Samstag, 13. Dezember 2014

Unterirdische Anmache


Brian Robinson ist selbsternannter Experte im Flirten. Und was macht man, wenn man so von seinem positiven Eindruck beim anderen Geschlecht überzeugt ist? Genau, man bringt ein Buch darüber heraus. How to meet women on the subway ist der einfallsreiche Titel des Wunderwerkes. Na, wenigstens weiß man gleich worum es in dem Buch geht.

Der amerikanische Don Juan behauptet in der U-Bahn schon 500 Dates vereinbart zu haben. Ob diese Verabredungen tatsächlich stattgefunden haben und dabei ETWAS herausgekommen ist, weiß man nicht. Männer möchten so sein wie er, doch Frauen finden den selbsternannte „Railway-Romeo“ beizeiten nervig. Kaum zu glauben, spricht er doch in seinem Buch höchst respektvoll über das weibliche Geschlecht: „Touristinnen seien die besten „Opfer“, denn sie seien leichtgläubig, naiv und einfach gestrickt.“ Ich möchte erleben, wie er das einer Professorin für Genderstudies, die in New York auf Urlaub ist, erklärt… Leichte Beute sind auch alleinerziehende Mütter, denn: „übersehen und willig.“ Ich hoffe, Mr. Robinson mal persönlich in der U-Bahn zu begegnen, damit ich ihm mit seinem „Buch“ eine drüberbraten kann.

Ich will aber natürlich der männlichen Leserschaft Brians unglaubliche, absolut neue und eindrucksvolle (sollte es nicht klar sein, das ist sarkastisch gemeint!) Ergebnisse nicht vorenthalten nur weil er ein chauvinistischer … ist. Hier also Subway-Casanovas Tipps:
Gepflegtes Aussehen – tragen Sie Anzug
Zu Mittag sind viele Frauen unterwegs
Touristen-Masche – fragen Sie, ob Sie ihr weiterhelfen können
Dialekt / Akzent – fragen Sie woher sie kommt
Ticketautomat – laden Sie sie auf eine Fahrt ein

Dies ist alles gut und schön, aber funktioniert das wirklich? Um all das zu tun, muss man vermutlich das Ego von Patrick Bateman haben (und dessen Visitenkarten), und dann hat man es eh nicht nötig im Untergrund auf Beutesuche zu gehen. In Österreich hat man mit dieser Masche vermutlich das Problem, dass wir als unterkühlte Mitteleuropäer in öffentlichen Verkehrsmitteln eher nicht angequatscht werden wollen, weil wir vermuten, dass es nur ein Ablenkungsmanöver ist, um uns die Taschen auszuräumen. Außerdem, wenn man so näher darüber nachdenkt: How to meet women on the subway – Frauen trifft man doch zwangsläufig in der U-Bahn – immerhin handelt es sich um ein ÖFFENTLICHES Verkehrsmittel. Jemandem zu begegnen ist nicht gleichbedeutend mit sich mit jemandem zu unterhalten, geschweige denn einen willigen Partner für den nächsten One-Night-Stand zu finden. Vielleicht sollte der Verlag doch noch einmal den Titel überarbeiten.  
Da ich in der U-Bahn zu den Menschen gehöre, die nicht angesprochen werden wollen (außer Chris Hemsworth sollte sich mal dorthin verirren, dann darf er mir gerne das Ohr abkauen – also nicht wörtlich, ich meine… obwohl… wo waren wir?), freut es mich umso mehr, wenn man von den Gesprächen der anderen Fahrgäste alles mitbekommt. Erst letztens beim nach Hause-Fahren, hat der gesamte Waggon einer Anfang 20-jährigen gelauscht, deren Gespräch mit ihrer Freundin gegenüber nicht zu überhören war. Naja, es war nicht wirklich ein Gespräch, denn eigentlich hat nur sie geredet und ihre Freundin gar nicht zu Wort kommen lassen. Wie dies in solchen Fällen oft ist, war das Gesprächsthema die Beziehung. Sie hat uns alle darüber informiert, dass sie prinzipiell schon gerne mit ihrem Freund Sex hat, aber hin und wieder sei sie nach der Arbeit doch so müde, dass sie lieber länger auf der Couch liegen bleibt, damit er schon eingeschlafen ist, wenn sie ins Bett kommt. Danke für diese Information anonyme Frau in der U1. Es hat mich brennend interessiert. Wer weiß, vielleicht ist ihr Freund Brian Robinson, und weil sich seine Freundin immer schlafend stellt, musste er das in einem Buch verarbeiten? Jedenfalls wünsche ich ihm, dass er bald seine Mrs. Robinson finden wird. Sonst melde ich ihn gerne bei Adam & Eva an. Here’s to you Mr. Robinson.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen