Mittwoch, 19. Dezember 2012

Gewinner der MTV Movie Awards 2012

Und der Gewinner des MTV-Movie Awards 2012 war: Breaking Dawn 1. Oh ja, die Welt ist dem Untergang geweiht! Zu meiner Zeit hat noch Lord of the Rings diesen Preis abgeräumt, aber mittlerweile dürfte MTV die mitstimmenden Generationen dermaßen einer Gehirnwäsche unterzogen haben, dass sie zu Zombies geworden sind. Anders kann ich mir dieses Voting nicht erklären…
Breaking Dawn 1 ist nun also der erste des letzten Teiles der Twilight Saga. Man hat sich Harry Potter zum Vorbild genommen und aus einem Teil mach zwei: Man verdient dabei ja mehr, eh klar!
Kam mir schon bei Eclipse vor, dass den ganzen Film über nichts passiert, bin ich bei diesem Teil beinahe ins Koma gefallen. Die Synopsis lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Hochzeit – Schwanger – Vampir. Damit wäre dann im Grunde schon alles gesagt. In jedem anderen Film könnte man ja was daraus machen, aber anstatt Bilder für sich sprechen zu lassen, lässt man Worte sprechen – und davon viel zu viele. Der Film besteht nur aus nichtssagenden Dialogen – einer schlechter, kindischer und kitschiger sind als der andere.

