Der Abend des 2. Semi-Finales des sinnlostesten
Musik-Events des Jahres, dem Song Contest 2014, beginnt mit einem musikalischen
Previously on – Eindrücken vom ersten
Semi-Finale am Dienstag.
Es folgt der typische Werbefilm über das
Gastgeberland: Ein blondes Mädchen wird von leuchtenden Würfeln zur
Veranstaltungshalle geführt.
Dort werden wir von einem Arrangement des Tangos der Eifersucht empfangen und Tänzern, die ein bisschen an Storm-Trooper erinnern, und zwei Solisten mit Joker-Schminke interpretieren das Lied.
Dort werden wir von einem Arrangement des Tangos der Eifersucht empfangen und Tänzern, die ein bisschen an Storm-Trooper erinnern, und zwei Solisten mit Joker-Schminke interpretieren das Lied.
Heute trägt die magersüchtige Moderatorin
Schwarz, wieder mit komischen Blumen-Aufnähern und einem Kragen, der an Queen
Elisabeth I erinnert, oder an Shakespeare. Um 10 Things I hate about you zu zitieren: „Soll sie davon abhalten sich
die Wunden zu lecken?“
Startnummer 1 hat heute Abend Malta mit den
Geschwistern Edwards – eine Mischung aus (wieder) Kelly Family und Mumford
& Sons. Der Sänger flirtet verkrampft mit seinem Zahnpasta-Werbung-Lächeln.
Es mutet schon lächerlich an, wenn die Musiker so tun würden sie voll in die
Tasten (Saiten) hauen, wenn die Musik doch vom Band kommt.
Israel: Die Sängerin hat eine Frisur im Stil
von Kylie Minogues Can’t get you out of
my head. Ihr vo-ku-hi-la-Kleid ist sehr unvorteilhaft. Beim ersten Refrain
wagt sie einen „Schlampen-Walk“ nach Downstage mit ihren Tänzerinnen (auch
unvorteilhaft gekleidet und könnte man von den Bewegungen her mehr als
Kämpferinnen als Tänzerinnen einstufen). Am Ende gibt es viel Licht, von dem
man wesentlich geblendeter ist, als von der Performance.
Norwegen wird vertreten von einem
Fenster-reparierendem Wikinger – ehemals Türsteher in einem Black-Metal-Club,
wie es sich für einen echten Norweger gehört. Und der Song Contest beweist,
dass er auch überraschen kann, denn es kommt anders als erwartet: Keine
Metal-Nummer, sondern eine Ballade mit Geigen und Klavierbegleitung. Die vier
Geigerinnen sogar im Batik-Vorhang-Stil gekleidet.
Georgien: Der Song heißt Three Minutes to Earth – wenn man mit einem Flugzeug abstürzt ist
das vielleicht zutreffen, oder wie Andi Knoll es treffend formuliert hat: „Der Felix
Baumgartner Gedächtnis-Song.“ Vermutlich steht deswegen ein Typ mit Fallschirm
auf der Bühne. Den Gesang kann man am besten als eine Mischung zwischen Jodeln
und Jammern beschreiben – dargeboten von einer Hippy-Fee in grünem Kleid mit
Gänseblümchen auf der Wange, welche in öko-peace and love-Manier mit den Armen
wachelt. Und für was ist der Fallschirm-Typ noch einmal da?!
Polen präsentiert ein Lied mit Soft-Porno
artiger Grundstimmung – deswegen hat es viele, viele Klicks auf YouTube. Wäschermädels
mit tiefem Dekolletée bedienen sich an der Waschrumpel und rühren lasziv mit
Stab in der Butter. Ungefähr genauso habe ich ausgesehen als ich selbst vor
einer Stunde die Waschmaschine eingeschalten habe – sexy in meinem Eulen-Pyjama
mit Strickjacke. Niemand sieht so verführerisch aus wie ich, wenn ich auf den
Startknopf einer Waschmaschine drücke… Endlich ist der Soft-Porno zu Ende und wenn
die Butter jetzt nicht steif ist…
Endlich:
Queen of Austria – Conchita Wurst. Ich gebe zu, dass
es das erste Mal ist, dass ich unser Song-Contest Lied ganz höre. Conchita
steht in einem Lichtkegel in Mitten eines Sees aus Nebel. Die Halle ist in
gold-rotes Licht getaucht und Flügel aus Feuer fliegen über die LED-Wand. Passend
zum letzten Aufbäumen des Refrains gibt es dann Feuer. Und man kann nicht mehr
dazu sagen als: Melodrama vom Feinsten.
Die Sängerin aus Litauen hat etwas von Mila
Jovovic in ihrem futuristischen blau-schwarzen Latex-Outfit. Oh, ihr Tellerrock
hat Löcher, durch die ihr Tänzer mit den Händen greifen kann. Gegen Ende sprüht
dann Rauch aus Düsen im Takt und ihre Haare stehen elektrisch zu Berge.
Finnland rückt mit der finnischen Version der Killers an. Ihr Schlagzeuger sieht mit
seinem weißen 80er Jahre Ledersakkot aus wie dem Breakfast Club entsprungen.
Irland: Kleopatra mit schwarzem Haar und
dunklem Teint betritt die Bühne – unirischer geht’s kaum. Das hat man sich dort
wohl auch gedacht, denn als Ausgleich gibt es irische Stepper in Schottenröcken
(man muss die britischen Nationen ja vereinen), die ihre Hände unüblich viel
bewegen für irischen Step. Ach ja, und keltische Zeichen am Boden hätten wir
auch noch.
Weißrussland: Der Titel des Liedes würde mich
prinzipiell ansprechen: Cheescake. Auch
die ersten Textzeilen finde ich lustig: „I’m no Patrick Swayze, you’re no
Jennifer Grey.“ Und wer trägt die Wassermelone?! Aber sonst kann der Song
nichts. Der Sänger versucht auf Michael Bublé mit Background Sängern inkl.
Boyband-Choreo zu machen.
Makedonien: Bei ihrem Hosenanzug sollte die
liebe Frau bitte noch mindestens einen Knopf mehr zumachen, danke! Ihr Busen
ist jetzt nicht so, dass ihn ganz Europa sehen müsste…
Kurze Zwischenfrage für Blondinen: Wie funktioniert
das eigentlich: Wer darf sich beim Song-Contest zu Europa zählen? Seit wann
gehört Israel zu Europa? Ich meine, ich bin echt schlecht in Geografie, aber… Oder
Aserbaidschan… Darf da jeder mitmachen, der genug Kohle zahlt?!
Die Schweiz pfeift uns was mit Banjo-Musik. Ich
muss aber zugeben, der Sänger hat ein sympathisches Lächeln, und das liegt
nicht daran, dass ich einen Faible für Männer mit dunklen Löckchen habe. Okay,
vielleicht ein bisschen… Wo waren wir?
Griechenland: Offensichtlich geht es der Nation
finanziell wieder besser, wenn sie Geld für den Song Contest hat. Da wissen wir
wo unsere Unterstützung hingeht. Die Tsatsiki-Nation wird von einer
techno-Boyband vertreten. Wenn man entsprechend Ecstasy intus hat, kann das
vielleicht auch was. Aber so… Ich finde es sowieso unverantwortlich nicht-Drogen-induziert
an einem Rave teilzunehmen – das erträgt man ja nicht! Oh ein Trampolinspringer…
Wieso?! Ach ja: weil’s keine Drogen gibt.
Slowenien präsentiert Querflöte vor
Sternenhimmel in Mitternachtsblauem Kleid à la Königin der Nacht, nur um viele
Oktaven tiefer. Der
Text lautet: „What are you doing? Can you believe
it?“ Ich glaube keiner weiß so genau bei der Veranstaltung, was er tut und
glauben kann man das wahrlich nicht. Beim letzten Refrain wechselt der Hintergrund
von blau auf gold und nun weiß die gute Frau eindeutig nicht mehr wohin mit
ihrer Flöte.
Und schon sind wir beim letzten Song des
Abends. Wie schnell die Zeit vergeht, wenn man Spaß hat… Wenn das jetzt ein
bisschen sarkastisch geklungen hat, dann liegt das daran, dass es genauso
gemeint ist.
Rumänien: Das Schlimmste kommt am Schluss. Der
Sänger sieht einem Mecki recht ähnlich. Und was macht der da für komische
Handbewegungen? Jetzt der „beeindruckteste“ Effekt des Abends: die Sängerin
löst sich in Luft auf und materialisiert sich dann auf den anderen Seite der
Bühne. „Beam me up, Scotty“ für Arme sozusagen. Ein weiteres Highlight ist ein
rundes Klaviertastatur in Mitten der Bühne – ein Klavier-Donut sozusagen. Ist
das womöglich mit dem Hamsterrad der Ukraine verwandt? Der Sänger geht hin und
wieder mal dahin und tut so als würde er spielen. Sieht „toll“ aus, wenn er die
Tastatur wieder verlässt und das Klavier spielt trotzdem weiter. Dann umarmen
sich die beiden beim Singe völlig unmotiviert. „It’s a miracle. It’s so beautiful.“ Ein Miracle ist, dass ist nicht
ausgeschalten habe.
Es folgt der Schnelldurchlauf aller Teilnehmer.
