Mittwoch, 27. Oktober 2010

The Social Network- Gemeinsam einsam


Die einzigen Wörter, die ich in den ersten 5 Minuten des neuen Films von David Fincher verstehe sind „Blog“ und „Pop up-Fenster“. Meine Begleitung- Informatikstudent- neben mir nickt wissend und ich hoffe inständig, dass dieser Monolog für den Fortgang der Handlung nicht zwingend ist. Schon einige Minuten später stelle ich erleichtert fest, dass dem nicht so ist.
Ich werde mich nicht an der Tatsache aufhängen, dass dieser Film so gut wie nichts mit den tatsächlichen Ereignissen zu tun hat. Der Film basiert auf einem Buch von Ben Mezrich und nicht auf der Autobiografie von Mark Zuckerberg. Regisseur David Fincher, sowie Justin Timberlake haben betont, die Geschichte sei „loosely based on actual events.“ Tja, dann weiß man eh schon, dass die Namen das einzige sind was historisch korrekt ist. (Kann bei einem Zeitumfang von 7 Jahren von „historisch“ sprechen?) Da dieser Film also nicht von vornherein die Roland Emmerichsche „historische (Un)Korrektnes“ postuliert werde- und kann ich mangelnden Wissens- nicht über die Authentizität des Films urteilen.
Der Inhalt ist schnell erzählt: Es geht um die Entstehung und vor allem um den damit zusammenhängenden Rechtsstreit des Social Networks Facebook. Hat Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg) geistiges Eigentum gestohlen und seinen ehemaligen besten Freund (Andrew Garfield) um Millionen betrogen? Welcher Mensch steckt hinter dem Gründer von Facebook?
 Definitiv ein brillanter. Dies stellt auch der Film klar. Doch sonderlich sympathisch kommt der kleine Nerd mit seinen Adidas- Schlapfen im Schnee nicht daher. Sympathieträger im Film ist da eher sein bester Freund und Mitbegründer Eduardo Saverin. Fincher verzichtet aber darauf aus Zuckerberg einen durch und durch schlechten Menschen zu machen, dem der Erfolg zu Kopf steigt. Vielmehr sehen wir einen jungen Mann, dem Beachtung wichtiger ist als Geld und der mehr so tut als wäre er ein unguter Zeitgenosse als einer zu sein. Eine interessante Charakterstudie.  
Die Dramaturgie mit ihrer Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit macht die Erzählung interessant. Die Rückblenden versuchen das Wesen von Zuckerberg und die Umstände, die zur Anklage geführt haben zu erklären. Trotz dieser Erzählvariante plätschert der Film durchwegs dahin, ohne mit richtigen Höhepunkten aufwarten zu können. Die Darsteller mache ihre Sache gut, vor allem Jesse Eisenberg und Andrew Garfield als Zuckerberg und Eduardo Saverin bringen es fertig zu zeigen, dass sie trotz des Grolls den sie füreinander hegen noch immer eine Freundschaft verbindet und den Lauf der Ereignisse bedauern. Justin Timberlake spielt solide, kann aber nicht an seine Performance in Alpha Dog herankommen.
Einer der wenigen lustigen Momente ist jener des Gastauftrittes von Bill Gates. Was das Product Placement betrifft, konnte man sich anscheinend nicht einigen und wollte niemanden verärgern, um wie Zuckerberg um einige läppische Millionen verklagt zu werden. Mal sieht man einen Dell Computer, gefolgt von einem iBook und einem Vaio.
Störend ist der digital eingefügte Atem in den Szene auf dem winterlichen Campus von Harvard. Es sieht so unecht aus, dass es besser gewesen wäre ihn wegzulassen.
Was ist die Moral des Films? Man braucht kein Genie zu sein, um so etwas wie Facebook zu erfinden, sondern betrunken und unglücklich verliebt. Wenn dem so ist, besteht für viele von uns noch Hoffnung.  

Bildquelle: http://www.meetinx.de/files/2010/07/the-social-network-plakat.jpg 

Dienstag, 19. Oktober 2010

Das Geschäft mit der Liebe- Nix verstehen


Am Montag ist Prolo-Abend auf ATV. Zuerst Das Geschäft mit der Liebe und danach ATV-Die Reportage. Gestern über Trankler im Wiener Beisl. Besonders gefreut hat mich dabei der Einblick das Lokal bei mir um die Ecke. Ich habe schon immer gewusst, warum ich es mir nur von außen anschaue…
Ich muss gestehen, gestern war meine Entjungferung- was Das Geschäft mit der Liebe betrifft. Und was für ein Erlebnis das war! Es geht um Männer, die mit AVT in Kooperation mit einer Partneragentur in den Osten fahren, um dort die Frau zum Heiraten zu finden. Was sich die Männer davon erhoffen: „Die österreichischen Frauen sind so eingebildet. Die vom Osten sind anders.“ „Dort haben Männer wie ich noch Chancen auf eine hübsche, junge Frau.“ „Dort ist die Verteilung noch anders. Frauen kümmern sich um den Haushalt und die Kinder.“ Alles klar, er sucht eine Putzfrau- Entschuldigung Raumpflegerin.  Allesamt sind es Männer, dir bisher nur schlechte Erfahrungen mit Frauen gemacht haben. Sie wurden enttäuscht und verlassen. Aber im Osten ist alles besser- vor allem die Frauen!
Als einen der Ersten lernen wir einen 59 jährigen Energetiker kennen, der bisher nur schlechte Erlebnisse mit Striptease-Tänzerinnen vom Gürtel hatte (Tatsache?!). Seiner Meinung nach liegt das daran, dass er immer „zu nett“ ist. Wir treffen ihn in seinem Energetiker-Büro (eine ausgebaute Garage) mit seiner neuen Freundin. Sie kommt aus Ungarn, ist Striptease-Tänzerin am Gürtel, schaut weder ihn noch die Kamera an und spricht kein Wort. Sie macht auf mich einen „sehr glücklichen“ Eindruck. Unser Energetiker erzählt uns: „Sie wohnt seit einigen Tagen bei mir.“ Moderator: „Wie lange kennen Sie sich schon?“ „Seit 4 Tagen.“ Moderator: „Und, glauben Sie, dass diese Beziehung Zukunft hat?“ Er: „Wenn es passt, dann passt es. Und wenn es heute passt, dann passt es. Wenn es in zwei Monaten passt, dann passt es.“ Wenn Sie jetzt glauben, dass dies die philosophischste Feststellung des Abends war, dann irren Sie gewaltig. Die war nämlich: „Wer weiß, heute ist heute, und morgen ist morgen, aber wir wollen im Heute Leben. Gestern war und heute ist heute.“ Amen!
Da er den ATV Trip schon gebucht hatte bevor er seine Tänzerin kennenlernte will er den Trip trotzdem machen. Man will ja nix verpassen- vielleicht ist was Besseres dabei… Also fackelt unser energischer Freund nicht lange und nimmt seine neue Flamme prompt mit.
Der Energetiker ist nicht der einzige auf Brautschau. Da gibt es noch den übergewichtigen Wiener, der gerne am Wochenende im Prater singt und Teddys sammelt. Charlie Chicken, der viele Hühner hat und sonst nicht viel zu bieten. Und einen Mann, der findet, dass „Kinder heutzutage nicht rentabel sind.“ Stimmt, in Österreich kann man sie so schwer verkaufen. (!?) Da ich seinen Namen vergessen habe, nennen wir ihn der Einfachheit halben „Macho.“
In einem Luftkurort (Was soll das sein?! Ist nicht alles außer eine Großstadt mit Smog-Wolke  ein Luftkurort!?) in Ungarn angekommen, werden wir Frauen interviewt. Sie sind alle hübsch. Der Moderator stellt eine Frage, die den Zuschauer schon seit Beginn quält: „Was erhoffen Sie sich von dem Treffen mit den Männern?“ Einige ausgewählte Antworten: „Einen netten Mann, der liebevoll ist.“ „Er sollte sich finanziell um eine Familie kümmern können.“ „Österreichische Männer sind viel zuvorkommender als die Männer hier.“
Schnitt- und wie sehen den Macho und den Teddybärensammler im Hotel. Spätestens jetzt muss man sich als ÖsterreicherIn fremdschämen. Nun weiß ich, warum Pinguine Austria Werbung machen.
Vor und nach den Werbepausen frage ich mich warum das Logo eine Matrjoschka ist. Wir sind doch nicht in Russland? Soll das auf die Bedeutung der Puppen für Fruchtbarkeit und Mütterlichkeit verweisen? Kann ich dem Fernsehen so eine metaphorische Bedeutung zutrauen?  Oder hat es damit zu tun, dass in der Sendung viel Wodka getrunken wird?
Der Macho will Vorabgespräche mit den Bewerberinnen führen. Man muss sich schließlich ein Bild von den inneren Werten machen, bevor man wen heiratet. Dazu sieht er sich alle genau an und entscheidet, dass es rein Äußerlich, zwei in die nächste Runde schaffen. Diesen beiden stellt er mit Hilfe der Partnervermittlerin, die als Übersetzerin fungiert, auf überheblichste Art und Weise Fragen. Zum Glück für die Frauen verstehen sie nichts von dem was er sagt.
Energetiker und seine Freundin sind auch angekommen und beschließen schon am nächsten Tag wieder abzureisen. Ihre Beziehung sei so „harmonisch.“ Genauso wie ihre Kommunikation: keiner spricht die Sprache des anderen. Aber warum soll man das als Hindernis betrachten? Das ist bei vielen Paaren so.
Die anderen haben inzwischen einen internationalen Weg gefunden sich mit den Frauen zu verständigen: Alkohol. Wir sehen zu wie der Macho seine „Freundin“ gegrapscht, sich der Teddyfreund betrinkt und er und Chicken Charlie am nächsten Morgen nur in Gesellschaft von Kater aufwachen. (Der Anblick des Teddysammlers Oben ohne wird mich noch lange verfolgen. Ob ich AVT meine Psychotherapie in Rechnung stellen kann? Wegen visueller Grausamkeit.)
Und was ist die Moral dieser Sendung? Wie Der kleine Prinz schon gesagt hat: „Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse.“ Sex und Alkohol reichen völlig aus. Warum verstehen was der andere sagt? Führt nur zu Konflikten, DENN: „Heute ist heute und gestern ist gestern, und heute ist heute und…“       

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Frank Wildhorn & Friends- Stars und Werbung


Vierzig Mann des Orchesters der Vereinigten Bühnen Wien sitzen auf der Bühne des Wiener Raimund Theater, Dirigent Koen Schoots betritt die Bühne. Doch nicht wie erwartet hebt er den Taktstock, um zu beginnen, nein, er muss noch das Ende des donnernden Applauses abwarten, das Frank Wildhorn beim Betreten der Bühne ausgelöst hat. Lächelnd setzt er sich an den Flügel und das Konzert beginnt mit der Ouvertüre von Rudolf.
Am 04.10 2010 findet in dem Theater, welches von Dienstag bis Sonntag das Jukeboxmusical Ich war noch niemals in New York  beheimatet, die Veranstaltung Wildhorn & Friends statt. Ein Konzert, in dem die Musicalstars Linda Eder, Pia Douwes und Thomas Borchert gemeinsam mit dem Orchester der Vereinigen Bühnen Wien, unter der Leitung von Koen Schoots, und Frank Wildhorn persönlich einen Querschnitte seiner Werke zum Besten geben. Ich schreibe ausdrücklich NICHT seine „bekanntesten Lieder“, denn es sind einige darunter die in Österreich (noch) nahezu unbekannt sind.
Den gesanglichen Anfang machen Pia Douwes und Thomas Borchert mit I will be there aus Der Graf von Monte Cristo. Das Stück berührt und beide Interpreten können glänzen- kein Wunder bei Thomas Borchert, hat Wildhorn ihm die Rolle des Grafen auf den Leib geschrieben- doch merkt man dem Staging (Regie: Alex Balga) an, dass es aufgrund weniger Proben nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist. Dieser Umstand fällt mehrere Male am Abend auf: Die sogenannten Choreografien des Ensembles- zusammengestellt aus 8 Darstellern von Ich war noch niemals in New York- wirken fehl am Platz. Einzig Steven Seale tanz  sich zu Viva die Seele aus dem Leib, um Pia Douwes gut aussehen zu lassen.
Beim Auftritt von Linda Eder wird klar: hier ist ein echter Star am Werk. Ihre Stimme beeindruckt vom ersten Ton an, und ist ebenso imposant wie ihr Dekoltée im roten Kleid. Sie ist diejenige von den drei Sängern, die immer stimmsicher ist. Borcherts Intonation zu Beginn des Duetts aus Rudolf ist völlig falsch, und man merkt, dass ihm das Lied einfach nicht liegt. Diesen Eindruck hat man auch bei Pia Douwes Interpretation von How bout a dance. Diese Nummer passt nicht zu ihrer klassischen Stimme und wäre wohl eher etwas für Linda Eder gewesen.
Das Orchester der Vereinigen Bühen Wien ist- wie immer- ausgezeichnet. Sie bringen Schwung in ein etwas zu Balladen-lastiges Programm. 
Wildhorn selbst führt durch den Abend. Er erzählt zu den einzelnen Stücken Anekdoten zu ihrer Entstehung. Dies vermag er mit Witz und Charme, sodass es die Stimmung auflockert. Im zweiten Teil nimmt er sogar selbst das Mikrofon in die Hand und gibt mit Lida Eder gemeinsam ein Lied zum Besten.
Der musikalische Mix ist eine Mischung aus altem und neuem. Wildhorn macht ungeniert Werbung für seine neuen Stücke Wonderland, Bonny & Clyde und Carmen. Einige der Zuschauer hätten sich wohl mehr „Klassiker“ gewünscht.
Als vorletztes Lied singt Thomas Borchert This is the moment aus Jekyll & Hyde- seine erste Begegnung mit Wildhorn. Dieser Showstopper lässt seine eher blasse Performance im ersten Teil beinahe vergessen.
Trotz Schönheitsfehler gibt es am Ende Standing Ovation. Schade nur, dass nicht mehr Leute an der Veranstaltung teil genommen haben- das Raimund Theater war halb leer (halb voll, wenn man optimistisch ist). Das nächste Mal darf man auf mehr Werbung und Proben hoffen, damit einem perfekten Abend nichts mehr im Wege steht.       

