s Reiseführer erklärt haben die Holländer das arme Vogerl ausgerottet. Vermutlich haben sie diese mit ihren Wohnwägen überfahren.        
Ich fühle mich recht elend, aber als ich den Stand, der zu unserem Hotel gehört erblicke, geht es mir schlagartig besser. Vor uns erstreckt sich ein Sandstrand mit Kokospalmen und ein Holzsteg, der ins türkisblaue Wasser führt. Es sieht aus wie in der Raffaello-Werbung. Nicht umsonst begegnen uns im Laufe der Woche einige Bräute, die dort ihre Hochzeitsfotos schießen.  



Unser Zimmer befindet sich im oberen Stock eines kleines Hauses ein paar Gehminuten vom Haupthaus entfernt. Von unserem Balkon aus haben direkten Blick auf den Strand. Oder wie es im Prospekt so schön heißt: „Zimmer mit Lagunen-Blick.“ Wie wir am ersten Abend feststellen, haben wir auch einen kleinen Zimmergenossen: einen Gecko, der hinter der Klimaanlage lebt.
Dies ist nicht unser einziges Tier auf der kleinen Halbinsel, auf welcher sich unser Hotel befindet. Am Pool quaken in der Nacht Frösche und beim nach Hause-Gehen begegnet uns einmal ein Tier von der Größe einer Katze. Mrs B meint es wäre ein Baby Opossum. Ich bin der Meinung es ist eine riesige Ratte. Da wir beide kompromissbereit sind, einigen wir uns darauf, dass es sich um ein Rapossum handeln muss.
Die Vögel auf der Insel scheinen es dem Wasser gleich zu tun und benehmen sich verkehrt herum, denn tagsüber verhalten sie sich ruhig, aber in der Nacht veranstalten sie ein Chorkonzert. 

An einem Abend kommen wir nach ausgiebigem Essen ins Zimmer zurück da steht ein Zylinder-förmiges Etwas, das an der Steckdose angesteckt ist. Meine Vermutung ist, dass es sich dabei um Etwas handelt das ein tödliches Gas freisetzt. Mrs Branson meint es sei eine Minikamera darin versteckt, die uns filmt. Im Endeffekt habe ich beinahe Recht, denn es handelt sich um einen Anti-Insekten-Vapourizer. Dennoch google ich seither, ob nicht doch One Night on Mauritius im Internet kursiert. 

Die Mit-Urlauber im Hotel sind auch eine Klasse für sich: Es handelt sich bei ihnen größtenteils um Franzosen oder Engländer (nicht alle lesen Tom Clancy). Zu unseren Lieblingen gehören Diana und ihr Sohn, Sonnenöl und Bruder, die RTL 2 Prolo Gruppe, Schön & Schöner und Foxy Beer und Watergate. (Es sei nur gesagt: Wir stellen lediglich fest, wir stänkern nicht!)
Diana ist eine Engländerin mit denkbar schlechtem Modegeschmack, die Dank ihrer Frisur der verstorbenen Prinzessin ähnelt und mit ihrem Sohn (ca 12 Jahre) gesichtet wird, den sie immerzu mit Sonnencreme einschmiert.  
Sonnenöl ist eine geröstete junge Frau (unbekannter Herkunft), welche mit ihrem Bruder unterwegs ist, immer in der prahlen Sonne liegt, aber verantwortungsbewusst das Hautkrebsrisiko auf ein Minimum dezimiert, indem sie sich regel,äig schmiert sich mit Sonnenöl einschmiert… Begleitet wird unsere Prolo-Freundin im H&M Bikini von ihrem Bruder. Der hauptsächlich dazu da ist seine hässlichen Tattoos zur Schau zu stellen und seine Schwester von neuem in eine Ölsardine zu verwandeln.
Die RTL 2 Prolo-Gruppe macht dem Klischée vom dicken, dummen, deutschen Urlauber wieder alle Ehre. Nicht nur, dass sie sich ausschließlich von Pasta mit Tomatensauce ernähren und die Liegen mit Handtüchern belegen, sondern auch noch immerzu in der Sonne liegen (auch nur mit Öl eingeschmiert). Das Highlight ist wohl beim Schnorcheln: Die liebe Frau in der Gruppe hat in den Trägern von ihrem Bikinioberteil 2 Salzstangerl gesteckt, um die Fische zu füttern… oder so…   
Bei Schön & Schöner handelt es sich um ein US amerikanisches Pärchen, welches so schön ist, dass einem übel wird. Ihre Brüste sind definitiv falsch und daher geht sie so, als würde sie gleich vorne überkippen. Dass die Kleidchen eng und viel zu kurz sind, versteht sich von selbst. Herr Schön (wir können uns nicht einigen wer Schön und wer Schöner ist) ist meist weiß oder beige gekleidet und seine Frisur ist „von seinen Zeiten als Boybandmitglied übrig geblieben“, um Mrs B zu zitieren. Beide sind etwas zu jugendlich für ihr nicht mehr jugendliches Alter gekleidet. Besonders schön ist es, wenn sie nach dem Abendessen in aller Öffentlichkeit übereinander her fallen. Sie genießen ihr Dessert wirklich ausgiebig und es sieht so aus, als würden sie sich gegenseitig verschlingen. Zwischendurch hat sie dann auch immer mal wieder die Hand zwischen seinen Beinen. Gott sei Dank haben wir schon zu Ende gegessen, denn ansonsten hätten wir uns übergeben müssen.   
Foxy Beer und Watergate sind aber vermutlich unsere Lieblinge. Sie sind ein altes englisches Ehepaar, das dem Aussehen nach mindestens 90 Jahr miteinander verheiratet ist. Daher brauchen sie Tagsüber nicht mehr mündlich kommunizieren, sondern nur mehr telepathisch, während jeder auf seiner Liege liegt und in seinem Kindle liest. Jeder hat ein Bier daneben stehen, welches ca. alle 2 Stunden gegen ein frisches getauscht wird. Um Punkt 12 Uhr gibt es dann Lunch – danach kann man seine Uhr stellen und danach wieder zurück zum 2D Buch und einem neuen Bier. Ihre Spitznamen beziehen sich aber nicht nur auf ihr Lieblingsgetränk, sondern auch auf unser Erlebnis mit ihnen am ersten Abend: Sie ist typisch englisch gekleidet als würde sich nach dem Dessert noch auf eine Fuchsjagd gehen (daher Foxy). Als ihre Tischnachbarn einmal den Platz verlassen, um sich am Buffet zu laben, überschüttet sich Foxy mit Rotwein. Panisch greift sie zur Stoffserviette, um sich den Fleck wegzuwischen, doch hat sie kein Wasser auf ihrem Tisch. Was macht unsere feine englische Lady mit Vorliebe für sprudelnden Hopfensaft und pelzige Tierchen? Sie beugt sich mir ihrer Stoffserviette zum vorübergehend verlassenen Nebentisch und taucht diese so mir nichts dir nichts das weiße Stück Stoff in deren Wasserglas. Eine Kellnerin wird darauf aufmerksam und weist Foxy darauf hin, dass dies der Tisch von jemand anderem ist. Dies scheint sie aber nicht zu kümmern, denn sie tunkt die Serviette seelenruhig noch einmal in das Glas am Nachbartisch. Soviel dazu, dass sich die Engländer zu benehmen wissen. Ja, es gibt einen Grund, wieso sie auf einer Insel leben…    


