Mittwoch, 27. Mai 2015

Da werde ich freiwillig zum Single



 NIE WIEDER SINGLE 

Ja, ich gebe zu, ich habe Vorurteile gegenüber dieser Sendung. Wie könnte ich auch nicht? Sie
wirbt mit dem Klischee des einsamen Singles, dessen einziges Ziel es ist einen Partner zu finden, denn alleine kann man nicht glücklich sein.
Als Singe geht mir dieses Vorurteil gehörig auf die Nerven, denn permanent muss man sich die Frage: „Warum bist du denn Single?“ gefallen lassen. Das nächste Mal, wenn Sie im Begriff sind diese Frage zu stellen, überlegen Sie kurz wie dämlich sie ist. Ich habe noch nie jemanden fragen gehört:„Wieso bist du denn in einer Beziehung?“ Wäre doch genauso legitim, oder?

Wie unschwer zu erkennen ist, hat schon der Titel der Sendung meinen Unmut erregt, und weil ich der Sache dennoch eine Chance geben wollte, habe ich mich am 20.05. vor den Fernseher gesetzt und diese Sendung in vollen Zügen genossen.

Das Format ist denkbar einfach: AVT begleitet Singles, die auf der Suche nach der großen Liebe sind und sich dabei (wie könnte es anders sein?) recht ungeschickt anstellen und alle mit „herausfordernden“ Persönlichkeiten ausgestattet sind.

Da hätten wir zur Auswahl:

Guido, 37, Versicherungsirgendwas – halb Italiener, oder so, jedenfalls hat er eine italienische Mama, aber keinen Sinn für Mode.

Was hat Guido zu bieten?
„Wenn ich eine Frau hätte, dann wäre für sie jeder Tag Geburtstag. Aber nicht mit Torte, denn wenn sie jeden Tag Torte essen würde… das wäre eine Katastrophe!“
Frauen, die gerne Geburtstag ohne Torte feiern sind bei Guido also genau richtig.

Was Guido außerdem zu bieten hat, ist eine Mama, die er sehr lieb hat und die gerade Geburtstag hat. Daher besucht er sie und bringt Torte mit.

Guido entscheidet wo wer beim Torte-Anschneiden sitzt. Immerhin muss man 3 (!!!) Leute koordinieren. Reise nach Jerusalem ist nichts dagegen. Bei einer Frau würde er auch darauf achten wo sie wann sitzt, denn „Es ist schon sehr wichtige. Denn der Platz bedeutet, wo man dann sitzt.“ Guido ist ein wahrer Philosoph.
“Ich bin in gewissen Dingen sehr pedant.“ Ach wirklich, darauf wäre ich jetzt nicht gekommen…

Seine Mama ist auch sein Liebesorakel – sie scheint eher von der Sorte Cassandra zu sein.
Zu seinem Vorhaben am Abend in die Disco in Niederösterreich zu gehen, hat Cassandra folgendes zu sagen: „In der Disco wirst nicht die richtige Frau finden.“ 
Guido ist dennoch zuversichtlich, weil: „Am Land kann’s nie schief gehen, weil sie Frauen am Land können gut kochen. Frauen am Land tun noch was für einen Mann.“ Aha, das hat man vergessen mir Landpomeranze zu sagen. Ich hasse nämlich kochen.

Guido meint weiter: „Liebe macht einen grenzenlos.“ Das sollte ich mir auf ein Kissen sticken lassen. Könnte auch eine Textzeile aus einem Schlager sein…
Und zum Thema Beziehung meint er: „Ohne Streit wäre das Ganze nicht sinnvoll.“ Noch so sein Spruch für ein Kissen, oder vielleicht für ein T-Shirt?
Der Wiener ist anscheinend auch Anthropologe und weiß ganz genau, wie es sich mit der Landbevölkerung verhält: „Ich glaube, dass die am Land, wenn die jemanden aus der Stadt sehen, offener werden.“
Ich werde dies beim meinem nächste Besuch in meinem Heimatort testen.

Als Guido und sein Freund in der Dorfdisco ankommen, sind sie begeistert und müssen mal „den Tank auffüllen.“
Guido ist davon überzeugt, dass sein Tanzstil „ganz viel durcheinanderwirbelt.“
Die Bilder von Guido beim Tanzen sind so verstörend, dass… mir die Worte fehlen. Ich weiß weder was es sein soll, noch… Der DJ meint: „Michael Jacksons Halbbruder. Wer sich da traut mitzutanzen bekommt eine Flasche Bacardi.“ Und daraufhin… bleibt die Tanzfläche leer.
(Wer er mit eigenen Augen sehen möchte bei 00:24: https://www.youtube.com/watch?v=PxYh4KGA4Hk )

Guido findet, dass die Mädels „konservativ und unzugänglich“ sind. 

Eine Guido-Regel, die sich junge Männer zu Herzen nehmen sollten: „Wenn man eine Frau nach 24 Uhr kennenlernt, dann wird das vermutlich nur ein One Night Stand, aber mehr nicht.“ Ich fürchte bei dir, Guido, wird es nicht einmal das.  
Dann nimmt sich der Guido ein Herz und spricht die wehrlose Jenny an, die er gleich niederquatscht und ihr seine Telefonnummer aufdrängt. Blöd nur, dass sie ihm ihre nicht gibt. Nun versuche ich mich als Cassandra: Ich glaube nicht, dass sie sich meldet.  

Guido und sein Freund (mit Name Andi, wie wir nun wissen) sind enttäuscht, dass sie Frauen abweisend reagieren. Kann ich mir jetzt gar nicht erklären wieso…
„Man hat’s wirklich schwer als Single. Man geht seelisch ein.“ Und dazu spielt im Hintergrund eine Schnulze vom Eros (wie passend…) Ramazotti. Die Prophezeiung von Mama Cassandra hat sich als richtig erwiesen: Die Disco ist kein gutes Jagdrevier für Guido.

Barbara 32 –Mediendesignerin, die leidenschaftlicher Metal- und Gothicf-Fan ist. Sie hat eine Leidenschaft für Schuhe frei nach dem Motto: Nein, ich habe keinen Besuch. Das sind alles meine Schuhe.
Und die Frau hat wirklich ein ganzes Vorhaus voller Schuhe.
Sie kann auch mit Piercings („I hob einige.“) und Tattoos aufwarten.
Ihr Hobby ist: vor der Kamera zu stehen und Model zu spielen.
Es sei hier aber gesagt, sie wirkt sympathisch.

Es wäre ihr recht, wenn der Zukünftige aus der Metal-Szene kommt.
In ihrer Freizeit arbeitet sie an ihrem Facebook-Profil. Das kommentiere ich besser nicht.  
Sie hat einen Puppenkopf mit zugenähtem Mund in ihrer Wohnung – und da soll noch jemand meinen Totenschädel auf meinem Schreibtisch kritisieren…
Mit Freundin und Fotografin Mona geht es auf zum Shooting. Ein Mann könnte da gerne mitmachen, muss aber nicht, erklärt sie.  
Barbara sucht jemanden, der sie akzeptiert wie sie ist. Tja, wer möchte das nicht.

Roman, Frühpensionist lebt alleine, aber die Mama kommt regelmäßig zu dem 31-jährigen zu Besuch.
Folgendes hat er zu bieten:
Roman ist humorvoll und hat eine “nette“ Sammlung an Spielzeugautos. Vielleicht hat mein 5-jähriger Cousin Interesse? Der hat auch eine Spielzeugauto-Sammlung.  
Das Singleleben empfindet er als langweilig. Ok, Leute die behaupten ihnen sei langweilig haben bei mir prinzipiell schon verspielt.

Roman sucht: einen netten, humorvollen Familienmenschen. Die Frau seiner Träume kann ruhig tätowiert und gepierct sein – na bitte, da könnten wir ihn gleich mit Barbara verkuppeln. Obwohl ich stark bezweifle, dass Roman der Metal-Typ ist. Ich glaube, er ist eher von der Florian Silbereisen-Sorte.  

Auch er ist ein kleiner Mamabub. Und die Mama beschreibt Roman folgendermaßen: „Der Roman is ka Raffer. Er is a feiner Bua.“
Mit der wichtigsten Frau in seinem Leben führt er interessante Gespräche über das Mittagessen. Sie kommt ihn 3 Mal in der Woche besuchen, kocht öfter für ihn und hat ein Auge darauf, dass es immer schön aufgeräumt ist – die Plastikuntersetzer auf dem Plastiktischtuch sind der Beweis dafür (Plastikallergiker ausgepasst!). Sie hat Sehnsucht, wenn sie ihn 2 bis 3 Tage lang nicht sieht und sie erzählt, dass seine letzte Beziehung auf sie eifersüchtig gewesen sei.  
Die Exfreundin scheint eine „Nette“ gewesen zu sein, denn am Ende ist sie Roman betrunken mit dem Messer nachgelaufen. Wie hat uns Guido schon erklärt: „Ohne Streit wäre das Ganze nicht sinnvoll.“  

Wegziehen würde Roman aus dem kleinen Ort in der Steiermark nicht, denn er will bei der Mama in der Nähe bleiben. Außerdem kommt in der Früh der Bäcker. Also, wenn das kein Grund ist dort alt zu werden...
Sowohl Mama als auch Sohn sind Raucher, sollte das für jemand von Interesse ist.

Gerne möchte ich diese Folge mit den Worten des Philosophen Guido abschließen: „Ich bin so wie ich bin. Und die Frauen, die sich nicht melden, versäumen etwas.“
Die Frage ist nur: Was?

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