Ich liebe Vampire seit ich im zarten Alter von 12 Jahren das
erste Mal Interview with the Vampire gesehen
habe. Genauso lange wie meine Affinität
zu den Blutsaugern, reicht auch meine Eifersucht auf Kirsten Dunst zurück, die
sich von Tom Cruise und Brad Pitt beißen hat lassen, stundenlang mit Orlando
Bloom telefoniert hat, Alexander Skarsgård geheirate hat (spätestens in dem
Moment, in dem sie die Hochzeitsnacht mit jemand anderen verbringt weiß man,
dass sie verrückt sein muss!) und von Ryan Gosling ermordet worden ist – die
Frau hat alles erreicht, was ich je wollte! Zusätzlich zu Interview with the Vampire habe ich Tanz der Vampire geliebt – vor allem das Musical. Später habe ich
die Bücher von Anne Rice gelesen und ich traue mich zu behaupten, dass ich Interview with the Vampire selbst nach
all den Jahren noch synchron mitsprechen kann. Und dann kam Twilight. Plötzlich wollten Tausende von
Mädchen so sein wie Bella: selbstgerecht und dümmlich einem Typen auf Gedeih
und Verderb bis(s) zur Selbstaufgabe hinterherlaufend. Vampire wurden
domestiziert und ihnen die Zähne gezogen. In den L.A. begegneten mir in jedem
Supermarkt lebensgroße Pappaufsteller von Edward und Jacob. Nun wollte ich mich
unter keinen Umständen mehr als Anhänger der Kreaturen der Nacht outen, denn
jeder hat mit Vampiren automatisch Twilight
verbunden. True Blood hat meinen
Glauben an den modernen Vampirmythos wieder einigermaßen hergestellt und mich
zum bekennenden Truebie gemacht.
In all dem Hype versuchten unzählige Filme und Serien des
Vampirgenres ein Stück vom Kuchen abzubekommen und überschwemmten den Markt.
Wenn man einen Blick ins Fernsehprogramm wirft, sind Vampirserien heute beinahe
genauso inflationär wie CSI- Ableger.
Interessant ist, dass alle dadurch entstanden Vampirserien auf Büchern
basieren: Moonlight, Blood Ties, True
Blood und Vampire Diaries. Die ersten beiden konnten sich nicht lange am
Markt behaupten. Ich würde gerne mehr zu Blood
Ties zu sagen haben, aber durch die verwendeten Filter und das Aussehen der
Darsteller wirkt die Serie auf mich immer ein bisschen wie ein Kabel 1 Soft
Porno (nicht, dass ich jemals einen gesehen hätte…), sodass es mir unmöglich
ist, mehr als eine Folge zu ertragen. Letztgenannte Serien hingegen erfreuen
sich besonders in den USA unglaublicher Beliebtheit.
SIXX Austria hat
vor ein paar Wochen damit begonnen Vampire
Diaries von vorne auszustrahlen – immer 6 Folgen am Stück. Von Krankheit
geschlagen und mit all meinen DVDs weit entfernt von mir im Zweitwohnsitz, habe
ich es gewagt die Teenie-Vampir-Soap anzusehen, um mir eine fundierte Meinung
zu bilden. Bevor ich beginne mich über die Serie auszulassen und den Hass
vieler Menschen auf mich zu ziehen – Gott sei Dank ist das Ausmaß der Leute,
die diesen Blog lesen überschaubar – sei gesagt: Die Serie hat eine der besten
Taglines im aktuellen Free TV: Love Sucks. Wahrlich genial! Das war das
Positive. Kommen wir nun zum Rest:
Zwei Männer kämpfen um die Liebe einer Frau. Eine Frau
zwischen zwei Männern. Unterschiedlicher könnten beide nicht sein, und doch
haben sie eines gemeinsam: Die Liebe zur selben Frau. (Wow, ich sollte
Kladdentexte für DVDs und Bücher schreiben) Das ist in kurz der Inhalt von Vampire Diaries. Im Prinzip also nicht
viel anders als all die anderen Vampir-Geschichten, die momentan in allen
Medien zu finden sind. Anscheinend ist es der Wunsch der Frauen von heute
zwischen Good Guy und Bad Guy zu stehen – Hauptsache von allen angeschmachtet
und gebissen zu werden. Der Good Guy (zumindest zu Beginn) ist der Vampir
Stefan (Paul Wesley) und der Bad Guy sein Bruder Damon (Ian Somerhalder). Die
Frau, welche die Qual der Wahl hat ist Elena Gilbert (Nina Dobrev). Mit Stefan
kann sie über ihre Gefühle reden (langweilig) und mit Damon diese in die Tat
umsetzen. Klar, dass der böse Junge mit der Zeit immer interessanter wird und
in Wahrheit gar kein blutsaugender Soziopath, sondern lediglich ein bisschen
Beziehungs-neurotisch ist.
