Mittwoch, 27. Mai 2015

Da werde ich freiwillig zum Single



 NIE WIEDER SINGLE 

Ja, ich gebe zu, ich habe Vorurteile gegenüber dieser Sendung. Wie könnte ich auch nicht? Sie
wirbt mit dem Klischee des einsamen Singles, dessen einziges Ziel es ist einen Partner zu finden, denn alleine kann man nicht glücklich sein.
Als Singe geht mir dieses Vorurteil gehörig auf die Nerven, denn permanent muss man sich die Frage: „Warum bist du denn Single?“ gefallen lassen. Das nächste Mal, wenn Sie im Begriff sind diese Frage zu stellen, überlegen Sie kurz wie dämlich sie ist. Ich habe noch nie jemanden fragen gehört:„Wieso bist du denn in einer Beziehung?“ Wäre doch genauso legitim, oder?

Wie unschwer zu erkennen ist, hat schon der Titel der Sendung meinen Unmut erregt, und weil ich der Sache dennoch eine Chance geben wollte, habe ich mich am 20.05. vor den Fernseher gesetzt und diese Sendung in vollen Zügen genossen.

Das Format ist denkbar einfach: AVT begleitet Singles, die auf der Suche nach der großen Liebe sind und sich dabei (wie könnte es anders sein?) recht ungeschickt anstellen und alle mit „herausfordernden“ Persönlichkeiten ausgestattet sind.

Da hätten wir zur Auswahl:

Guido, 37, Versicherungsirgendwas – halb Italiener, oder so, jedenfalls hat er eine italienische Mama, aber keinen Sinn für Mode.

Was hat Guido zu bieten?
„Wenn ich eine Frau hätte, dann wäre für sie jeder Tag Geburtstag. Aber nicht mit Torte, denn wenn sie jeden Tag Torte essen würde… das wäre eine Katastrophe!“
Frauen, die gerne Geburtstag ohne Torte feiern sind bei Guido also genau richtig.

Was Guido außerdem zu bieten hat, ist eine Mama, die er sehr lieb hat und die gerade Geburtstag hat. Daher besucht er sie und bringt Torte mit.

Guido entscheidet wo wer beim Torte-Anschneiden sitzt. Immerhin muss man 3 (!!!) Leute koordinieren. Reise nach Jerusalem ist nichts dagegen. Bei einer Frau würde er auch darauf achten wo sie wann sitzt, denn „Es ist schon sehr wichtige. Denn der Platz bedeutet, wo man dann sitzt.“ Guido ist ein wahrer Philosoph.
“Ich bin in gewissen Dingen sehr pedant.“ Ach wirklich, darauf wäre ich jetzt nicht gekommen…

Seine Mama ist auch sein Liebesorakel – sie scheint eher von der Sorte Cassandra zu sein.
Zu seinem Vorhaben am Abend in die Disco in Niederösterreich zu gehen, hat Cassandra folgendes zu sagen: „In der Disco wirst nicht die richtige Frau finden.“ 
Guido ist dennoch zuversichtlich, weil: „Am Land kann’s nie schief gehen, weil sie Frauen am Land können gut kochen. Frauen am Land tun noch was für einen Mann.“ Aha, das hat man vergessen mir Landpomeranze zu sagen. Ich hasse nämlich kochen.

Guido meint weiter: „Liebe macht einen grenzenlos.“ Das sollte ich mir auf ein Kissen sticken lassen. Könnte auch eine Textzeile aus einem Schlager sein…
Und zum Thema Beziehung meint er: „Ohne Streit wäre das Ganze nicht sinnvoll.“ Noch so sein Spruch für ein Kissen, oder vielleicht für ein T-Shirt?
Der Wiener ist anscheinend auch Anthropologe und weiß ganz genau, wie es sich mit der Landbevölkerung verhält: „Ich glaube, dass die am Land, wenn die jemanden aus der Stadt sehen, offener werden.“
Ich werde dies beim meinem nächste Besuch in meinem Heimatort testen.

Als Guido und sein Freund in der Dorfdisco ankommen, sind sie begeistert und müssen mal „den Tank auffüllen.“
Guido ist davon überzeugt, dass sein Tanzstil „ganz viel durcheinanderwirbelt.“
Die Bilder von Guido beim Tanzen sind so verstörend, dass… mir die Worte fehlen. Ich weiß weder was es sein soll, noch… Der DJ meint: „Michael Jacksons Halbbruder. Wer sich da traut mitzutanzen bekommt eine Flasche Bacardi.“ Und daraufhin… bleibt die Tanzfläche leer.
(Wer er mit eigenen Augen sehen möchte bei 00:24: https://www.youtube.com/watch?v=PxYh4KGA4Hk )

Guido findet, dass die Mädels „konservativ und unzugänglich“ sind. 

Eine Guido-Regel, die sich junge Männer zu Herzen nehmen sollten: „Wenn man eine Frau nach 24 Uhr kennenlernt, dann wird das vermutlich nur ein One Night Stand, aber mehr nicht.“ Ich fürchte bei dir, Guido, wird es nicht einmal das.  
Dann nimmt sich der Guido ein Herz und spricht die wehrlose Jenny an, die er gleich niederquatscht und ihr seine Telefonnummer aufdrängt. Blöd nur, dass sie ihm ihre nicht gibt. Nun versuche ich mich als Cassandra: Ich glaube nicht, dass sie sich meldet.  

Guido und sein Freund (mit Name Andi, wie wir nun wissen) sind enttäuscht, dass sie Frauen abweisend reagieren. Kann ich mir jetzt gar nicht erklären wieso…
„Man hat’s wirklich schwer als Single. Man geht seelisch ein.“ Und dazu spielt im Hintergrund eine Schnulze vom Eros (wie passend…) Ramazotti. Die Prophezeiung von Mama Cassandra hat sich als richtig erwiesen: Die Disco ist kein gutes Jagdrevier für Guido.

Barbara 32 –Mediendesignerin, die leidenschaftlicher Metal- und Gothicf-Fan ist. Sie hat eine Leidenschaft für Schuhe frei nach dem Motto: Nein, ich habe keinen Besuch. Das sind alles meine Schuhe.
Und die Frau hat wirklich ein ganzes Vorhaus voller Schuhe.
Sie kann auch mit Piercings („I hob einige.“) und Tattoos aufwarten.
Ihr Hobby ist: vor der Kamera zu stehen und Model zu spielen.
Es sei hier aber gesagt, sie wirkt sympathisch.

Es wäre ihr recht, wenn der Zukünftige aus der Metal-Szene kommt.
In ihrer Freizeit arbeitet sie an ihrem Facebook-Profil. Das kommentiere ich besser nicht.  
Sie hat einen Puppenkopf mit zugenähtem Mund in ihrer Wohnung – und da soll noch jemand meinen Totenschädel auf meinem Schreibtisch kritisieren…
Mit Freundin und Fotografin Mona geht es auf zum Shooting. Ein Mann könnte da gerne mitmachen, muss aber nicht, erklärt sie.  
Barbara sucht jemanden, der sie akzeptiert wie sie ist. Tja, wer möchte das nicht.

Roman, Frühpensionist lebt alleine, aber die Mama kommt regelmäßig zu dem 31-jährigen zu Besuch.
Folgendes hat er zu bieten:
Roman ist humorvoll und hat eine “nette“ Sammlung an Spielzeugautos. Vielleicht hat mein 5-jähriger Cousin Interesse? Der hat auch eine Spielzeugauto-Sammlung.  
Das Singleleben empfindet er als langweilig. Ok, Leute die behaupten ihnen sei langweilig haben bei mir prinzipiell schon verspielt.

Roman sucht: einen netten, humorvollen Familienmenschen. Die Frau seiner Träume kann ruhig tätowiert und gepierct sein – na bitte, da könnten wir ihn gleich mit Barbara verkuppeln. Obwohl ich stark bezweifle, dass Roman der Metal-Typ ist. Ich glaube, er ist eher von der Florian Silbereisen-Sorte.  

