Bei der Heimfahrt um 03:00 MEZ am 10.12.2014 habe
ich mich die ganze Zeit über gefragt (Achtung: Gedanken eines ganz abnormalen Mädchens!),
wie man als Orlando Bloom bei der Premiere von The Hobbit – The battle of the five armies Contenance bewahren
konnte? Als Teil der Produktion durfte man doch sicher nicht laut auflachen,
oder? Aber am besten beginne ich von vorne zu erzählen:
Als Lord of
the Rings- Fan der ersten Stunde hat der Dezember ein wenig an Glanz
verloren, seit der letzte Teil der Trilogie im Kino gelaufen ist. Aber Gott sei
Dank, gibt es genug Wahnsinnige, die an einem Wochenende nichts Besseres zu tun
haben, als sich 9 Stunden lang ins Kino zu setzen und in einem Triple-Feature
alte Zeiten aufleben zu lassen. Im Freak-Kollektiv stellt man fest, dass selbst
10 Jahre später die Mittelerde-Trilogie auf der großen Leinwand zu beeindrucken
vermag. Auch wenn natürlich mit Kommentaren und Lachern nicht gespart wird,
denn schließlich kann man annehmen, dass man niemanden im Kinosaal spoilert. Es
ist schön, auch nach so langer Zeit immer wieder etwas Neues zu entdecken, bzw.
sich an Gewohntem zu erfreuen: Legolas ist „der Wetterbericht“ (um eine
Freundin zu zitieren), Frodo tut die ersten 30 Minuten nicht wirklich etwas
anderes, als Gandalf nachzuplappern, generell passieren all die schlimmen Dinge
nur, weil der kleine Hobbit dauernd alleine irgendwohin wandert und dann
verletzt, gestochen, gefangen, etc. wird (man sollte ihn an die Leine legen!),
im Grunde macht Sam die ganze Arbeit, denn wenn wir uns ehrlich sind versagt
Frodo am Ende und mein Lieblingssatz ist nach wie vor jener naive Ausspruch
nachdem Gandalf ihm erklärt wie schrecklich gefährlich der Ring sei und, dass
er von niemandem gefunden werden dürfe: „Dann tun wir ihn dahin, wo ihn niemand
sieht.“ Genau Frodo, wenn jemand auf dich gehört hätte, hätten wir uns 6
Stunden Landschaftsaufnahmen von Neuseeland gespart ;-)
Jedenfalls verging die Trilogie wie im Flug (sogar
der zweite Teil mit den Ents!) und schon war es auch wieder vorbei. Aber die
Filmindustrie wäre keine Industrie, wenn sie nicht versuchen würde, alle Fans
Mittelerdes mit einer weiteren Ausschlachtung des Franchises ins Kino zu
locken: The Hobbit. Die Vorgeschichte
von Lord of the Rings, die in
Buchform gerade mal auf läppische 150 Seiten kommt und eigentlich ein
Kinderbuch ist, hat es im Kino unter der Regie von Peter Jackson wieder auf 3
Teile zu je beinahe 3 Stunden geschafft. Auch hier war also beim
Mitternachts-Triple Feature Sitzfleisch vonnöten.
The
Hobbit hat natürlich alles, was man sich von einem
Fantasy-Epos erwartet: pathetische Dialoge, viel zu lange Monologe, gigantische
Schlachten, unrealistische Kämpfe, Mut und Loyalität, die an Dummheit grenzen,
Frauen, die für nichts anderes gut sind außer, dass sie gerettet werden müssen,
einen sinnlosen Liebesplot, Männer, die nur gut aussehen, wenn sie mit Dreck
und Blut beschmiert sind und natürlich die Aussage, dass nur
Männerfreundschaften wahre Liebe sind. Ehrlich, in keinem anderen Genre würde
man es durchgehen lassen, dass Männer einander dauern auf die Schulter klopfen,
sich energisch umarmen oder gar Stirn an Stirn einander gegenüberstehen und
sich tief in die Augen blicken. Ja, in Mittelerde ist das völlig in Ordnung.
Dort dürfen Männer weinen und zueinander sagen: „Aber du hast nur noch Augen
für ihn!“, und niemand findet das homoerotisch. Okay, vielleicht schon… Und obwohl einem der Zuschauer prinzipiell all
das verzeihen würde, hat es Peter Jackson geschafft, sein Publikum so weit zu
bringen, dass es am Ende von The battle
of the five armie dasitzt und sich fragt: „What the f*ck?!“
Die ersten 30 Minuten von Teil 1 der Hobbit Trilogie empfinde ich als ein
bisschen langatmig. Da wartet man einfach nur auf die unerwartete Reise. Einen Satz, der mich unweigerlich zum Kichern
bringt ist jener von Ian Holmes, der den alten Bildo spielt, als er ein
Portrait seines jungen Ichs betrachtet: „I am not the Hobbit I once was.“ Nein,
bist du nicht, denn das auf dem Foto ist ein anderer Darsteller – Martin
Freeman.
Ich würde ja prinzipiell gerne an einem Abenteuer wie im Hobbit teilnehmen, aber ich muss gestehen, dass mir das alles ein bisschen zu unbequem wäre: keine Taschentücher (ich verstehe Bilbo, dass er umkehren will), dauern wandern und klettern, im Freien neben schnarchenden Zwergen schlafen, keine sanitären Anlagen, keine Heizung, keine Decken mit Ärmel, Spinnen… es gibt immer Spinnen!
Ich würde ja prinzipiell gerne an einem Abenteuer wie im Hobbit teilnehmen, aber ich muss gestehen, dass mir das alles ein bisschen zu unbequem wäre: keine Taschentücher (ich verstehe Bilbo, dass er umkehren will), dauern wandern und klettern, im Freien neben schnarchenden Zwergen schlafen, keine sanitären Anlagen, keine Heizung, keine Decken mit Ärmel, Spinnen… es gibt immer Spinnen!
Eines muss man dem ersten Teil lassen: Die Sequenz
mit Gollum, in der Bilbo den Ring findet ist eine der besten der drei Teile. Sie
ist nicht nur spannend und lustig, sondern sie zeigt wunderbar, wieso Bilbo
diese arme Kreatur verschont und somit den Weg für das Schicksal von Mittelerde
geebnet hat.
In der Pause zwischen Teil 1 und 2 hole ich mir
einen Kaffee und muss milde lächeln, als auf dem Fernseher im Foyer die CNN Heroes Gala-Aufzeichnung vom 05.
Dezember läuft, in der Benedict Cumberbatch (den wir gleich als Drache Smaug im
Hobbit sehen werden) eine Laudatio
hält. Leider gibt es keinen Ton, also macht es nicht viel Sinn da zuzuschauen.
Ich gehöre zu den Frauen, die Herrn Cumberbatch lieber zuhören als zuschauen
(obwohl seine Haare beinahe schon wieder fast Sherlock-Länge haben).
Auch in Teil 2 geht es munter weiter mit dem
epischen Touristen-Werbefilm über Neuseelands Landschaft. Gandalfs Zauberkräfte
bestehen immer genau daraus, was für den Plot gerade von Nöten ist, Mr Jackson
beweist, dass man es mit Slow Motion echt übertreiben kann und unser kleiner
Halbling scheint an Schlafstörungen zu leiden, denn er steht in der Nacht
dauern auf und findet neuen Ärger. Voice Overs von Galadriel gehören ebenso zum
altbekannten Programm wie weise Sprüche vom grauen Zauberer. Das Gute am
zweiten Teil The desolation of Smaug ist,
dass es einige Sequenzen gibt, in denen sich Power Napping anbietet: Im Allgemeinen
alle Szenen mit Legolas (Orlando Bloom mit unnatürlich hellblauen Kontaktlinsen
und noch blonderen Haaren) und Tauriel. Ich will Schlachten sehen und keine
verhinderte Dreiecks-Liebesgeschichte! Als dann der Satz „You know nothing“,
auf der Leinwand ertönt, vernimmt man ein allgemein erheitertes Raunen, dass
sich wie „Jon Snow“ anhört.
Themen aus Lord
of the rings sind unübersehbar: Kili und Fili sind wie Merry und Pippin,
der Arkenstone ist wie der Ring, Thauriel genauso sinnlos wie Arwen, …
Nach 1 ½ Stunden kommen wir dann zum Drachen Smaug
(jetzt hören wir Herrn Cumberbatch)
und ich frage mich, was der die letzten 60 Jahre, in denen er die Höhle nicht
verlassen hat, gefressen hat? Und wieso schmilzt das Gold nicht, wenn er mit
seinem Feuer-Atem darauf pustet? Offensichtlich ist Drachenfeuer kühler als 1064
Grad Celsius. Wieder was gelernt…
Während Herr Freeman versucht einen psychopathischen
Cumberbatch zu besänftigen (eigentlich ihre typische Rollenverteilung), liegt
Kili auf Wallnüssen gebettet. Wieso? Weiß keiner. Vielleicht weil er sein
Nikolaus-Sackerl geöffnet hat?
Am Ende ist Legolas sauer, weil er nach einem
Mega-Fight Nasenbluten hat und der böse Orc seine Frisur durcheinander gebracht
hat und der „zum goldenen Drachen“ Smaug warnt uns: „I am fire. I am death!“
Ja, aber unter 1064 Grad Celsius.
Um 00:00 startet dann Teil 3 The battle oft he five armies. Böser Smaug greift also Laketown an
(muss nur ich an die Endstation der U2 denken: Seestadt?) und der heiße
Fischer-Bogenschützen hat alle Zeit der Welt, dass er seinen Bogen inspiziert
und auch noch das Glück, dass in einer Stadt, die komplett zerstört ist, der Glockenturm,
von dem aus er den Drachen erschießen will, noch steht. Er macht dann einen auf
Wilhelm Tell und benutzt seinen eigenen Sohn als lebenden Bogen. Das versteht
man in Mittelerde also unter Vater-Sohn-Aktivitäten.
Nach dem Tod des Drachen folgen wieder die üblichen
Voice Overs von Galadriel und ein paar pathetische Sprüche. Legolas und Kili
funktionieren generell unter Albert Hubbards Prämisse: „Lovers are fools, but
nature makes them so.“ Oder eher: Peter Jackson does.
Saruman, Elrond und Galadriel retten alle, und die
Elbenkönigin sieht dabei aus wie das Mädchen aus The Ringe. Passt ja thematisch irgendwie.
Die Reittiere der Könige sind ein unfreiwilliger
Lacher für sich: Der Elbenkönig reitet auf einem riesigen Hirsch, mit dessen
Geweih er sicher was kompensieren will, der Zwergenkönig hat ein fettes
Borstenschwein und die anderen Zwerge reiten plötzlich auf Steinböcken, von
denen keiner weiß wo sie herkommen.
Genauso verhält es sich mit dem Angriff der Raketenwürmer. Aus dem Boden schießen plötzlich riesige
Würmer. Und genauso plötzlich wie sie auftauchen verschwinden sie auch wieder.
Sie greifen nicht einmal in das Kampfgetümmel ein. Wozu hat man sie dann gesehen?
Und wieso war Kevin Bacon nicht mit von der Partie?
Steven Moffat hat Martin Freeman einmal als „master
of reaction“ bezeichnet, und immer wenn man nicht wisse wo man hin schneiden
sollte, könne man mit einem Schnitt auf die Reaktion von Mr Freeman nie falsch
liegen. Das hat sich wohl auch Peter Jackson gedacht, denn die wenigen
freiwillig lustigen Szenen sind dem komischen Talent des Bildo Darstellers zu
verdanken.
Unweigerlich drängt sich mir zwischendurch die Frage
auf: Wie grauenhaft müssen die alle schon stinken? Sie tragen seit bald einem
Jahr immer dieselben Klamotten, in denen sie gewandert, gelaufen, geklettert und in den Dreck gefallen sind –
ganz nebenbei haben sie sie mehrere Male komplett vollgeblutet.
Legolas und Thauriel sind in der Zwischenzeit bei
der Festung Gundabad, die architektonisch von Gehry stammen könnte, angekommen.
Wieso die wirklich dort sind, weiß man aber nicht. Ach ja, ganz nebenbei
erfahren wir, dass Legolas nicht nur einen Vater- sondern auch einen
Mutterkomplex hat.
Der Rest ist eine einzige Schlacht, bei der man oft
nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll: In all dem Gemetzel ist unser Elb
Legolas wohl der unfreiwillig Komischste. Wie in einem Computerspiel benutzt er
ein tierisches Transportmittel nach dem anderen (er macht auf Batman,
Troll-Zähmer, …) und wer glaubt, dass die Szene mit dem Olifanten in The Return of the King übertrieben war,
der hat das noch nicht gesehen. 5 Filme lang ist sein Köcher nie leer geworden
und genau im dramatischsten Moment passiert es dann. Wirklich? Die dümmste
Sequenz ist wohl die, in der Legolas Elben-leicht wie in einem Tetrisspiel von
Stein zu Stein hüpft als eine Brücke einstürzt.
Die Schlacht endet natürlich wieder mit den
gefiederten Tieren, die noch jede Schlacht in Mittelerde für die Guten
entschieden haben: Radagast macht auf Top
Gun und kommt mit der Adlerflotte. Wieso die Vögel nicht gleich von Anfang
an mitkämpfen verstehe ich auch nicht. Und was ist eigentlich mit dem Hobbit,
nachdem die Filme benannt sind? Tja, der hat einen Stein auf den Kopf bekommen
und die Schlacht verschlafen.
Ach ja, da ist noch diese nervige Liebesgeschichte,
die niemanden interessiert. Thauriel und Papa Legolas vertragen sich over
Kili’s dead body und Thauriel will einen auf Romeo und Julia machen, und der Tetris-Held macht sich auf, um
Strider zu finden. Fili und Thorin segnen auch das Zeitliche und sowieso jeder
Mann, der irgendwie heiß war beißt ins Gras – außer der Fischer- Bogenschütze. Dracula
ist eben unsterblich.
Gandalf raucht wieder mal eine (er sollte vielleicht
mal Nikotinpflaster versuchen) und bringt dann Bilbo nach Hause. Dort endet es
wie es begonnen hat: Mit dem anderen Bildo – Ian Holmes.
Und was ist mit dem Arkenstone, den alle haben
wollten, und weswegen ein Krieg ausgebrochen ist? Der ist plötzlich wurscht und
wird nie wieder erwähnt. Was ist also die Moral des Filmes? Wahre Liebe tut
weh. Autsch.
Vielleicht ist es besser sich das neue
Sicherheitsvideo der Air New Zealand anzuschauen – dauert bei weitem nicht so lange:
http://www.youtube.com/watch?v=qOw44VFNk8Y
http://www.youtube.com/watch?v=qOw44VFNk8Y
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