Der Film beginnt so wie man es sich erwartet: Jacob läuft aus dem Haus und reißt sich sein Oberteil vom Leib. Es folgen die Hochzeitsvorbereitungen von Bella und Eddie. Eddie kommt des Abends durch Bellas Fenster (hat zu viel Dawson’s Creek geschaut) und gesteht ihr, dass er ein dunkles Geheimnis hat. Er hat doch tatsächlich einmal als Vampir Menschen ausgesaugt! Aber immer nur Mörder – wie er betont. Nicht einmal als „böser“ Vampir ist Eddie böse gewesen… Eddie geht zu seiner Bachelor Party („Möchtest du diese Rose?“) und Belle legt sich samt Gewand (Jean und T-Shirt) schlafen.
Bei der Hochzeit flippen ihre Eltern aus, weil sie „so beautiful“ aussieht. Sie hat die Haare endlich mal geordnet, das ist alles. Dann wird ihr der Kamm (den man beim Thalia kaufen konnte!) ins Haar gesteckt und ab Richtung Altar mit ihr. Beim Gang dorthin sieht sie aber mehr so aus, also würde sie sich übergeben, anstatt sich zu freuen. Eines muss ich fairerweise sagen: ihr Hochzeitskleid ist hübsch.
Ihre Freundin stellt die Frage: „Who’s marrying with 18?“ Tja, meine Liebe, eine Figur in einem Roman einer Mormonin, die ansonsten keinen Sex haben dürfte.
Sehr gelegen kommt bei der Hochzeit, dass gleich die Schwüre kommen und das war’s dann. Sogar ICH hätte mir selbstgedichtete Sprüche erwartet! Und dann die Reden der Gäste: Was ist damit? Sollen die lustig sein?! Die sind einfach nur peinlich!
Am Ende der Feierlichkeiten taucht dann doch noch Jacob auf, und aufgrund des festlichen Anlasses trägt er sogar ein Hemd! Sie tanzen eng umschlungen miteinander (also jetzt Bella und Jacob, nicht Edward und Jacob), und dann folgen Verabschiedungen, als würde Bella sterben. Ist ja fast so schlimm: sie wird mir ihrem Mann schlafen.
Und wieder einmal stelle ich fest, dass dies alles so viel leichter zu ertragen wäre, wenn Eddie gut aussehen würde. Jacob heult (im wahrsten Sinne des Wortes) wieder man herum – Jake get over it!
In ihrer Honeymoon Suite angekommen, sehen wir das Bett: weiße Laken, weiße Vorhänge – ja wir haben die Bedeutung verstanden! Dann folgt schon die erste fast nicht jugendfreie Szene: Bella geht doch wahrlich nackt baden! Wie schlimm! Du ungezogenes Mädchen! Wie skandalös würde Stephanie Meyer dann jede Matura-Reise finden?
Daraufhin folgt die lang erwartete „Sex-Szene“. Wer sich auch nur den Ansatz von Sex darin erwartet hat, der wird bitter enttäuscht. Ich bin allerdings sehr schockiert, dass man doch tatsächlich Edwards nackte Schulterblätter von hinten sieht! Skandal! Am nächsten Morgen sehen wir, dass das Bett zerlegt ist. Aber von was? Ist ein Hurrikane in der Nach über die Insel gefegt? Es folgt dramatische Musik. Der permanent dudelnde Soundtrack versucht den nicht-vorhandenen Plot wettzumachen. So vergehen die restlichen Flitterwochen mit Schach spielen. Kein Scherz, das ist keine Metapher für irgendetwas, sie spielen tatsächlich Schach! Nun kann ich verstehen, dass man eine Fanfiction wie Shades of Gey schreiben muss, denn bei Twilight verzweifelt man ja.
Dahingehend hat der Film fast schon einen Bildungsauftrag erfüllt: Die Frage, die Dr. Sommer seit Jahrzehnten gestellt bekommt, wird endlich beantwortet: Kann man von Petting schwanger werden? Wenn es sich dabei um einen Vampir handelt, dann schon. Denn: 14 Tage später ist Bella auch schon in freudiger Erwartung. Ihre Frage: „Can this happen?“, beweist nur wieder einmal, dass es keine gute Idee ist Evolutionslehre von amerikanischen Lehrplänen zu streichen. Die Dramatik wird mit einem Close up von Kristens Gesicht unterstrichen. Dazu kommt Musik, denn ohne diese könnte man ihre Emotionen auf Grund ihrer eingeschlafenen Mimik eh nicht deuten. Dann betritt die Putzfrau – Entschuldigung das Facility Management oder die Raumpflegerin – den Raum und Eddie flüstert mit ihr. Wieso er das macht? Keine Ahnung, wahrscheinlich wegen des dramatischen Effekts. Und dann folgt der absolute Beweis, dass Bella Biologie allgemein geschwänzt haben dürfte, denn anstatt sich dorthin zu greifen, wo sich ihr Uterus befindet, hält sie sich permanent den Magen.
Dann: Jacob kommt mit Lederjacke und Moped als James Dean für Arme daher und besucht die kranke Bella bei den Cullum-Veggie-Vampiren, die offensichtlich den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben,  als herumzustehen – sehr hilfreich. Dann kam mein Lieblingssatz von Jacob im Film: „… that I love you and you love him – I don’t see any sense in that. “ Ich auch nicht, vor allem nicht, wie man daraus hunderte Minuten Film machen kann! Aber schön zu sehen, dass die Figuren so selbstreflexiv sind.
In der nächsten Szene hören wir plötzlich die Wölfe sprechen. Wo ist Kevin Costner, damit er mit ihnen tanzen kann? Bisher haben wir die Wölfe in ihrer Wolfsgestalt noch nie sprechen gehört. Es wäre auch nicht schlecht gewesen, wenn man das schon vorher einmal eingeführt hätte, dass das funktioniert: Foreshadowing nennt man das in der Fachsprache! Damit wir alle wissen, wer der böse Werwolf ist, ist er natürlich schwarz. Jake verwandelt sich zurück und hat sein Gewand wieder, das vor 30 Sekunden bei seiner Verwandlung in Fetzen gerissen wurde. Ich sollte endlich damit aufhören, Logik in dieser Film-Saga zu finden.
Zur Abwechslung ertönt wieder Musik, und man sieht „unauffälliges“ Product Placement von Apple. Muss man sich im Kino auch schon die riesigen Einblendung „Diese Sendung enthält Produktplatzierungen“ gefallen lassen?
Währenddessen gibt die Bella als Märtyrerin, weil sie ihr Baby von innen auffrisst. Da kommt Jake die rettende Idee: Das Rosemarys Baby braucht vielleicht Blut. Was du nicht sagst?! Da kommt ihr erst jetzt drauf? Noch dazu muss der Werwolf unter den Vampiren das herausfinden! Bella muss jetzt Blut trinken. Wie froh wären sie wohl jetzt, wenn sie TruBlood hätten?!
Dann setzen die Wehen ein und Bella stürzt in Zeitlupe – wie lahm sind bitte Edwards Vampirrefelxe, wenn er sie nicht mal in Zeitlupe auffangen kann?! Bei der Geburtsszene bekommt man richtig Lust auf ein Kind per Kaiserschnitt ohne Betäubung… Wenn Bella das erträgt, dann kann ich das auch! Es folgt eine CSI –mäßige Kamerafahrt in Bellas Blutgefäße als Eddie ihr von seinem Blut gibt, weil sie ansonsten stirbt.
In der Zwischenzeit greifen die Werwölfe an und wollen das Baby töten. Da wird uns in einem ewigen Monolog erklärt, dass Jake auf das Baby geprägt wurde, und die Weres deswegen das baby nicht auffressen dürfen. Wie praktisch, der Deus ex machina doch ist – und wie pädophil!
Noch einmal CSI. Bella schlägt die Augen auf – sie sind Rot. Black. 80er Jahre-Abspann und aus.
Was bleibt den Wesen nach uns noch zu sagen: Es tut uns leid, dass ihr diesen Schund ansehen müsst? Unsere Jugend ist jung und dumm, mit dem Alter wird es besser? Vielleicht ist es ihnen aber auch möglich völlig ohne logische Zusammenhänge zu denken, und empfinden den Film als cineastisches Meisterwerk.

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