Jedes Vampir-Universum hat seine eigenen Regeln: Bei Vampire Diaries sind sie zu Beginn wie
folgt aufgestellt: Stefan und Damon (was bitte hat sich L.J. Smith – deren Bücher
auch um einiges früher als Stephanie Meyers erschienen sind – nur dabei gedacht
den „bösen“ Bruder Damon zu nennen?! Hätte sie sich gleich für Kain entscheiden
können.) können mit Hilfe eines Ringes bei Tageslicht wandeln, es gibt Hexen
und Werwölfe, Vampire können sich selbst heilen und Stefan macht die
Cullum-Diät: nur von Tieren trinken. Wann werden Tierschützer endlich dagegen
vorgehen?! Im Serienabspann habe ich nirgends: „No animals were harmed in
the making of this series“ gelesen. Vampires go vegan!
Ich finde, ein interessanter Aspekt des Vampir Genres ist
die Tatsache, dass Vampire durch ihre Aversion gegen Sonnenlicht in ihren
Aktionen zeitlich eingeschränkt sind. Dies verleiht der Nacht etwas Besonderes:
Menschen können nur in der Dunkelheit von Vampiren angegriffen oder gerettet
werden. Vampire 24 Stunden in den Gärten der Vorstadt wandeln zu lassen, nimmt
Spannung. Genauso wie durch das Trinken von nicht menschlichem Blut viel der
Erotik des Vampir-Seins verlorengeht. Nicht umsonst gibt es unzählige Artikel,
die den Vampirbiss mit dem Coitus gleichsetzen. Wenn man den Gedankengang so
fortsetzt, würde das bedeuten, wenn Stefan von Tieren trinkt, dann… womit wir
wieder bei der Frage wären wer die armen Tiere beschützt? Man sollte Freud
wahrlich nicht auf allen Gebieten anwenden.
Was klingt wie Dawson’s
Creek mit Vampire ist Dawson’s Creek mit Vampiren. Die Figuren
sollen 17 Jahre alt sein (ja ich weiß, dass die Untoten wesentlich älter sind…),
sehen aus wie Mitte 20 und reden wie Ende 40. In ihren reifen Gesprächen
sprechen sie über ihre Gefühle und die Unmöglichkeiten einer Beziehung. Das
Highlight bilden für mich dabei die Voice Overs der Tagebucheinträge von Elena
am Ende der ersten Episoden. In pseudo-philosophischer Form verarbeitet sie
darin ihren Werther‘schen Weltschmerz: von himmelhoch jauchzend und zu Tode
betrübt. Sie sollte mal über eine Dosis Prozac nachdenken.
Auch wenn Elena schön und Damon schön böse ist, so ist mir
diese Serie zu sehr mit Teenager-Liebesdingen beschäftigt, als mit der Natur
der Vampire. Die Serie hat für meinen Geschmack zu wenig Blutvergießen. Wer aber
auf Vamp-Soaps für Zwischendurch steht, ist hier genau an der richtigen
Adresse.