Montag, 11. März 2013

Tatort Rambo Mickey Mouse

Superntural und Dexter laufen nach 23 Uhr und Game of Thrones wird bis zur Unkenntlichkeit geschnitten, nur um keinen Sex und keine Gewalt zu zeigen, und dann wird beim neuen Tatort mit Til Schweiger damit geprahlt, dass in den ersten 3 Minuten 3 Leute sterben. Und tatsächlich beginnt die Folge mit recht viel Blutvergießen. Dann sehen wir noch das Blutbad einer Prostituierten, die Suizid verübt hat. Aber beim Kulturgut Tatort ist das um 20:15 anscheinend okay.
Til ist der Draufgänger-Bulle, der in einer neunen Stadt (Hamburg) anfängt und der immerzu aus der Reihe tanzt, weil er so supergut ist. Sein ersten Fall dreht sich im einen Mädchenhändler-Ring, in den sein ehemaliger Partner (der einen Chuck-Norris-Bart hat, der eben NUR bei Chuck Norris cool aussieht! Bei ihm sieht es eher nach den Dalntons aus.) verwickelt zu sein scheint. Er hat nicht nur mit seinen Vorgesetzen ein Problem, sondern auch damit seiner 15-jährigen Tochter das perfekte Frühstücksei zuzubereiten. Diese wird von Tils Tochter Luna gespielt. Anscheinend macht er jetzt bei all seinen Filmen einen auf Nicht ohne meine Tochter.
Hier einige Beispiele, wie man sich einen Tatort mit dem Superbullen vorzustellen hat: Bulle Till läuft zu Fuß einem schwarzen Lieferwagen (Serial Killer Van – wie originell!) nach und öffnet die Tür zum fahrenden Auto, stürzt sich hinein, eliminiert den Bösewicht und rettet die Damsel in Distress. Also bitte… Abgesehen von diesem Klischee hätten wir noch die „unheimliche Parkgarage“ und „die Kollegin mit den fettigen Haaren und der Brille, die im Endeffekt mal heiß werden wird.“
Vielleicht würde ich Til die harter Kerl-Nummer abkaufen, wenn er keine Mickey-Mouse-Stimme hätte, aber so… Ich werde eine Petition für eine Synchronisation von Til Schweiger aufsetzen!
Der harte Bulle Til hat immerzu irgendwelche Kratzer im Gesicht. Nur leider in einer Szene auf der rechten Seite der Stirn und in der nächsten auf der linken.
Seine ehemalige Kollegin (natürlich eine Verflossene) trägt zur Tarnung eine Sonnenbrille, die so groß ist, dass es mehr als auffällig ist. Das ist keine Tarnung, sondern schreit: „Ich versuche mich zu tarnen!“, oder, „Mein Mann hat mir ein blaues Auge verpasst!“
Ein kleines Beispiel für die Logik dieses Tatort: Til wird niedergeschlagen und sobald er am Boden liegt, gibt man ihm eine Ohrfeige und ruft: „Komm schon, wach auf!“ ??!! Dann wird der Arme mit dem linken Handgelenk angekettet. – Schnitt – Er sitzt am Gang und die Handschellen baumeln von seiner rechten Hand. Da hatte man wohl dieselbe Continuity wie bei Twilight engagiert.
Wenigstens ist die Elbphilharmonie in Hamburg einmal zu etwas gut: nämlich als Kulisse. Dieses Bauwerk sollte ja seit einer halben Ewigkeit fertig sein, hat die Baukosten um ein Vielfaches überstiegen und fertig ist es noch immer nicht. Na wenigstens kann man es als Filmkulisse gebrauchen. Wahrscheinlich haben sie auch ein bissi ein Körberlgeld bekommen, damit sie weiterbauen können. In der nächsten Folge werden sie vermutlich am unfertigen Flughafen Berlin drehen.
Dann erfolgt der Zugriff bei Nacht auf das Versteck der Mädchen – es ist beinahe so spannend wie bei Zero Dark Thirty. Bei der Schießerei ist der Rauch der MGs digital eingefügt – peinlich! Als Til erfährt, wo sich die Mädchen aufhalten, muss er da natürlich im Alleingang hin – ein richtiger Lonesome Rager, halt…
Am Ende kommt er mit den befreiten Mädchen in Zeitlupe aus dem  Haus, und alle fallen sich in die Arme. Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan.
Alles in allem ein Tatort, der versucht auf coolen amerikanischen Action-Film zu machen, es aber einfach nicht ist. Schade, dass gerade dieser Top-Einschaltquoten hatte. Gut, dass Til jedes Jahr nur einen Tatort drehen will.  
So hat Til wieder einmal die Welt gerettet, und mit dem weichen Ei hat es am Schluss auch geklappt.  

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