Woher kommt es wohl, dass die Beiträge im Schnelldurchlauf um so vieles
Erträglicher sind?
Nun ein Land, von dem sogar ICH weiß, dass es
sicher nicht in Europa liegt (auch wenn es von US-amerikanischen Bürgern gut
und gerne mit unserer Alpennation verwechselt wird): Australien. Die Nation
Down Under ist nämlich total begeistert von dem Musikspektakel Song Contest –
liegt vermutlich daran, dass die hohen Ozonwerte dort sich auf die
Gehirnaktivität auswirken. Ihnen ist ein kleiner Tanz inklusive aller Klischées
diverser Beuteltiere gewidmet. Dann singt noch eine Australische Sängerin, die auch
so komische Handbewegungen macht. Ihr Lied ist genauso nichts-sagend wie es
sich für einen typischen Song Contest Beitrag gehört – Australien wäre also
würdig.
Dann gibt es noch eine Live-Schaltung nach
Sydney, wo es gerade 6:30 Uhr ist. Ich meine, würden Sie deswegen aufstehen?!
Wie hält man diese Veranstaltung aus, wenn man noch nichts getrunken hat?! Geht
irish-Coffee als Frühstücks-Getränk durch?
Noch eine Tanz-Performance, über die zu
schreiben ich jetzt überdrüssig bin. Man möge mir verzeihen. Nur so viel dazu:
Am Ende kommt wieder eine Oma vor, die man sich vielleicht von Russland letztes
Jahr geborgt hat.
Werbepause. Um die Zeit sinnvoll zu überbrücken,
mache ich wieder einen auf Polen und widme mich meiner Wäsche:
In den jeden Quadratzentimeter meines Körpers bedeckendem Eulen-Pyjama-Strickwesten-Outfit schlurfe (lese: rekle ich mich) ich in das Badezimmer. Meine Haare hängen mir in achtloser (lese: sexy-verruchter) Manier ins Gesicht als ich mich behäbig (lese: mit elfenhafter Grazie) zum Ausschalte-Knopf der Waschmaschine beuge (lese: mein wohl geformtes Hinterteil hinausstrecke) um den Waschvorgang zu beenden. Achtlos (lese: sorgfältig) ziehe ich ein nasses (lese: feuchtes) Kleidungsstück nach dem anderen aus der Trommel und hänge es auf den Wäscheständer (ergänze: das kühle Feucht des purpurnen Kleidungsstückes kühlt meine erhitzte Haut).
In den jeden Quadratzentimeter meines Körpers bedeckendem Eulen-Pyjama-Strickwesten-Outfit schlurfe (lese: rekle ich mich) ich in das Badezimmer. Meine Haare hängen mir in achtloser (lese: sexy-verruchter) Manier ins Gesicht als ich mich behäbig (lese: mit elfenhafter Grazie) zum Ausschalte-Knopf der Waschmaschine beuge (lese: mein wohl geformtes Hinterteil hinausstrecke) um den Waschvorgang zu beenden. Achtlos (lese: sorgfältig) ziehe ich ein nasses (lese: feuchtes) Kleidungsstück nach dem anderen aus der Trommel und hänge es auf den Wäscheständer (ergänze: das kühle Feucht des purpurnen Kleidungsstückes kühlt meine erhitzte Haut).
ZIB-Flash. Bei einem Fernsehgespräch in
Jordanien nehmen zwei Kontrahenten das Studio auseinander. Die haben
offensichtlich den Song Contest auf nüchternen Magen gesehen.
Zurück beim Song Contest. Noch gibt es kein
Ergebnis und deswegen sehen wir uns den Schnelldurchlauf noch einmal – Die Song-Contest-Voter-Zielgruppe
leidet vermutlich an Alzheimer.
Und dann, endlich das Ergebnis. Weiter sind:
Schweiz – unser pfeifendes Ringellöckchen
Slowenien – Königin der Querflöte
Polen – Butter-Porno
Rumänien – Donut Klavier
Norwegen – softi-Türsteher
Griechenland – Trampolin Drogen
Malta – Kelly
Family trifft Mumford & Sons
Weißrussland – auch am Samstag wird Käsekuchen
serviert
Finnland – Killers
trifft Breakfast Club
Und einen Startplatz gibt es noch. Als „Aus-tri-a,
Aus-ttri-a!“-Sprechchöre in der Halle ertönen muss ich gestehen, dass ich doch
ein bisschen patriotisch werde.
Und dann doch: Austria! Wir sind weiter!
So, nun haue ich mir ein Aspirin rein, werde zu
Bette gehen und mich auf all die schrägen Beiträge am Samstag freuen. Denn die
Big Five inkl. dem Gastgeberland bekommen wir erst bei Finale zu Gesicht.
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