Freitag, 19. Dezember 2014

Allein, allein, das muss nicht sein



„You ate dinner in front of a mirror last night.“ – 30 Rock

Die Linden vor dem Wohnzimmerfenster haben längst ihre Blätter verloren, Reif bildet sich auf den dünnen Zweigen, die Richtung Fenster zeigen, der Himmel ist so grau, dass man ihn kaum vom Haus gegenüber unterscheiden kann und um 14 Uhr wirft man einen ungläubigen Blick auf die Uhr, denn es kann doch nicht sein, dass man jetzt schon das Licht aufdrehen muss. Wer an solch deprimierenden Tagen im November oder Dezember nicht alleine zu Hause sitzen möchte, und beim Essen in einen Spiegel schauen will, um seine Mahlzeit nicht alleine genießen zu müssen wie Liz aus 30 Rock, kann ins Anti-Forever Alone Restaurant gehen. In Tokyo gibt es das Moomin Café, in dem einem Plüschtiere Gesellschaft leisten. Aber nicht irgendwelche Teddybären, sondern ein Moomin sitzt bei einem am Tisch. Dies ist eine Figur aus einem schwedisch-finnischen Buch (es gibt auch eine Zeichentrickserie), die einem Nilpferd ähnelt. Bilder der weißen, freundlichen Figur zieren die Wände und selbst das Muster auf dem Milchschaum sieht aus wie ein Moomin. Es gibt männliche und weibliche Gesellschaft, je nachdem welche man bevorzugt. Wenn man sich alleine an einen Tisch setzt, kommt der Kellner und meint, es gäbe jemanden, der sich gerne zu einem setzen möchte. Dieser „jemand“ ist natürlich niemand anderes als Herr oder Frau Moomin. Eine lustige Idee, wie ich finde, und sicher gesellschaftlich akzeptierter, als seine Gummipuppen-Freundin mitzubringen. 




Wer doch nicht das Haus verlassen möchte, kann auf die Anti-Loneliness Ramen Bowl zurückgreifen. Dies ist eine Nudelschüssel mit inkludierter iPhone Halterung, damit man telefonieren kann und sich gegenseitig beim Essen zuschauen kann. Mahlzeit!  
 



In New York geht man schon einen Schritt weiter: Dort hat man keine plüschige Gesellschaft, sondern gleich eine Umarmung. Im Snuggery wird man gegen Bezahlung geknuddelt. Eher nichts für Berührungsphobiker. Aber angeblich sollen ja regelmäßiger Köperkontakt wie Umarmungen Krebs vorbeugen – habe ich irgendwo mal gelesen.
Man muss aber gar nicht so weit wie Tokyo oder New York reisen, um in ein „anderes“ Café zu gehen. Es reicht schon aus, wenn man in Wien im Café Neko vorbeischaut, dem Katzen-Café. Dort kann man die kleinen Vierbeiner streicheln, oder ihnen einfach nur beim Schlafen zusehen. Laut eines Erfahrungsberichtes meiner Kollegen, welche im Dienste der Wissenschaft (und des Hungers) dieser Lokalität einen Besuch abgestattet haben, hört es sich besser an, als es ist. Das Essen war nicht sonderlich gut und die Katzen größtenteils in ihren Höhlen versteckt. Wer aber die Anwesenheit eines schnurrenden Tigers zu Hause vermisst, sollte dem Café vielleicht doch einen Besuch abstatten und sich selbst ein Bild machen.  


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