Die einzigen Wörter, die ich in den ersten 5 Minuten des neuen Films von David Fincher verstehe sind „Blog“ und „Pop up-Fenster“. Meine Begleitung- Informatikstudent- neben mir nickt wissend und ich hoffe inständig, dass dieser Monolog für den Fortgang der Handlung nicht zwingend ist. Schon einige Minuten später stelle ich erleichtert fest, dass dem nicht so ist.
Ich werde mich nicht an der Tatsache aufhängen, dass dieser Film so gut wie nichts mit den tatsächlichen Ereignissen zu tun hat. Der Film basiert auf einem Buch von Ben Mezrich und nicht auf der Autobiografie von Mark Zuckerberg. Regisseur David Fincher, sowie Justin Timberlake haben betont, die Geschichte sei „loosely based on actual events.“ Tja, dann weiß man eh schon, dass die Namen das einzige sind was historisch korrekt ist. (Kann bei einem Zeitumfang von 7 Jahren von „historisch“ sprechen?) Da dieser Film also nicht von vornherein die Roland Emmerichsche „historische (Un)Korrektnes“ postuliert werde- und kann ich mangelnden Wissens- nicht über die Authentizität des Films urteilen.
Der Inhalt ist schnell erzählt: Es geht um die Entstehung und vor allem um den damit zusammenhängenden Rechtsstreit des Social Networks Facebook. Hat Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg) geistiges Eigentum gestohlen und seinen ehemaligen besten Freund (Andrew Garfield) um Millionen betrogen? Welcher Mensch steckt hinter dem Gründer von Facebook?
Definitiv ein brillanter. Dies stellt auch der Film klar. Doch sonderlich sympathisch kommt der kleine Nerd mit seinen Adidas- Schlapfen im Schnee nicht daher. Sympathieträger im Film ist da eher sein bester Freund und Mitbegründer Eduardo Saverin. Fincher verzichtet aber darauf aus Zuckerberg einen durch und durch schlechten Menschen zu machen, dem der Erfolg zu Kopf steigt. Vielmehr sehen wir einen jungen Mann, dem Beachtung wichtiger ist als Geld und der mehr so tut als wäre er ein unguter Zeitgenosse als einer zu sein. Eine interessante Charakterstudie.
Die Dramaturgie mit ihrer Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit macht die Erzählung interessant. Die Rückblenden versuchen das Wesen von Zuckerberg und die Umstände, die zur Anklage geführt haben zu erklären. Trotz dieser Erzählvariante plätschert der Film durchwegs dahin, ohne mit richtigen Höhepunkten aufwarten zu können. Die Darsteller mache ihre Sache gut, vor allem Jesse Eisenberg und Andrew Garfield als Zuckerberg und Eduardo Saverin bringen es fertig zu zeigen, dass sie trotz des Grolls den sie füreinander hegen noch immer eine Freundschaft verbindet und den Lauf der Ereignisse bedauern. Justin Timberlake spielt solide, kann aber nicht an seine Performance in Alpha Dog herankommen.
Einer der wenigen lustigen Momente ist jener des Gastauftrittes von Bill Gates. Was das Product Placement betrifft, konnte man sich anscheinend nicht einigen und wollte niemanden verärgern, um wie Zuckerberg um einige läppische Millionen verklagt zu werden. Mal sieht man einen Dell Computer, gefolgt von einem iBook und einem Vaio.
Störend ist der digital eingefügte Atem in den Szene auf dem winterlichen Campus von Harvard. Es sieht so unecht aus, dass es besser gewesen wäre ihn wegzulassen.
Was ist die Moral des Films? Man braucht kein Genie zu sein, um so etwas wie Facebook zu erfinden, sondern betrunken und unglücklich verliebt. Wenn dem so ist, besteht für viele von uns noch Hoffnung. Bildquelle: http://www.meetinx.de/files/2010/07/the-social-network-plakat.jpg