Donnerstag, 23. Januar 2014

EleMentalist



Dieser Eintrag ist für einen lieben Freund, den ich noch aus Zeiten kenne, als ich noch im Wachstum begriffen war – kaum zu glauben, aber wahr: Ich war einmal kleiner als ich heute bin! Er hat mich im Laufe des Adventkalenders 2013 (lang, lang ist’s her) gebeten einen Eintrag über Elementary und The Mentalist zu schreiben. Sein Wunsch sei mir Befehl. Da sich mein Wissen über die beiden Serien aber in Grenzen hält, bitte ich um Nachsicht, sollten sich bei der Recherche Fehler eingeschlichen haben. So, bear with me!

TOTALLY MENTAL

Als die Serie The Mentalist von Bruno Heller 2008 herauskam, habe ich mir die ersten paar Folgen angesehen, denn schließlich wollte ich als Prison Break-Fan sehen, was Robin Tunney nach ihrem Serientod so treibt. Und zwar genau folgendes: Sie ist die Leiterin eines Teams beim CBI (California Bureau of Investigation) namens Teresa Lisbon, die gemeinsam mit dem ehemaligen Mentalisten Patrick Jane (Simon Baker) Mordfälle löst. Und wie es sich für Ermittlerpaare im Fernsehen gehört, sprechen sie sich nur mit Nachnamen an. Also: Ich Lisbon, du Jane! (dabei stelle man sich bitte Simon Baker in Lendenschurz vor, der sich in affig-männlicher Manier auf die Brust trommelt)
Die Zielgruppe der Serie ist eindeutig weiblich, denn Simon Baker sieht in seinen blauen Dreiteilern sehr adrett aus. Außerdem ist er Australier, was ihn automatisch sympathisch macht (die Mittelnamen seiner Kinder Breeze, Blue und Friday schwächen das allerdings ein bisschen ab).

Das Besondere der Serie ist, dass Jane durch seine Mentalisten-Fähigkeiten sehr unorthodox im Umgang mit den Mordfällen ist. Dabei wirkt er nicht nur eigen, sondern oftmals auch überheblich. Ich persönlich bin leider nie ein Fan geworden, da ich Jane nicht so schön eigenwillig wie Bones und die Chemie zwischen ihm und Lisbon bei weitem nicht so lustig wie jene zwischen Castle und Beckett finde. Außerdem finde ich das Thema „hellseherischer“ Ermittler bei Psych (so viele schöne Anspielungen auf die Populärkultur) und Lie to me (gut recherchiert und Tim Roth ist natürlich einsame Spitze) origineller verarbeitet.   

Beim Format handelt es sich um die klassische Krimiserie, in der Woche für Woche ein Fall gelöst wird, der in sich abgeschlossen ist, was es Einsteigern erleichtert. Und wie in jeder klassischen Krimiserie, gibt es auch hier einen Staffel-übergreifenden Handlungsstrang, der einen persönlichen Bezug zum Protagonisten hat, somit den Einsatz erhöht und seiner Figur Tiefe verleiht. Dabei handelt es um den Serienmörder Red John, der Janes Frau und seine Tochter umgebracht hat. Sein Markenzeichen ist ein Smile aus Blut:



Dieser Handlungsstrang zieht sich bis in die 6. Staffel, wo wir endlich erfahren wer Red John ist, für dessen Person es im Laufe der Serie mehrere Verdächtige gibt. So, nun wäre geklärt wer Janes Familie ermordet hat, und was nun? Man wird sehen ob Bruno Heller (irgendwie komisch, dass der Erfinder einer Serie, dessen Protagonist für einen „Hellseher“ gehalten wird „Heller“ heißt, oder?) für die nächsten Staffeln etwas ähnlich Interessantes einfällt.


THE BIRDS AND THE BEES (AND SHERLOCK HOLMES)

Auch in der zweiten Serie haben wir einen Protagonisten mit komischem Namen, diese Mal ist es aber der Vorname: Sherlock. (Was sich Sir Arthur Connan Doyle gedacht hat, ein Brüderpaar Sherlock und Mycroft Holmes zu taufen, möchte ich wissen. Wer weiß, welche Kokain-Orgie da wieder im East India Club veranstaltet wurde, als er den Einfall hatte. Ich bin sowieso davon überzeugt, dass Sir Arthur Conan Doyle die Vorliebe für Rauschgift mit seinem berühmten Detektiv geteilt hat. Wie soll man sonst erklären, dass er in Sachen Kontinuität so ungenau war, dass Mrs Hudson zwischendurch Mrs Turner und John Watson eine ganze Geschichte lang James Watson heißen? Wir stellen uns kurz vor George R. R. Martin würde so arbeiten…) – Das war wohl die längste Klammer, die ich je geschrieben habe. Weiß noch jemand worum es vor Beginn der Klammer ging? 

Bei Elementary handelt es sich um die seit 2012 laufende US-Serie von Robert Doherty, welche sich des Themas Sherlock Holmes in einem modernen Setting annimmt. Sherlock Holmes (Jonny Lee Miller) zieht nach seinem Entzug von London nach Manhattan und hilft dort gemeinsam mit seiner Betreuerin und Mitbewohnerin – die ihm von seinem Vater aufoktroyiert wird – Dr. Joan Watson (Lucy Liu) der Polizei Mordfälle aufzuklären. Mit seiner recht eigenwilligen Art trifft er dabei nicht immer auf Zustimmung und Verständnis. 

Als das Besondere bei der Serie wurde immer wieder die Tatsache hervorgehoben, dass Dr. Watson das erste Mal in der Geschichte eine Frau ist. Hmmm… ähm… ja, toll. Also nicht, dass mir die Idee nicht gefallen würde, aber in unserer ge-genderten Gesellschaft finde ich das ungefähr so revolutionär wie… leider fällt mir im Moment kein irrwitziger, intelligenter Vergleich ein, aber ich denke ihr wisst, was ich meine. Lucy Liu stellt also Dr. Joan Watson da, die Mr Holmes bei der Rehabilitierung seiner Drogensucht beistehen soll. Dabei freunden sich die kleine Frau mit den unvorteilhaften Röcken und der Detektiv an, sodass Dr. Watson nach Beendigung ihrer betreuerischen Anstellung Sherlocks „Lehrling“ in Sachen Verbrechensaufklärung wird. 

Auch diese Serie funktioniert auf dem bewährten ein-Mord-pro-Woche-Prinzip, und der Folgen übergreifende Plot mit persönlichem Tiefgang darf natürlich auch nicht fehlen. Und was könnte dazu bei Sherlock Holmes besser geeignet sein als die Handlung um Irene Adler und Moriarty? Die Serie hat ihren eigenen Kniff gefunden mit THE Woman und Sherlocks Erzfeind umzugehen, und der ist zugegebener Maßen ein origineller. 

Jonny Lee Miller spielt den englischen Consulting Detective mit seinem Hang zu schrägen Experimenten und einer verschlossenen Persönlichkeit bravourös, auch wenn mich seine bis oben hin zugeknöpften Hemden und sein nervöser Tick mit seiner rechten Hand schier in den Wahnsinn treiben. 

Natürlich zollt die Serie ihrer Literaturvorlage mehr als ein Mal Tribut. Der aufmerksame Zuseher darf sich über wörtliche Zitate (wie natürlich das Titel gebende: „Elementary, my dear Watson…“), Anspielungen (Ms Hudson ist weder die Haushälterin noch die Vermieterin, sondern eine transsexuelle, gebildete Dame, deren Berufsbezeichnung „Muse“ lautet) und Sherlocks Bienenzucht am Dach freuen. 

Herzlich auflachen musste ich, als ich das erste Mal gesehen habe, wer Mycroft in der Serie spielt. Da kann man sich einfach nicht des Gedankens „Oh mein Gott, das ist doch der schrullige Mitbewohner bei Notting Hill!“ erwehren.  



Purple Socks statt purple Shirt – und könnte man sich an Mantel und Schal nicht doch einen gewissen anderen Sherlock zum Vorbild genommen haben?
 
Ja, ich weiß, man sollte Elementary nicht mit Sherlock vergleichen, denn alleine vom Production Value und dem Aufbau her stehen die Serien in keinerlei Relation zueinander. Dennoch fällt es mir schwer dies zu tun, behandeln beide doch dasselbe Thema und schien es beim Erscheinen von Elementary doch so, als wollte CBS (NICHT CBI!) von der Popularität ihres britischen Vorgängers profitieren, und damit wieder einmal das Klischée bestätigen: Die Amis können sich nicht einfach mit der (vielleicht sogar besseren) europäischen Variante zufrieden geben, nein, sie müssen ihre eigene machen! Außerdem sollte man schon sagen dürfen, dass der „kleine, schlechte Bruder“ des Spielfilmes die Fernsehunterhaltung nicht nur so (0-8-15 US-Serie), sondern auch SO (dramaturgisch und kinematographisch auf hohem Niveau) aussehen kann. 

Zur Verteidigung von Elementary sei aber gesagt, dass der Großteil der Sherlock Holmes Geschichten mittlerweile nicht mehr dem Urheberrecht unterliegt und es ohnehin wohl kaum eine Figur in der Literatur gibt, welche derart oft in diversen Medien portraitiert wurde. Somit ist Sherly sozusagen „Freiwild“ und eine Version mehr oder weniger sollte wohl niemanden stören. Außerdem widmet sich Elementary dem Stoff auf eine gänzlich andere Art und Weise und versucht nicht (zumindest wäre mir keine frappante Ähnlichkeit aufgefallen – sollte ich mich diesbezüglich irren, bitte um Korrektur) von ihrem britischen Pendant zu kopieren. (Obwohl: es wäre sicher eine lustige Folge Jonny Lee Miller mit Wuschel-Haaren und Belstaff und Lucy Liu mit Kurhaarschnitt und blond zu sehen…) Und Elementary hat eine wahrlich lustige Tagline: "Holmes sweet Holmes."
Dennoch kann ich mich der Meinung nur anschließen, dass zumindest für MICH Elementary keinesfalls als Ersatz für Sherlock dienen kann. Nicht, dass es schlecht wäre, aber es hebt sich einfach nicht genug von anderen Crime-Serien ab. Die Anspielungen auf der Conan Doyle-Kanon sind natürlich nett, rechtfertigen für mich aber nicht die Tatsache, dass der Protagonist Sherlock Holmes heißt. Ja, er ist in seinen Deduktionen eigenwillig (das ist Patrick Jane auch), hat eine Vorliebe für Bienen und einen Gefährten namens Watson, aber reicht das aus, um einer der berühmtesten Detektive der Geschichte zu sein? Klar, Sherlock Holmes machen nicht seine Pfeife oder sein Deerstalker aus (der übrigens eine Erfindung des Illustrators war), aber dennoch bin ich der Meinung, die Figuren könnten irgendwelche anderen Namen tragen, und ich würde die Serie deswegen nicht besser oder schlechter finden. Eher noch besser, weil ich sie dann nicht Sherlock oder den Guy Richie-Filmen vergleichen würde. Daher bleibt für mich Elementary eine Krimiserie, wie es mittlerweile so viele gibt, die versucht dadurch besonders zu sein, dass sie sich mit fremden Federn schmückt (und damit hätte ich beinahe ein elegant elliptisches Ende zu The Mentalist hergestellt, denn wenn Red John nicht wie der Name eines Indianerhäuptlings klingt, weiß ich auch nicht…).   

Bildquellen:
http://i0.wp.com/geekdad.com/wp-content/uploads/2013/08/Elementary.png

Mittwoch, 15. Januar 2014

London für Freaks - Tag 4



Letzter Tag in London. Das Wetter sah genauso trüb aus wie am Tag zuvor, doch auch dieses Mal klarte es auf, sodass einer Busfahrt in den Nobelstadtteil Belgravia nichts im Wege stand. Dort posierten wir vor Irene Adlers Haus und suchten uns bei der Gelegenheit gleich ein passendes aus, das gerade renoviert wurde. Von den Chauffeuren, die auf den Gehsteigen warteten hätten wir uns eigentlich gleich einen mitnehmen können.
Hier hat sich „Der Skandal“ abgespielt, und hier könnten wie uns auch vorstellen einzuziehen…
Aber nicht nur Sklaven auf Bussen waren ein permanenter Blickfang, auch den lieben Ex-Doctor David Tennant haben wir auf dem ein oder anderen Plakat erspäht. Der ist vom Doctor zum König aufgestiegen (den Turnschuhen und der Frisur ist er dabei allerdings treu geblieben): 
Zepter statt Sonic Screwdriver.

