Endlich ist es soweit: Die einen, die eine große Familie haben, wünschen sich heute sie wären einsam und alleine in einer Hütte im Wald, jene, die alleine sind, wünschen sich Gesellschaft, um nicht die überfröhlich grinsenden Familien im Fernsehen ertragen zu müssen. Dank eben erwähntem Fernsehen wissen wir ziemlich genau Bescheid wie den USA und England Weihnachten gefeiert wird (was hat es mit dieses Papierkrönchen in England auf sich?!), aber darüber hinaus weiß man selten etwas über Weihnachtsbräuche andernorts. Wenn nicht Heute ein guter Tag ist, sich näher damit zu beschäftigen, wann dann?
Somit eine kleine Ansammlung von Weihnachtsbräuchen über den Globus verstreut:
In Island hat man sich die Geschichte von Schneewittchen und den 7 Zwergen sehr zu Herzen genommen, und die Schar der Zwerge noch erweitert, denn dort bringen „die 13 Weihnachtszwerge von den Bergen“ die Geschenke. (Vielleicht hat sich der Tolkien bei seinem Hobbit davon inspirieren lassen?) Früher waren die Zwerge mal Trolle (in meiner Vorstellung sehen sie natürlich so aus wie jene aus Lord of the Rings), dann kamen die Christen und haben süße, kleine Weihnachtsmännchen aus ihnen gemacht. Zwar gibt es mehr Zwerge, aber dafür weniger Türchen im Adventkalender: Jeweils ein Zwerg kommt von 12. bis 24. Dezember – daher nur 13 Türchen.
Auch in Norwegen kommen zu Weihnachten Zwergen-artige Wesen – genauer gesagt Kobolde; die „Julnissen.“ Wenn man ihnen keinen Brei ans Fenster stellt, werden sie ziemlich sauer. Da sind die Kobolde in Finnland schon eher nach meinem Geschmacke: Die wollen einen Teller Reisbrei und ein Glas Bier. Skol! (Sagt man das in Finnland auch?)
Bei den Dänen gibt es auch Reisbrei, aber die essen den selber. Und wer darin eine Mandel findet, hat Glück im kommenden Jahr. Bei meinem Glück, würde ich die Mandel übersehen und vermutlich daran ersticken.
Bei den Dänen gibt es auch Reisbrei, aber die essen den selber. Und wer darin eine Mandel findet, hat Glück im kommenden Jahr. Bei meinem Glück, würde ich die Mandel übersehen und vermutlich daran ersticken.
Mich verzaubert - oder besser gesagt verhext – besonders ein Brauchtum aus Ungarn: Zum Luciafest am 13.12. beginnt man einen Sessel aus 7 verschiedenen Holzarten zu zimmern. Im besten Fall sollte man damit zu Weihnachten fertig sein. Man schließt sich sozusagen an die Zimmermanntradition in Jesus‘ Familie an. Wer jetzt aber denkt, dass der Stuhl zum Sitzen da ist, der irrt gewaltig. Nein, der Sessel ist dazu da, um sich während der Christmette darauf zu stellen und nach gehörnten Hexen Ausschau zu halten. (Wer jetzt behauptet, das hätte er sich gedacht, bekommt heuer sicher nix zu Weihnachten, denn: „Du sollst nicht lügen!“) Nehmen wir nun an, man steht da in der Kirche, und erblickt tatsächlich so eine gehörnte Hexe – also ein, die bei weitem nicht so heiß ist wie eine aus Charmed. Was macht man dann? Man nimmt den Stuhl und… Man verpasst ihr damit eine. Das war zumindest mein erster Einfall. Aber nein, man nimmt den Sessel und rennt damit davon. Während dieser Flucht streut man Mohnsamen, um die Verfolgerin abzulenken. Zu Hause angekommen verbrennt man das Sesselchen dann. Dann ist man für ein Jahr lang sicher. Ich will ja wahrlich nicht meckern, aber wäre es nicht viel effizienter, wenn man den Stuhl nicht hätte? Man könnte sich doch genauso gut auf die Kirchenbänke stellen, um nach gehörten Frauen (im wortwörtlichen Sinn) Ausschau zu halten. Und laufen könnte man auch wesentlich schneller, wenn man keinen depperten Sessel mitschleppen müsste! Und was macht man, wenn einen die Hexe erwischt?! Darf ich ihr dann den Stuhl über ihr gehörntes Haupt ziehen?
Auch in Spanien orientiert man sich am 8.12. an Lord of the Rings. Dort schenk man sich nämlich einen Ent – genauer gesagt einen sogenannten Tiò de Nadal – einen Weihnachtsholzklotz. Und er wird sogar gefüttert: mit Kürbissen, Äpfeln und Brot. Bäuerchen muss er natürlich auch machen, und anstatt eines liebevollen Klapses auf den Allerwertesten, wird er am 24. von den Kindern mit Stöcken malträtiert. Aus seinem hinteren Ende kommen dann plötzlich Süßigkeiten, bis es am Schluss nur noch Knoblauch und Zwiebeln gibt. Hört sich alles recht abstrus an – ist es auch. Da ich all meine Topfpflanzen töte, sollte ich mir vielleicht überlegen mir einem Baumstumpf anstatt einer Grünpflanze zuzulegen. Hätte so was von der Log-Lady in Twin Peaks.
In der Provence wird das „Lamm Gottes“ auf den Arm genommen. In der Christmette schreiten Hirten mit einem Lamm, das sich in einem geschmückten Leiterwagen befindet, zum Altar, woraufhin es der Priester in den Arm nimmt, damit es uns von den Strapazen des Weges berichten kann. Welche Strapazen? Es wurde in einem Leiterwagen gefahren! Und selbst wenn es uns sein Leid klagen würde, ich glaube kaum, dass es jemand verstehen würde. Nicht einmal Franzosen…
In Kolumbien sammelt man ab dem 16. Dezember gemeinsam Moos für die Krippe – bis zum 24. Wow, kein Wunder, dass der Regenwald in Kolumbien bedroht ist, wenn da alle Kolumbianer jeder Tag Moos aus dem Boden reißen…
In Schweden ist der 13. Dezember auch ein wichtiger Tag – aber ohne Hexen. Da wird das Lucia-Fest gefeiert. Die vorangehende Nacht gilt als die längste im Jahr, und daher ist er der Übergang von der Dunkelheit ins Licht. Daher erleuchtet man sein Haus mit Kerzen und Laternen. Das finde ich wesentlich besinnlicher als mit einem Stuhl in der Gegen herumzurennen.
In Italien hat man es als Kind fast noch gut, wenn man unartig war: Bekommt man hierzulande einfach gar nichts, erhält man dort zumindest ein Stück Kohle. Blöd, wenn man Gasheizung hat…
In den Niederlanden legt man seine Wunschzettel nicht auf das Fensterbrett, oder schickt ihn an den Nordpol, sondern steckt ihn in die Schuhe. Vielleicht sollte man eher nicht die teuren Manolo Blahniks dazu verwenden…
Auf den Philippinen ist der Weihnachtsabend ein Fest für Einbrecher – dort ist es Brauch, die Türen an diesem Abend unverschlossen zu halten – in Anspielung auf die Herbergssuche. Die zwei Einbrecher von Kevin allein zu Haus haben sich wohl auch mehr als einmal auf die Inseln gewünscht…
Die spinnen die Briten: In Brighton ist es Tradition sich am ersten Weihnachtsfeiertag in die eiskalten Fluten des Ärmelkanals zu werfen. Na wenn das den Feiertagskater nicht kuriert…
Zwar kein Brauch, aber großartiges kurioses Wissen – wie ich meine: Da es in Großbritannien zu einer erhöhten Schwangerschaftsrate nach den feucht-fröhlichen Feiertagen gekommen ist, gab es letztes Jahr für die Briten die Pille danach gratis. Vorausgesetzt, man hat ein 15-minütiges Beratungsgespräch geführt, bei dem man wahrscheinlich genau beschreiben musste, was da unter dem Mistelzweig passiert ist.
A/N: Egal ob ihr nun mit Maria und Josef, Hexen oder Ents feiert, ich wünsche euch allen wunderbare, besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch in ein aufregendes, gesundes 2014!
Ich war überwältigt von den Kommentaren, Kritiken und Anmerkungen zum heurigen Adventkalender. Es ist schön Freunde zu haben, die meine Obsessionen ertragen und größtenteils sogar noch unterstützen und fördern. You rock!
Danke für den Beistand in einem Jahr volle „himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt“! (Wenn’s Werther in der Tat die ganze Zeit so ging… dann hätte ich mir auch die Kugel gegeben!)
@Patrick: Mein Neujahrsvorsatz: ein Beitrag über The Mentalist und Elementary. Versprochen!
@Tom W.: Trotz allem freue ich mich schon auf unser persönliches „Three-Patch-Problem.“
@Kevin: In MEINEM Universum gibt’s DEN sch… Dalek nicht! Deshalb heißt es „Realitätsflucht!“ Um Richard Castle zu zitieren: „Ich mochte die Wirklichkeit noch nie!“