Natürlich gibt es jeden Tag Abendunterhaltung – eine Vorführung, eine Band, beides… Eines Abends gibt es eine kreolischen Abend, bei dem eine Band ein Lied singt, dessen Refrain immer so klingt als würden sie singen: „La la la la la Ebola! La la la la Ebola!“ Sehr am Puls der Zeit, muss ich sagen. Leider ist das Lied so eingängig, dass sich Mrs Branson und ich am Flughafen zusammenreißen müssen, dass wir es nicht anstimmen. Und als das Ebola-Lied so ertönt, fragen wir uns was man wohl an einem typisch österreichischen Abend aufführen würde: Jodeln, Lederhosen, Zither-Musik (am besten Der Dritte Mann).  
Das Schöne an unserem Zimmer ist nicht nur die Aussicht, sondern auch das Fernsehprogramm. So können wir uns – während wir unser wallend Haar trockenen lassen – gehaltvolle TV Formate wie The Voice USA  oder Real Housewives of Atlanta anschauen. Das ist sicher das Niveau der RTL2-Gruppe. Eines Abends gibt es dann dennoch gutes Fernsehen: Frozen. Da Mrs Banson ihn noch nicht gesehen hat, schauen wir ihn uns an und haben für den Rest der Woche Let it to und For the first time in forver als Ohrwurm.
Das TV Highlight der Woche ist allerdings Die Holzbaronin im ZDF (ja, auch jenseits von Afrika haben wir ZDF). Dies ist mit Sicherheit der längste Film, den ich je gesehen habe – und ich habe Vom Winde verweht gesehen! Leider ist der Film so schlecht, dass wir nicht ausschalten konnten. Und ich hoffe, dass Mrs B mir diesen zu Weihnachten auf DVD schenkt. Ich werde ihn sicherlich an alle meine Freunde verschenken. Dieses besondere Fernseherlebnis sollte niemand vorenthalten werden.  
Eine der Schlagzeilen bei CNN News belustig mich besonders: „Man treated for Google-glass addiction.“ Interessant… Wie lange gibt es diese Brille erst? Und offensichtlich gibt es tatsächlich Menschen, welche dieses sinnlose Spielzeug verwenden. 

Es gibt auch ein Partyboot, das einmal bei uns am Steg anlegt. Das System eines Partybootes ist mir auch fremd. Ist es besser sich auf einem Boot zu betrinken? Kommt das daher, weil über die Rehling kotzen besser kommt? Weil man behaupten kann, man war nicht betrunken, sondern nur seekrank? Oder weil man nicht so viel trinken muss, weil das Boot sowieso schon schaukelt?  

Am ersten Tag schlafe ich gleich mal am Strand ein und röste so meine Schienbeine. Einen Großteil der Zeit verbringe ich (abgesehen von Schwimmen) mit Lesen (Stuart. A life backwards; At Last) und bin jedes Mal verblüfft was die Leute so am Strand lesen – diverse Danielle Steele, Assasins Creed, Sherlock Holmes, … Ich bin allgemein der Meinung, dass viele Leute das ganze Jahr über nichts lesen, außer am Stand. 

Teil 2 Dodo-Island – Die indische Hochzeit folgt
 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen