Da man im Fieberwahn nicht sonderlich aufnahmefähig ist (Ich will hier keine Pauschalaussagen treffen, keine Ahnung wie es Ihnen mit 39 Grad Celsius geht, aber mir geht’s nicht so gut…), habe ich die letzte Woche mit RTL 2 Assi-TV verbracht. Um dem entgegen zu wirken, habe ich mir am Montag Abend gedacht, „Wie wäre es mit Kultur und Information?“, und so habe ich mal ORF III eingeschalten. Und dort lief dann eine Dokumentation, nach der ich mich nun wahrlich kulturell informiert fühle: Der Penisjäger, oder wie der Originaltitel lautet: The Final Member.
Der Film erzählt die Geschichte des Isländers Sigurdur Hjartarson der das weltweit einzige Phallus-Museum gegründet und bis 2011 geleitet hat. Ja, auf so etwas können nur Isländer kommen! Angefangen hat alles damit, dass ihm ein Kollege (er war Direktor einer Schule) bei einer Schulfeier einen Stierpenis als Spaß geschenkt hat. Diese Art von Humor ist mir zwar fremd, aber vielleicht ist das unter Männern so üblich – was weiß ich. Dies war der Beginn seiner Sammellust, und bis 2011 hat er Tausende Exemplare von tierischen Penissen zusammengetragen, und als es seiner Frau zu Hause zu bunt geworden ist, haben sie und seine Freunde ihn dazu überredet ein Museum daraus zu machen. Seither kann man in Island das Phallusmuseum besuchen und sich dort kleine (das kleinste Exemplar ist der Penisknochen eines Hamsters mit ca. 2 mm) und große (das größte Ausstellungsstück stammt von einem Blauwal) „Dinger“ ansehen.
Soweit so gut. Allerdings gibt es ein Problem: ein Stück fehlt Sigurdur noch in seiner Sammlung, und zwar der Phallus des Homo Sapiens. Unter den tausenden Exponaten befindet sich kein menschlicher Penis. Wie soll diesem Umstand Abhilfe geschafft werden? Über die Medien erfährt ein (in Island) berühmter Abenteurer davon und erklärt sich bereit nach seinem Tod seinen Pinsel dem Museum zu spenden. Dies sollte nicht all zu lange dauern, denn immerhin ist der Gute schon stramme 93 Jahre alt. Aber er ist nicht der einzige Interessent. Über das Internet erfährt der durchgeknallte US Amerikaner Tom Mitchell davon, und sieht darin sofort seinen Kindheitstraum erfüllt. Dieser war nämlich der Wunsch, dass sein Penis, der berühmteste auf der ganzen Welt wird. Was für eine Kindheit der Mann gehabt hat, will ich bei Gott nicht wissen! Tom nimmt also mit Siggi Kontakt auf, und überschreibt diesem nach seinem Tod auch seinen Penis. Und dieser Penis ist etwas wahrlich Besonderes, denn er hat den Namen Elmo. Warum und wieso ihm seine erste ExFrau ihm diesen Namen gegeben hat wissen wird nicht – und wollen es auch nicht wissen. Siggi erzählt Tom aber auch vom isländischen Abenteurer, dessen Chancen vor Tom abzutreten (Tom ist Mitte 50), wesentlich besser stehen. Dies ist für Tom beinahe ein Weltuntergang, denn wenn nun der isländische Schwengel vor Toms im Museum ausgestellt wird, dann ist dessen kleiner Freund bekannter als sein Elmo. Nachdem Tom Siggi mehrere Fotos von Elmo in diversen Verkleidungen und zu diversen Anlässen (Elmo als Abraham Lincoln, Elmo als Wikinger, …) geschickt hat, und sich Siggi langsam fragt, ob denn mit Tom alles in Ordnung sei, fällt Tom einen Entschluss: Er macht sich zuerst auf den Weg in ein Tattoo-Studio und lässt sich dort Stars and Stripes auf die Eichel tätowieren, und danach macht er sich einen Termin mit einer renommierten plastischen Chirurgin aus, denn er möchte sich seinen Penis noch vor seinem Tod entfernen lassen, damit er als erstes in Siggis Museum ausgestellt werden kann. Tom steckt all seine Energie in Elmos Aufstieg und designt einen Schaukasten, in dem er dann ausgestellt werden soll. Er setzt sich mit italienischen Wissenschaftlern, die auf dem Gebiet der Plastik Konservierung forschen, in Verbindung, und möchte, dass diese sofort nach Abtrennen von Elmo vor Ort sind, um diesen in seiner ganzen erigierten Größe präparieren zu können. Nach dem Tod schrumpft dieses Organ nämlich, und das will der liebe Tom auf keinen Fall. Soweit käme es noch, dass sich ein US amerikanischer Penis zusammenzieht! Weiters hat Tom eine gute Idee für das Marketing: Man könnte im Penismuseum doch Comics verkaufen: Die unglaublichen Abenteuer von Elmo. Das Cover ziert ein Penis samt Hoden in einen Umhang gekleidet.
Tom macht sich also auf nach San Francisco, um sich dort mit der Ärztin zu treffen. Auf ihre Frage hin, wieso zum Teufel sie ihm einen gesunden Penis abschneiden soll, erfindet er eine Geschichte über einen früheren Hodenbruch. Natürlich kommt die liebe Frau Doktor Tom auf die Schliche und lehnt den Eingriff ab.
Wieder zurück zu Hause, bekommt Tom erneut schlechte Nachrichten: Siggi ruft an, um ihm mitzuteilen, das der isländische Abenteurer gestorben sei, und er nun schon sein Exemplar eines Penis des Homo Sapiens hätte. Tom ist am Boden zerstört. Oder, um es mit den Wort einer „Mitten im Leben“ – Hartz 4 Empfängerin zu sagen: „Er ist lateinisch am Ende.“ Dennoch versichert er uns glaubhaft, dass er weiterhin daran arbeiten wird, dass Elmo doch noch der berühmteste Penis der Welt wird. Ich drücke ihm dabei die Daumen, schließlich soll man seine Kindheitsträume nicht aufgeben.
Und, hat ORF III seinen Auftrag von „Kunst und Information“ nun erfüllt? Ja. Diese Doku hat mich nicht nur darüber informiert, welche literarische Erscheinung ich in den kommenden Jahren nicht versäumen darf (Die unglaublichen Abenteuer von Elmo), sondern welchen kulturellen Hotspot (Das Phallusmuseum) ich in Island auf keinen Fall versäumen darf, sollte ich mal in das falsche Flugzeug steigen, und in Island landen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen