Dienstag, 5. März 2013

Onkel Oscar und ich

Das alljährlich Highlight für alle Filmfans: Die Oscar-Nacht! (Zumindest bei uns Nacht, denn in Australien kann man sich die Verleihung gemütlich am Nachmittag bei Kaffee und Kuchen anschauen. Bei uns empfiehlt es sich dann eher nur Kaffee zu sich zu nehmen – und davon viel. Egal wie oder wo man die Oscar-Nacht verbracht hat, hier mein Exklusivbericht (der aufgrund der krankheitsbedingten Verzögerung bei weitem nicht mehr so exklusiv ist…):

Eine Sache beschäftigt mich ja jedes Jahr: Der Name „Oscar“. Diese Geschichte, dass der Oscar seinen Namen daher hat, weil eine Sekretärin angeblich irgendwann mal gesagt haben soll: „Der sieht aus wie mein Onkel Oscar!“, ist nicht nur ausgemachter Schwachsinn, sondern wirft auch die Frage auf: Wie bitte sieht Onkel Oscar aus?! Die Statue an sich hat ja keinerlei Gesichtskonturen. Will man da irgendjemanden wieder erkennen? Wahrscheinlich hat ihr Onkel auch eine Glatze, aber das trifft auch Ghandi auch zu…

Zu Beginn ein paar kleine Impressionen vom roten Teppich:
Heuer nennt sich der Austragungsort nicht mehr „Kodak Theatre“, sondern „Dolby Theatre“. Wer weiß, vielleicht befinden wir uns nächstes Jahr im „Apple Theatre“, oder im „Google Theatre“. Ich finde ja nach wie vor, mal sollte die Oscar-Verleihung im Einkaufzentrum nebenan abhalten, denn das ist mit den überdimensionalen Elefanten-Statuen das beeindruckenste Gebäude am Hollywood Boulevard.
Einer der ersten berühmten Menschen, den ich am roten Teppich erblicke, ist Daniel „Potter“ Radcliff. Und sogleich frage ich mich: Was macht der hier? Möchte er wieder nackt mit einem Pferd um die Wetter reiten? Aber als ich die nächste Berühmtheit sehe, nehme ich alles wieder zurück, und frage nun hier: Was macht die hier?! Mein Twilight Liebling Kristen Steward. Vielleicht hat sie eine ihrer dutzenden Himbeeren mitgenommen und hofft, dass sie ihr jemand gegen einen Oscar tauscht?
Welcher irre Fernsehproduzent hat sich überlegt, Kristin Chenoweth als Moderatorin am Red Carpet arbeiten zu lassen? Wer auch immer es war, er ist bestimmt taub! Die 1,5Meter kleine Kristin (Und ich als Mensch unter 1,6, darf so etwas schreiben!) ist nur in ihrer Paraderolle als Glinda in Wicked erträglich. Ansonsten sollte sie nur über Zeichensprache kommunizieren und Stummfilme mit lauter Musikuntermalung drehen. Okay, bei Pushing Daysies geht’s auch noch, aber nur in der deutschen Synchronisation!  
Jennifer Aniston erklärt uns was sie zum Frühstück hatte (interessant…) und Halle Berry stolziert mit einen Kleid umher, das aussieht, als wäre es nach einem Storyboard für Argo entworfen worden. Und die nächste Jen: Jennifer Garner beweist, dass man zu den Oscars kein Kleid braucht, in dem man sich bewegen, geschweige denn gehen, kann.
Das schlimmste Kleid des Abends hat meiner Meinung nach Anne Hathaway: In ihrem Nippelgate-Kleid zieht sie ungewollt alle Blicke auf sie bzw. ihre Brustwarzen. Ob Frau Hathaway kalt ist? Gleich darauf folgt Jamie Foxx mit Glitzer-Schleife. Sehr… 80er Jahre?! Und da kommt Renee ich-kann-vor-lauter-Botox-keinen-Gesichtsmusekl-mehr-bewegen-Zellweger.
Um hervorzuheben, wie fundiert meine Kleider-Kritik ist, möchte ich darauf hinweisen, dass ich bis vor 2 Wochen noch der Überzeugung war, Elie Saab sei eine Frau…

Komiker Seth McFarlane moderiert heuer die Show, und im Vorhinein wurden die amerikanischen Zuseher von diversen Fernsehanstalten schon dazu aufgerufen sich mit Ohropax zu versorgen, denn McFarlane ist für seine Witze auf tiefem Niveau bekannt. Dies gehört auch zur Oscar-Panikmache dazu, denn es glaubt doch wohl niemand, dass McFarlane auch nur einen Witz verwenden würde, der nicht vorher von 100 Stellen abgesegnet worden ist?! Außerdem wird die Show ja mit Zeitverzögerung übertragen, damit nicht womöglich ein Laudator eine „ehrliche Meinung“ oder gar „Kritik“ äußern könnte. Soweit kommt es mit der Redefreiheit vielleicht noch!!!
Seth McFarlane macht also einen soliden Job as Moderator (Mein Highlight ist Flight nachgestellt mit Sockenpuppen http://www.youtube.com/watch?v=kYXrIV4rF14 ). Daniel Radcliff (somit wäre die Frage nach seiner Anwesenheit geklärt) und Joseph Gordon Levitt legen eine (nicht ganz Fehlerfreie) Stepeinlage hin und Hugh Jackman und Charlize Theron tanzen in Old Hollywood-Manier.   

Als erste Kategorie kommt gleich Actor in a supporting role und die räumt tatsächlich Herr Waltz ab. Seine Dankesrede gebührt wieder einmal Quentin Tarantino (mit loser Krawatte) und zeigt, wieso wir Österreicher den Ruf haben, völlig kalt und emotionslos zu sein. Wenigstens hat er bewiesen, dass Österreicher nicht nur als sadistische Nazis Preise gewinnen können, sondern auch als sadistische Zahnärzte. Danke Christoph!  
Die Kategorie Animated Short Film präsentiert Melissa McCarthy in einem Sack. Die Moderation verstehe ich nicht, aber der Siegerfilm (Paperman) ist wahrlich süß! (http://www.youtube.com/watch?v=f3WVAR1McO4 )

Den Preis für Animated Feature gewinnt Brave, und den Preis holt sich ein Mann passend in Kilt ab. Wieder einmal stelle ich fest, dass es keine Gentlemen unter den Gewinnern gibt, denn immerzu gehen die Herren zuerst auf die Bühne, holen sich ihren Oscar, reden eine halbe Ewigkeit, und dann bleibt den Frauen nur mehr „Thank you“ zu sagen, denn schon ist die Zeit um. So auch hier. Was ich heuer besonders gelungen finde: sobald die Sprechzeit vorbei ist, ertönt die Melodie des weißen Haies.
Kurze Einblendung von John Travolta: dieser hat auch nur mehr einen Gesichtsausdruck.
Make up Design: Nominiert sind u.a. Peter Swords King (bitte sagt mir, dass das ein Künstlername ist!) für The Hobbit und Snowhite and the Huntsman. Und hierbei frage ich mich: wofür? Wenn sie es geschafft hätten Kristin in die Schönste im ganzen Land zu verwandeln, dann hätte ihnen definitiv ein Oscar gebührt, aber so… Gewinnen tut den Preis dann schlussendlich Les Misérables, und auch diese Entscheidung verstehe ich nicht. In  welcher Relation steht es singenden Darstellern Dreck ins Gesicht zu schmieren und Anthony Hopkins in Alfred Hitchcock zu verwandeln? Hin und wieder verstehe ich die Jury nicht.
Bestes Kostüm gewinnt verdient Anna Karenina. Die Kostümdesignerin scheint einen Knebelvertrag mit Kira Knightly zu haben, denn sie hat diese schon in Atonement und Pride and Prejudice mit Kostümen ausgestattet. Wahrscheinlich hat sie einen Spezialkurs in „Wie kleide ich Magersüchtige vorteilhaft ein“ belegt.

Dann wünsche ich mir zum zweiten Mal an diesem Abend nach Kristin Chenoweth ich wäre taub, denn Shirley Bassey singt Goldfinger. Ich habe Van Gogh noch nie so gut verstanden!

Als die Kategorie Beste Dokumentation kommt, frage ich mich, ob es denn auch lustige Dokumentationen gibt? Und nicht nur immer welche über Krebs, Behinderungen und dem Schwinden natürlicher Ressourcen?

Best foreign Language film gewinnt verdient Amour. Hanekes Ansprache hat den typischen Charme des Englisch mit österreichischem Akzent. Am Schluss baut er noch einen grammatikalischen Fehler ein, und doch ist diese Rede um so vieles sympathischer als jene von Christoph Waltz. Eine Randbemerkung: Ich verstehe diese Kategorie nicht: Sie heißt Foreign language Film, und doch war letztes Jahr ein Film in englischer Sprache nominiert. Und auch heuer: Kon-Tiki, der Film, der für Norwegen ins Rennen ging (wer Lust auf einen spannenden Film mit einigen heißen Norwegern auf einem Floß hat, sollte ihn sich unbedingt ansehen!), war auch auf Englisch. Und nach dem Produktionsland geht es auch nicht, das hätte letztes Jahr nicht funktioniert. Und überhaupt: Wie kann ein Film für Best Foreign Language Film UND als Bester Film nominiert sein?! Ist das nicht unfair?

Adele singt gelangweilt Skyfall. Kann ich verstehen, schließlich ist das Lied ja zum Einschlafen. Außerdem sieht sie dauernd zum Stage Manager hinüber. Dann präsentiert Ms Steward einen Preis. Wenigstes für die Oscars hätte sie sich frisieren können! Salma Hayek darf auch eine Statue vergeben und trägt die schlechte Version des Kleides von Michelle Dockery bei den Golden Globes.














Nach dem In Memoriam, wo ich übrigens Dallas Legende Larry Hagman vermisse – singt Barbara Streisand The way we were. Auch wenn sich ihr Stimmsatz dank Botox auch ein wenig verschoben hat, ist es noch immer um Welten besser als bei Shirly…

Den Preis für den besten Score vergeben Catherina Zeta Jones in einem tollen Kleid und Renee Zellweger, die aussieht wie ein Silberfischerl, deren Augen man vergeblich hinter den Botox-Wangen sucht.
Die Nacht wird schon lange, und man kann es Robert DeNiro nicht verdenken, dass er beim Preis an Jennifer Lawrence (wieso hat die bitte gewonnen?!) schon eingenickt ist. Russell Crows Subtext in einer Einblendung ist wohl: „Ich will einen Drink! Lasst mich jemanden verprügeln, und danach will ich einen Drink!“
Dann kommt mein Highlight des Abends: Den Preis für den besten Film vergibt Michelle Obama live aus dem Weißen Haus. Ich habe schon lange nicht mehr so etwas Peinliches gesehen! 1. Was bitte soll der Pony? Ihre Stirnfransen sehen aus, als hätte der Hund Boe was damit zu tun. Hat man den in letzter Zeit mal gesehen?!
2. Was sollen die Soldaten um sie herum? Diese stehen unmotiviert da (natürlich der Gruppen-Schwarze) und wissen nicht wo sie hinsehen sollen. Dieser peinliche Auftritt hat zur Folge, dass sich alle kollektiv darüber amüsieren, und ihr niemand zuhört. Der Preis geht dann an Argo und George Clooney nimmt als Sexiest Producer Alive die Statue entgegen. What else?
Alles in allem war es eine lange Oscar-Nacht, der ein paar Musiknummern weniger nicht geschadet hätten. Somit also bis zum nächsten Jahr – um es mit Quentin Tarantino zu sagen: Peace out!

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