Auch er ist ein kleiner Mamabub. Und die Mama beschreibt Roman folgendermaßen: „Der Roman is ka Raffer. Er is a feiner Bua.“
Mit der wichtigsten Frau in seinem Leben führt er interessante Gespräche über das Mittagessen. Sie kommt ihn 3 Mal in der Woche besuchen, kocht öfter für ihn und hat ein Auge darauf, dass es immer schön aufgeräumt ist – die Plastikuntersetzer auf dem Plastiktischtuch sind der Beweis dafür (Plastikallergiker ausgepasst!). Sie hat Sehnsucht, wenn sie ihn 2 bis 3 Tage lang nicht sieht und sie erzählt, dass seine letzte Beziehung auf sie eifersüchtig gewesen sei.  
Die Exfreundin scheint eine „Nette“ gewesen zu sein, denn am Ende ist sie Roman betrunken mit dem Messer nachgelaufen. Wie hat uns Guido schon erklärt: „Ohne Streit wäre das Ganze nicht sinnvoll.“  

Wegziehen würde Roman aus dem kleinen Ort in der Steiermark nicht, denn er will bei der Mama in der Nähe bleiben. Außerdem kommt in der Früh der Bäcker. Also, wenn das kein Grund ist dort alt zu werden...
Sowohl Mama als auch Sohn sind Raucher, sollte das für jemand von Interesse ist.

Gerne möchte ich diese Folge mit den Worten des Philosophen Guido abschließen: „Ich bin so wie ich bin. Und die Frauen, die sich nicht melden, versäumen etwas.“
Die Frage ist nur: Was?

Freitag, 22. Mai 2015

ESC 2, Wie von einem anderen Stern


Der ESC scheint bei mir Migräne auszulösen, denn auch letztes Jahr beim 2. Semifinale habe ich unter Kopfschmerzen gelitten. Offensichtlich kann mein Organismus mit dieser Flut an Bild und Ton nicht umgehen. Daher möge man mir verzeihen, dass der Bericht vom 2. Semifinale weniger ausführlich ist, als jener vom ersten.

Das Spektakel beginnt mit den Outfits des Grauens der drei Moderatorinnen. Miriam trägt eine Hose, die ihre Oberschenkel ausladend zur Schau stellt, Arabella sieht mit ihrem Kleid aus wie ein Alien, der sich mit einer Disco-Kugel gepaart hat und Alice wurde wieder in ein kurzes Etwas gewickelt. Das Ziel der Kostümabteilung dürfte gewesen sein, die drei so unvorteilhaft wie möglich aussehen zu lassen. Und das hat sie erreicht. 12 Punkte!

Der erste Beitrag des Abends macht einen munter:
Litauen präsentiert seinen LSD-Trip inklusive Kuss-Pause. Durch das Kommentar von Andi Knoll lerne ich eine neue „hippe“ Abkürzung: FZ – „fix zamm.“ Aha.

Irland, Playing by Numbers: Walzer Klänge statt Pub-Musik bzw. Riverdance vor einem projizierten goldenen Wald.

San Marino, Chain of Lights: Zwei 16-jährige präsentieren Fahrstuhlmusik – wie jedes Jahr geschrieben von Ralf Siegel. Somit sind wir vom Song Contest zum Kiddy Contest gewechselt. Justin Bieber (mit schwarzem Haar) und seine Teenager Freundin beenden das Lied mit einem traumhaft falschen Schlusston.

Montenegro, Adio: Die Sängerin hat anscheinend Angst vor einer Alieninvasion, denn sie trägt Alufolie im Haar. Um die Performance mit den Worten von CK (Name von der Redaktion abgekürzt) zu beschreiben: „Pina Bausch für Arme.“ Dies geht fließend über in Sirtaki für Arme.

Malta, Warrior: Dies ist das zweite Lied beim diesjährigen Song Contest mit diesem Titel. Es handelt sich um die nächste fade Ballade, die von der Projektion her auf Rise like a Phoenix macht. Das Kleid der Sängerin hat einen Schlitz, bei dem man „bis ham“ sieht. Und die Windmaschine Pyrotechnik dürfen sich austoben.

Norwegen, Monster like me: Auch hier haben wir eine Alienphobikerin mit Alufolie im Haar und ihr Kollege hat vor zum Captain’s Dinner zu gehen (anders kann ich mir den weißen Anzug nicht erklären). Sie trägt ein asymmetrisches Kleid, das so aussieht, als hätte man beim Hintern einen Teil Stoff vergessen.