Donnerstag, 23. September 2010

Inception- Wenn Träume fliegen lernen


M. Night Shyamalan ist – abgesehen von seinem unaussprechlichen Namen- für Filme, mit (mehr oder weniger) unerwarteten Enden bekannt, und Christopher Nolan seit Memento (2000) für unübliche Zeitdramaturgie. Nach den beiden letzten Batman  Verfilmungen kehrt er nun wieder zu seiner unkonventionellen Erzählweise zurück.
Inception  ist ein Film, der einen auffordert mitzudenken, denn wer sich im Kino mehr mit seinem Popcorn oder Begleiter beschäftigt, der wird sich in den vielen Handlungsebenen leicht verlieren.
Zur Handlung: Cobb (Leonardo DiCaprio) ist ein angeblicher Mörder, der verzweifelt versucht mithilfe von Extraction zurück nach Hause zu seinen Kindern zu kommen. Extraction ist eine Möglichkeit in die Träume fremder Menschen einzudringen und ihnen Informationen (Zahlenkombinationen für Safes u.a.) zu entlocken. Sein Partner ist Arthur (Joseph Gordon-Levitt). Eines Tages taucht ein Mann auf (Ken Watanabe), der Cobb garantiert ihn von all seinen Anklagen frei zu sprechen, wenn er für ihn eine Inception durchführt. Dies bedeutet einen Gedanken im Traum in das Hirn des Träumers zu platzieren, sodass dieser denkt es ist sein Gedanke und dadurch Entscheidungen im Wachzustand ändert. In diesem Fall soll der Träumer sich dazu entscheiden das Firmenimperium seines Vaters auszusplitten. Eine Inception ist sehr gefährlich und schwierig. Nicht zuletzt, weil Cobbs verstorbene Frau Mal (Marion Cotillard) immer wieder in den Träumen auftaucht und droht die Unternehmung zu sabotieren.
Sind Sie verwirrt genug? Und das war nur einen sehr vereinfachte Fabel…
Die Darsteller sind gut gecastet und erfüllen ihre Aufgaben mit Bravour. Nur Ellen Page  (Juno) fällt negativ auf, was jedoch nicht an mangelndem Können  liegt, sondern eher daran, dass sie sich bewegt wie ein Mann, die Statur eines Kindes, jedoch die Rolle einer Frau hat. Besonders in den Szenen in Kostüm und Tout wirkt sie deplaziert. Marion Cotillard schafft es als Cobbs Frau den schmalen Grad zwischen Wahnsinn und Verzweiflung deutlich zu machen. Die musikalische Anspielung auf ihre Oscarrolle in La vie en rose ist ein netter Insider. Joseph Gordon- Levitt überzeugt in seiner Performance und zeigt, dass er zu mehr fähig ist als dem schüchternen Jungen, den er in 10 Things I hate about you  (1999) und 500 Days of Summer  (2009) gespielt hat.
Dass Leonardo DiCaprio längst aus Titanic (1997) herausgewachsen ist hat er in den letzten Jahren zur Genüge bewiesen. Auch die Rolle eines Menschen, der getrieben und verfolgt von Schuldgefühlen versucht zurück zu seiner Familie zu kommen stellt er glaubwürdig dar. Leider erinnert seine Figur phasenweise zu sehr an jene des Teddy Daniels in Shutter Island (2010). Ebenso verhält es sich mit der Storyline um seine verstorbene Frau.
Visuell ist der Film teilweise beeindruckend, teilweise wird man das Gefühl eines Dejà Vu nicht los. Ist es Inception oder The Matrix (1999)? Man wartet förmlich auf eine schwarze Katze- einen Architekten gibt es im Film.
Die Ausstattung und das Kostüm verpassen diesem Blockbuster das nötige Aussehen, welches zugegebener Maßen in einigen Einstellungen beeindruckend ist, doch was bleibt unter all den Special Effects und Zeitlupensequenzen über? Ja, die Idee hinter Inception ist gut, doch hat man das Gefühl, dass es Nolan mit seinem Film nicht anders ergeht als J.J. Abrams mit Lost- zu viel ist zu viel. Wenn man den Traumebenen und ihren Handlungen folgen kann, so stellt man fest, dass der Text hauptsächlich aus Exposition besteht und die eigentliche Handlung recht dürftig ist. Ein Film der von Minute 1 weg postuliert: „Ich bin so intelligent!, “ sollte keine Logikfehler enthalten. Woher hat Cobbs den Kreisel? Wenn jeder sein eigenes Totem haben muss, wieso kann er dann das seiner Frau benutzen? Führt die Stewardess am Ende einen Fall durch? Wie? Kommt man aus dem Nimbus immer direkt in die Realität zurück? Wenn nicht, müsste Cobb doch in der 3. Traumebene landen… Wieso sind die Kinder noch genauso alt, wie sie waren als er sie verlassen hat? Bedeutet dies, dass er noch immer in einem Traum ist? Am Ende bleibt man visuell beeindrucken, aber leicht verwirrt zurück:  Und er dreht sich doch (nicht)!

Donnerstag, 16. September 2010

Mc Sexy, Mc Horatio und Mc Donalds


In den USA beginnt die neue Seriensaison. Dieser Umstand brachte mich auf die Idee me3ine Nase in eine Zeitung zu stecken und nachzuschauen was sich in der österreichischen und deutschen Fernsehlandschaft in Punkto neue Importe aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten so getan hat.

Ein Blick in die Fernsehzeitung von heute: CSI: Miami, Navi CSI, Navy CSI: L. A., CSI: Now York, NCSI, Criminal Intent, Law and Order,…. Ein kleines Rätsel: Welche dieser Serien ist diesen Herbst neu bei uns gestartet? Richtig: NSI: Los Angeles. Das jüngste Kind in der CSI-Familie versucht mit netten Settings der Stadt L.A. (z.B.: Walt Disney Concert Hall) und Chris O’Donell zu punkten. Dieser ist ein Spezialist für Undercover Ermittlungen. Unsere Faszination mit den Labortechnikern und Gerichtsmedizinern aus Amerika scheint laut diesem Sendeangebot unersättlich zu sein. Faseranalyse und Obduktion da, Horation der seie Brille zum 20sten Mal auf- und absetzt dort… Es vergeht kein Tag, man nicht mindestens einen Ableger von CSI auf einem Programm in Österreich oder Deutschland findet.

Die Krankenhausserien hinken da hingegen etwas hinterher: Zwar stellen Grey’s Anatomy, ihr Spin-Off Private Practise (gibt es außer dieser Serie ein erfolgreiches Spin-off?) und Dr. House eine starke Konkurrenz dar, doch fallen sie mit nur einem TV-Auftritt in der Woche im Vergleich mager aus.

Dank dieser Auswahl an Crime- und Krankenhausalltag (Crime Serien mit Mystery Faktor nicht zu vergessen!) tendiert man dazu zu glauben, dass Hollywood nichts anderes produzieren würde. Weit gefehlt!

In Hollywood regieren dank Twilight die Vampire: True Blood heißt die Serie, basierend auf der Sookie-Stackhouse Buchreihe von Charlaine Harris,  die in den USA zurzeit einen unglaublichen Hype erlebt. Dass die beiden Hauptdarsteller sich nun auch noch abseits der Kamera das „Ja-Wort“ gegeben haben, und sich die drei Protagonisten blutverschmiert auf dem Rolling Stones  Cover räkeln, kann der Publicity nicht schaden.
Neben True Blood gäbe es da noch Blood Ties, Moonlight und Vampire Diaries. Letztere haben es auch ins deutsche Fernsehen geschafft, wenn auch nur für kurze Zeit (Von Moonlight gibt es nur eine Staffel).

Der Pay TV Sender Showtime hat sich in den USA durch Serien mit (für Amerikaner) Tabu-Themen einen Namen gemacht: The L Word, Weeds, Californication, Dexter. Er fährt diese Schiene auch diese Saison mit The C Word. Laura Linney spielt eine Frau, die mit der Diagnose Brustkrebs kämpfen muss. Ob der Sender aus diesem ernsten Thema eine Komödie machen kann wird sich zeigen. Dass er sich dank oben genannten Serien auf skurrilen Humor versteht haben die Produzenten schon bewiesen.

J.J. Abrams (Lost, Fringe) hat ein neues Baby namens Undercovers. Dabei geht es um ein pensioniertes Agentenehepaar, das sich so ganz ohne Action im Alltag langweilt und wieder gemeinsam Missionen erfüllt. Klingt ganz und gar nicht nach Alias … Bleibt zu hoffen, dass es Fringe nicht so ergeht wie der Serie um Doppelagentin Sydney Bristow, der man in den letzten Staffeln deutlich anmerkte, dass Abrams mit seinen Gedanken schon auf einer geheimnisvollen Insel war.

Ob es eine der neuen Serien in den deutschsprachigen Raum schaffen wird, hängt nicht nur von deren Erfolg ab, sondern auch vom Mut der Sender hierzulande, welcher meiner Meinung nach zu wünschen übrig lässt. Breaking Bad, (3 Emmys für Bryan Cranston als besten Hauptdarsteller) und  Mad Men (3 Emmys und Golden Globes als beste Drama Serie) sucht man in Österreich vergeblich. Einzig der Sender ZDF Neo hat die Ausstrahlung von Man Men angekündigt. Neuartige Formate wie In Treatment, Dexter, Californication werden im ORF auf Sendeplätze kurz vor, oder nach Mitternacht verbannt. Dass dies teilweise mit der Jugendfreigabe zusammenhängt ist mir klar, dass Werbung für diese Programme auf der Strecke bleibt nicht. Wie sollen Einschatquoten dementsprechend sein, wenn ich nicht einmal weiß, dass die Serie läuft? Stattdessen hat man Werbung für ein völlig miserables Konzept von Mitten im 8. gemacht, bei dem ich mich gefragt habe, ob es sich tatsächlich um eine Soap handeln soll oder ein 20 minütiges Product Placement.

Ich bin gespannt wie lange sich das Detektiv-Schema nach Bones, Lie to me, Castle und The Mentalist noch abwandeln lässt. Dies sind zweifellos Serien von guter und origineller Qualität, doch gibt es auf der anderen Seite des großen Teichs noch so viel mehr als ungleiche Partner, die Verbrecher jagen. Kein Wunder, dass immer mehr Leute ihren Durst nach Abwechslung auf mehr oder weniger legalen Seiten im Internet stillen. Das Fernsehprogramm hierzulande vermag das nicht zu tun.  