Eine der klassischen touristischen Attraktionen hatten wir beide noch nicht aus der Nähe gesehen: Die St. Paul’s Cathedral. Gesagt getan. Um uns von der Trauer des nahenden Abschiedes abzulenken, beschlossen wir noch mal nach St. Barts zu gehen – schließlich liegt es gleich hinter St. Pauls. Dort betrachteten wir die Szenerie noch einmal von John Watsons Standpunkt aus: 







Nach dem Mittagessen waren wir beim Postmans Park (bekannt aus dem Film Closer – Es handelt sich um einen Park mit Gedenktafeln von „normalen“ Bürgern, die ihr Leben dabei gelassen haben, jemanden zu retten. Irgendwie recht deprimieren… Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass ich bei Closer immer automatisch an den Soundtrack von Damien Rice denken muss, und wenn der nicht suizidgefährdend ist, weiß ich auch nicht. Gut, dass Barbara mich davon abgehalten hat zurück zu St. Barts zu gehen und einen auf Sherlock zu machen.), und nach einer Besichtigung der St. Brides Church genehmigten wir uns im Mini-Cupcake-Laden an der U-Bahn, den wir am ersten Tag entdeckt hatten noch eine süße Stärkung. Das Geschäft wird offenkundig von zwei jungen Männern geführt, die da überhaupt nicht reinpassen. Meine Theorie dazu war: Der Laden gehört in Wirklichkeit ihren Freundinnen und die Jungs haben eine Wette verloren. Der Einsatz war: eine Woche lang auf das Geschäft aufzupassen. Unser Glück, denn der eine war „gar nicht unsauber“ – wie es meine Mutter so eloquent formulieren würde (und es Mrs. Branson getan hat).
Nach Endorphinen in Form von Schokolade, mussten wir dann doch den Weg zum Flughafen antreten. Die 45 Minuten Stehen in der U-Bahn wurden uns  - zumindest für eine gewisse Zeit – mit dem Ausblick auf einen hübschen jungen Mann erleichtert. Als er dann aber geschlagene 20 Minuten auf eine Seite mit einem Artikel über Männermode gebrütet hat, war wohl klar, dass ER in unsere Richtung keinen Blick riskieren würde.
Das eigentliche Abenteuer begann aber erst am Flughafen. Nachdem ewig kein Gate bekanntgegeben wurde, saßen wir dann endlich dort und warteten auf’s Einsteigen. Und was musste ich dort sehen? Eine Frau (keine Österreicherin) mit einem Natürlich Blond – Sackerl vom Ronacher! Aber keine Sorge: Sollte mir davon der Mund trocken werden: gleich gegenüber befand sich ein Getränkeautomat mit der Aufschrift: „The official water of the Olympics 2012.“ Was sollte das?! Wasser von 2012 ist doch schon längst abgestanden! 
Wahrlich lustig wurde es dann im Flugzeug selbst. Nachdem wir auf die Stadtbahn gerollt waren, blieben wir plötzlich stehen, und verharrten dort einmal eine halbe Stunde. Irgendwann kam dann mal die Durchsage vom Captain, dass wir technische Probleme hätten, und sich der Start deswegen verzögern würde. Es gab dann auch eine „kleine“ Verzögerung von 4 (!!!) Stunden, in denen wir im Flugzeug gefangen waren, und es dann schon nach Mitternacht war. Aber keine Sorge, die Stewardessen haben sich in der Zwischenzeit rührend um uns gekümmert. Und zwar in Baumarkt-ähnlicher Manier: Sie waren alle wie vom Erdboden verschlucken.
Völlig verkühlt und mit einem tauben Ohr sind wir dann irgendwann in Wien gelandet.
Dennoch war unser Freak-Trip eine mehr als gelungene Reise. Und wenn ihr mal zufällig in die Nähe von Barts kommen solltet (die Umgebung ist sehr empfehlenswert – Cafés, Pubs, schmale Gassen…), tut einen Blick nach oben auf das Dach der Pathologie und denkt an Mrs Branson und mich, und wie glücklich wir dort waren.