Portugal, Hà um Mar que nos Separa: Man versucht mit dem Outfit (Schulterpolster und Cape) vom Lied abzulenken, das klingt als wäre es ein zum 4. Mal aufgewärmt worden. Außerdem passt die Latexhose ganz und gar nicht zu dem faden Song.

Tschechische Republik, Hope never dies: Tja, die Hoffnung auf ein gutes Lied beim Song Contest stirbt zuletzt. Zumindest scheine ich Naivchen das noch zu glauben. Aber zurück zum Beitrag: Es handelt sich um ein Lied in Englisch mit tschechischem Akzent. Auch diese Sängerin trägt ein Kleid  inkl. Cape. Am Höhepunkt der Nummer zieht sie sich die Schuhe aus und wirft sie auf die Bühne (in den Zuschauerraum hätte ich amüsanter gefunden). Was das zu bedeuten hat, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Befreiung der Frau? Ein Statement zum Schuh-Eklat in Cannes? Aschenputtel für Arme?

Israel, Golden Boy: Balkan-Rock von Boyband mit einem Sänger, der goldene Hermes-Schuhe trägt (mit goldenen Flügel seitlich und nicht von der Modemarke). Das Lied beginnt mit den Worten „Mama“… Song zum Mithüpfen, das der Bühne alles an Pyrotechnik abverlangt.

Lettland, Love injected: Die Sängerin sieht aus wie direkt von der Enterprise gebeamt. Für ihr Kleid wäre ein Busen von Vorteil, die Handbewegungen hat sie sich von Loreen (Euphoria) abgeschaut und das Lichtdesign von Rise like a Phoenix. Ich habe bis dato nicht gewusst, dass Haare eckig aussehen können. Sie können – auch eine Leistung! Wie lange können 3 Minuten dauern?! Und nun weiß ich endlich wieso viele andere Teilnehmerinnen Alufolie im Haar haben: Sie haben Angst vor dieser Sängerin. Verständlich.

Aserbaidschan, Hour of the wolf: Hierbei handelt es sich um Fans der Serie Game of Thrones, welche vor einem Vollmond Werwölfe heraufbeschwören. Ich denke, das soll das „Getanze“ darstellen. Ach ja, einen „netten Durwechsel“ hat das Lied auch.

Island, Unbroken: Die Sängerin sieht aus wie eine 12-jährige Fee, die sich barfuß auf der Bühne bewegt. Ich muss gestehen, ich bin ein bisschen enttäuscht. Ansonsten hat Island immer recht … schräge… Beiträge.

Schweden, Heroes: Dieses Lied ist eines der Favouriten. Wieso? Keine Ahnung, vielleicht, weil der Sänger hübsch aussieht. Gekleidet ist der Herr ganz leger und begleitet wird er von Strichmännchen auf der Projektion. Eines muss man ihm lassen: Er steht brav auf seinen Markierungen, sonst würde das mit den Projektionen nicht funktionieren. Abgesehen davon kann das Lied nix. Nej tack.

Schweiz, Time to fly: Hierbei handelt es sich um Fledermaus-Cape-Gothic-Queen. Ich glaube ich stehe im Wald (sie nämlich auch). Ach ja, Trommeln gibt es auch. Aber dann: sie reißt sich das schwarze Cape von den Schultern  und trägt darunter ein weißes Kleid mit einem Schlitz („bis ham“). Und dann ist das Lied aus… oder doch nicht…

Zypern, One thing I should have done: Der Sänger macht auf Nerd-Brille, 3 Tage-Bart und Anzug. Als das Bild von Schwarz-Weiß auf Farbe wechselt wird man daran erinnert, dass farblos manchmal doch besser ist. Das Lied ist schlicht, und irgendwie finde ich es sogar ganz nett.

Slowenien, Here for you: Frau mit sinnlos-Kopfhörer, die ein weißes Häkeltischtuch trägt (meine Oma hatte genauso ein Tischtuch) und eine „Tänzerin“ die so tut, also würde sie Geige spielen. Luftgeige scheint die neue Luftgitarre zu sein.

Polen, In the name of love: Celine Dion Verschnitt vor Kirschblütenprojektion in weißem Cape. Um wieder CK zu zitieren: „Die Fahnen im Hintergrund passen sich den Schleppen der Sängerin an.“ Da waren die fidelen, halbnackten Waschweiber vom letzten Jahr amüsanter.

Und das war es auch schon wieder mit den Beiträgen. Und nun die Finalisten:

Litauen: LSD
Polen: Celine Dion
Slowenien: Häkeldeckchen
Schweden: Strichmännchen
Norwegen: Alufolie und Captain’s Dinner
Montenegro: Pina Bausch für Arme
Zypern: Nerd-Brille
Aserbaidschan: Werwölfe im Mondlicht
Lettland: Alieninvasion
Israel: goldener Paketdienst

Mittwoch, 20. Mai 2015

ESC oder Die Wiederverwertung der The Voice Teilnehmer


Wien ist im Song Contest-Fieber: singende Kanaldeckel, Pärchen-Ampeln und Conchita als U-Bahn Ansage. All das gibt es laut Medien zur Zeit in der Hauptstadt. Ich schreibe „laut Medien“, weil ich selbst noch keines dieser tollen Marketing-Aktionen gesehen habe. Offensichtlich hat man sich für Hidden Marketing entschieden und die Idee dahinter ist, dass man diese Goodies erst suchen muss.

Im Vorhinein haben sich viele Menschen darüber beschwert, dass der ESC Österreich nur unnötig viel Geld kostet. Ich stehe dem Thema recht neutral gegenüber. Ich sehe meine GIS-Gebühren lieber in eine „Gesangs“-Farce investiert, als in die Übertragung des 5. Luft- verpestenden Trainings vom F1 Grand Prix in Montreal (aber Hauptsache wir sind alle soooo öko…). Ich weiß, darüber kann man diskutieren, und ich will gar nicht abstreiten, dass es durchaus seinen Reiz hat Autos dabei zuzuschauen wie sie 100 Runden im Kreis fahren. Ich gehe selbst gerne am Wochenende in den Prater und schaue dem Mecky-Express zu.

Als die Übertragung des ersten Semifinales aus der Wiener Stadthalle beginnt, muss man sagen, dass unsere GIS-Gebühren gut eingesetzt wurden, denn das Lichtdesign kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Das Konzept mit den leuchtenden Kugeln, die sich in Wellen über die Bühne bewegen, sieht beeindruckend aus.


Wie es die Tradition verlangt, beginnt das Event mit dem Siegertitel des letzten Jahres Rise like a Phoenix, das wir im letzten Jahr recht oft hören mussten, und diese Woche vermutlich noch öfter… Aber das Positive daran: Danach wird das Lied vermutlich in der Versenkung verschwinden.

Miriam, Alice und Arabella – drei Damen in unmöglichen Outfits moderieren das erste Semifinale. Wenigstens spricht Alice gut Englisch – die anderen beiden sind dazu da das Klischée zu bestätigen, dass das Englisch der Österreicher eher bescheiden ist (eines der schlimmsten Beleidigungen, die ich je gehört habe, war als jemand zu mir gesagt hat: „You sound like Arnold Schwarzenegger.“).  
 

Und wo wir schon bei Klischées sind: Stripper als Polizisten verkleidet. Das sind die Song Contest Starter für Moldawien, die mit I want your love die Startnummer 1 des Abends haben. Ja, schon der erste Beitrag hat das, was ein richtiges Song Contest Lied braucht: den gewissen WTF-Effekt (für diejenigen, die in Abkürzungen nicht so firm sind: What The Fuck). Hierbei handelt es sich um eine Boyband-artige Formation, die in knapper Polizisten-Uniform (wieso habe ich noch nie solche Gesetzesvertreter in live gesehen?) auf einem Gerüst herumturnen und „schön“ falsch singen.

Armenien, Face the Shadow: Diese Gruppe sieht in ihren Umhängen aus wie eine Delegation Elben aus Herr der Ringe – im Hintergrund ist sogar ein weißer Baum (von Gondor!) projiziert. Hoffentlich werden sie nicht von New Line Cinema wegen Plagiats verklagt. Beim Lied kann ich beim besten Willen nicht sagen, ob es so sein soll, oder ob sie falsch singen. Vermutlich zweiteres…

Belgien schickt seinen besten Mann: den zweitplazierten von The Voice Belgien.

Der Beitrag Rythm Excite ist… schwer zu beschreiben. Vor allem hat er viel weißes Licht, weiße Tänzer und Stroboskop Effekte – kurzum ein Fest für Epileptiker.

Die Niederlande, Walk Along: Die Sängerin trägt eine Maske auf schwarzer Spitze, welche sie sich vom Gesicht reist und einen unvorteilhaften Jumpsuit, der an eine Fledermaus erinnert, wenn sie die Flügel angelegt hat. Das Lied besteht hauptsächlich aus den Worten „Whyjayjayjay“ – also super zum Mitsingen.

Finnland – die Band mit dem unaussprechlichen Namen – Pertti Kurikan Nimipäivät - kurz PKN. Und genauso kurz ist das Lied – nur 90 Sekunden lang. Finnischer Gröle-Rock. Weckt ein wenig Erinnerungen an Lordi. Weil es finnisch ist, weiß ich leider nicht, worum es in dem Lied geht. Is aber egal, es rockt. Wie heißt es so schön: In der Kürze liegt die Würze.


Gott sei Dank ist nun eine kurze Werbepause, in der ich mir eine Stärkung genehmigen kann.  

Gut, das Mirkowellen-Popcorn nur 3 Minuten braucht.


Griechenland. Auch hier eine The Voice Teilnehmerin, dieses Mal die Gewinnerin. One last breath heißt das Lied – welch ironisch gewählter Titel. Offensichtlich pfeifen die Griechen wirklich aus dem letzten Loch. Die erste Jammer-Ballade des Abends. Da bin ich froh, dass ich nun Popcorn habe, das mich das ertragen lässt. Bei dem Beitrag ist „Glitzer“ das Motto: Glitzer-Kleid, Glitzer-Staub und viele Sternchen auf der LED-Wand.


Goodbye to Yesterday. Das Lied von Estland finde ich… eigentlich recht cool. Es hat was von dem Minimalismus, das die Niederlande letztes Jahr hatten: Ein Mann und eine Frau zueinander singend.

 
Mazedonien. Der Sänger hat angeblich immer ein Foto von seiner Mama mit (sollte ihm vielleicht mal jemand sagen, dass das bei Mädels ned so sexy ankommt). Er lebt eigentlich in Wien und war bei Starmania dabei. Autumn Leaves heißt der Beitrag und ist eine melodramatische Boyband-Ballade, die alles hat, was es braucht, um diese Bezeichnung zu verdienen: peinliches Gehopse, das als Background-Tanz durchgehen soll, schreckliche Outfits (weißer Mantel), Projektionen, die aussehen als wären sie ein Bildschirmschoner und man sollte ihm auch sagen, dass Schnauzer auch nicht so sexy rüberkommt bei Frauen.

 
Serbien, Beauty never lies – die serbische Adele. Wenn man gemein ist, könnte man behaupten sie wird weniger wegen ihrer Stimme, sondern mehr wegen ihres Körperbaus so genannt. Ihr Chor besteht aus 2 Frauen und 2 Männer mit weißen Masken, welche sie nach der ersten Strophe absetzen, sich die weißen Kutten vom Leib reißen und plötzlich wird es eine Techno-Nummer. Ja, das gibt es nur beim Song Contest.
 

Ungarn. Wars for nothing – Anti-Kriegssong. Die Sängerin steht im Dunkeln in einem Bordeaux-roten Kleid. Das ist nun wahrlich Minimalismus nach der letzten Nummer. Die Bühne verwandelt sich in Sternbilder und irgendwie kann ich mich der Assoziation zu Die Entdeckung der Unendlichkeit nicht erwehren. Spätestens bei der zweiten Strophe hat sich das aber schlagartig wieder geändert, denn nun ist ein Baum auf der LED Wand zu sehen – jetzt ist die Assoziation Rauch und ich hätte gerne einen Apfelsaft.