Mittwoch, 15. September 2010

Das A-Team- Die 80er sind out

 





Schulterpölster, Föhnwelle, Michael Jackson und das A-Team: Das waren die 80er. Zumindest die letzten beiden haben es bis ins 21. Jahrhundert geschafft- wenn auch mit einigen Veränderungen. Michael Jackson wurde weiß und das A-Team bekam einen Film.
2010 traute man sich die kultige Actionserie aus den 80ern (1983-1987) von Stepehn J. Cannell und Frank Lupo ins Kino zu bringen. Unter der Regie von Joe Carnahan und dem Produzenten Ridley Scott versammelten sich Liam Neelson (John Hannibal Smith), Bradley Cooper ( Templeton Face Peck), Sharlto Copley ( H. M. Murdock)  und  Quinton "Rampage" Jackson (B. A. Baracus), um die 4 beliebtesten Söldner der Fernsehgeschichte zu mimen.  
Der Film stellt so etwas wie ein Prequel zur Serie dar: Wir erfahren wie sich die vier kennenlernen und wie es zu ihrer unehrenhaften Entlassung aus der Army kommt. Nach ihrem Ausbruch aus dem Gefängnis versuchen sie ihre Namen wieder rein zu waschen, was ihnen dank Korruption nicht gelingt. Ansonsten würde es das A-Team ja nicht geben…
Die Darsteller machen ihre Sache gut: Liam Neeson verkörpert Hannibal mit der nötigen Autorität und Intelligenz. Bradley Cooper scheint seit seinem Auftritt in „The Hangover“ (2009) omnipresent zu sein. Die Rolle des Face passt zu ihm- braucht er sich als smater Casanova doch nicht recht anzustrengen. Sharlto Copley ist als Murdock eher blass, was aber mehr an seiner Figur liegt, welche die nötige Portion Verrücktheit missen lässt. Quinton "Rampage" Jackson hat der perfekte Aussehen für B.A., doch dessen Storyline gleitet zu sehr in den Kitsch ab. Jessica Biel verkörpert die Ermittlerin, welche die vier Entflohenen Sträflinge wieder einfangen soll und ist gleichzeitig die ehemalige Geliebte von Face. Wenn es zwischen den beiden auch knistert, kommt  ihre Rolle über „das -Mädchen- das dazu- da –ist- dass -es -einen –romantischen- Subplot -gibt“ nicht hinaus.
Als sporadischer Zuseher der Fernsehserie gehöre ich nicht zum eingefleischten Kern der Fangemeinde, doch ich konnte in den Film ein gewisses Maß an Vorwissen mitbringen. Und selbst mit meinem begrenzten Fachwissen  habe ich mich gefragt wo B.A.s berühmte Goldketten hin verschwunden sind? Und warum haben alle ein „Rangers“-Tattoo auf dem Oberarm? Was die typische Runningsgags der Serie betrifft haben es nur einige wenige in den Film geschafft: B.A. s Flugangst und seine (gespielte) Ablehnung Murdocks gegenüber.  Keine Verkleidungen von Hannibal und keine Wahnvorstellungen von Murdock.
Wie unrealistisch darf (kann) ein realistischer Film sein? Dass man beim A-Team ein Auge zudrücken muss was die Glaubwürdigkeit der Stunts und Tricks betrifft versteht sich von selbst. Schließlich war ihr Einfallsreichtum, der selbst MacGyver zum Verzweifeln gebracht hätte, einer der Gründe für den Erfolg der Serie. Dennoch übertreibt der Film maßlos, wenn am Ende Kontainer balanciert werden, Face durch explodierende Tonnen läuft und sich Helikopter um 360 Grad drehen. Action und Spaß gut und schön, aber das…
Wer sich diesen Film ansieht, sollte sich mit Popcorn in den Sessel setzen und alle Gedanken abschalten, die manchmal mehr und manchmal weniger lustigen Sprüche genießen und Bradley Cooper in sein fesches „Face“ schauen. Vielleicht wäre der Film besser gewesen, wenn man die Stunts mit mehr Augenzwinkern inszeniert, oder den Film „The Incredibles“ genannt hätte.
Das A-Team ist ein Film, der es trotz gut gemeinter Anspielungen (Der Vorpsann der Serie ist in einer Szene auf einer Leinwand zu sehen, der Film endet mit dem Intro) nicht schafft dem Kult der 80er gerecht zu werden. „Also wenn Sie mal ein Problem haben und nicht mehr weiter wissen, suchen Sie doch das A-Team!“- Am besten im Fernsehen.