Weißrussland, Thunder: Bumm, Bumm-Ballade (ja, der Song Contest zwingt einen neue Genre-Kreuzungen zu erfinden) gesungen von einem Mann, begleitet von einer hübschen Geigerin in Weiß (scheint die ESC-Modefarbe zu sein). Andi Knolls Kommentar zum Sänger: „Der sieht aus wie der Typ von 50 Shades of Grey.“

Russland, A Million Voices: Das hat nun was von Celine Dion, bzw. sie scheint die russische Helene Fischer zu sein. Auch ihr Kleid hat die Farbe… genau: Weiß. Man könnte das Lied auch umtaufen auf A Million Lights.

Kurze Pause. Popcorn auffüllen.
Und weiter geht’s.

Dänemark hat einen Starter, deren Bandname mir gefällt: Anti Social Media, The Way you are heißt die Nummer. Mein erster Gedanke: Meine liebe Freundin Biscotto (Name von der Redaktion geändert) wird die mögen, denn der Sänger ist rothaarig (ginger!). Gefälliges Lied, einer Band, die aussieht, als wären sie 15 und machen auf Brit-Pop für Arme.

Albanien. I’m alive: Sie hat die italienische Version von The Voice gewonnen. Ihr Song ist leider so nichtssagend, dass man mehr zum Outfit sagen kann, als zum Lied. Sie trägt so etwas wie einen Jumpsuit mit Cut Outs und einem angenähten Cape. Ja, es ist genauso schräg wie es sich anhört. Ach ja, die aufgestickten Glitzer-Steinchen darf man nicht vergessen.


Rumänien, De la capat: Eines der wenigen Beiträge, der nicht auf Englisch ist. Und auch, wenn ich Englisch liebe, so finde ich es immer mutig und gut, wenn Länder mit Liedern in der Landessprache antreten. Während des Songs laufen im Hintergrund schwarz-weiß Projektionen von traurig dreinblickenden Kindern.


Georgien startet mit einem der zwei Lieder, das Warrior heißt. Die Sängerin macht auf Gothic-Krieger-Prinzessin. Schaut aus, als wäre sie World of Warcraft entstiegen und für ihr Kostüm mussten ein paar arme Krähen Federn lassen.


Das war es mit den Beiträgen. Und nun eröffnen die Ladies das Voting (und wieder frage ich mich, wer sich eingebildet hat, man müsse Alice in ein Tischtuch wickeln – es ist NICHT vorteilhaft).  


Meine Spannung steigt ins Unermessliche… Ich denke, ich mache mich mal gemütlich bettfertig.
 

In der Zwischenzeit machen sich Miriams Hund Schwarzenegger, Arabellas Lipizzaner und Alices Katze mit einer Kamera auf durch Wien und zeigen uns die Stadt auf der Perspektive von Vierbeinern.


Wir bekommen auch noch die Videos der Fixstarter zu stehen, und dabei springen mir vor allem jenes von Spanien und Italien ins Auge:


Das Video für Spaniens Song Contest Teilnehmer ist eine „gelungene“ Mischung auf Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger und (wieder einmal) Herr der Ringe - inkl. Ring mit leuchtender Inschrift.


Für Italien tritt Il Volo an, die in ihrem Video auf Ghost – Nachricht von Sam machen.


(und für die Freaks unter uns: werft einen Blick auf die Tapete des Tonstudios im Video der Starter für Australien. Kommt euch die bekannt vor? Die klebt auch an den Wänden der berühmtesten Adresse Londons…)

 
Und dann ist es endlich soweit (wir haben fast so lange überzogen wie zu Gottschalks Wetten, dass…? Zeiten). Die 10 Finalisten lauten:

 

Albanien – Frau mit Cut out und Cape

Armenien – Elben aus Mittelerde

Russland – Helene Fischer von Russland

Rumänien- Erinnerung an traurige Kinder

Ungarn – Anti-Kriegslied

Griechenland – Haben noch nicht ihren letzten Atemzug getan

Estland – das heurige Calm after the Storm

Georgien – Kriegerprinzessin

Serbien – Adele

Belgien – Alptraum für Epileptiker

Und nun werde ich noch ein paar Tränen vergießen, weil die Boyband-Stripper-Polizisten nicht weitergekommen sind und mich dann seelisch auf das zweite Semifinale am Donnerstag vorbereiten.