Freitag, 13. Dezember 2013

Fernsehen bildet – leider nicht genug


Meine liebe Kollegin Claudia K. (Name von der Redaktion vielleicht geändert) hat mich Ende November auf einen Online-Artikel im Kurier aufmerksam gemacht, bei dem es um die Geografie Kenntnisse der US-Amerikanischen Schüler ging. Da ich selbst, was Geo betrifft, eine rechte Niete bin, würde es mir nicht einfallen mich darüber lustig zu machen, aber als ich dann die Karten gesehen habe, musste ich doch schallend auflachen. Wie zu erwarten, kennen die Schüler kaum andere Länder außer die großen europäischen Nationen. Das Fantastische an diesen Karten ist aber, dass die Schüler teilweise einfach hingeschrieben haben, was sie mit dem jeweiligen Land verbinden, auch wenn sie nicht wissen, wie sie heißen. Und dieses Wissen beziehen sie größtenteils aus dem Fernsehen. Kein Wunder also, dass das Klischée vom jodelnden Österreicher in Lederhosen noch immer besteht. Wenn ich in den USA gesagt habe, dass ich auch Österreich bin, musste ich beinahe immer einem Amerikaner lauschen, der den Refrain von Sound of Music gesungen hat. Wenn ich dann erzählt habe, dass dies in Österreich kaum jemand kennt, wurde ich nur ungläubig angesehen.

Meine Lieblingsanekdote ist aber nach wie vor jene, die ich in Australien erlebt habe: Ich habe mir mit 2 Kanadiern und 2 Amerikanern das Zimmer in einem Hostel geteilt. Die Kandier erzählten sie seien aus Toronto, woraufhin ich: „Wow, I’d love to visit Canada one day!“ Die beiden waren ganz begeistert, dass ich wusste, dass Toronto in Kanada liegt. Daraufhin meinte einer der Amerikaner: „Wow, you’re from Canada? There’s snow all the time, right? Are you living in an Igloo?” Ich denke, man kann ihnen keinen Vorwurf machen, wenn sie sich in Europa nicht auskennen. Schließlich wissen sie nicht einmal wie es in ihrem Nachbarland aussieht.

Süß war auch ein junger Mann in Los Angeles, der, als ich ihm erzählt habe, dass ich aus Österreich bin, erfreut ausgerufen hat: „Oh wow, Austria is beautiful! I was in Budapest last year and it was great!“ Ich habe mir erspart zu sagen, dass es schon ein Weilchen her ist, dass Ungarn und Österreich eins waren, denn immerhin hat er Österreich dem richtigen Kontinent zugeordnet.

Nun aber endlich zu den ersehnten Karten: 

 
Spanien hat einen Hintern, Österreich hat sich vergrößert und der Schüler weiß wenigstens, dass es 2 Irlande (Irländer? Irlands?) gibt. An dieser Karte kann man leicht ablesen, dass es sich um jemanden handelt, der sich für englische Literaturverfilmungen interessiert: Wie man bei James Bond lernt, herrscht im östlichen Europa Krieg und alle dort sind prinzipiell böse. Und dass hier jemand ein bisschen zu viel Sherlock gesehen hat, ist wohl nicht zu übersehen – immerhin hat Benedict Cumberbatch nun auch schon ein Land, das nach ihm benannt ist.  




 
Hier fasziniert mich besonders der Wortwitz mit der Türkei: die Zeichnung eines Turkey! Generell hat diese Schülerin (wir kommen gleich dazu, wieso ich die weibliche Form wähle) eine Vorliebe für Essen: Fries, Ravioli, Piroggen, Pot, … Positiv sollte man ihre Einflechtung von nationalen Kulturgütern werten wie Dracula und Mozart. Was Großbritannien betrifft, sieht man wieder einmal, dass Film und Musik sie geprägt haben. Hier nun auch meine Schlussfolgerung wieso es sich um eine weibliche Person handeln muss, welche die Karte beschrieben hat: Wie im Eintrag vom 08. Dezember bereits vermerkt, weiß kaum ein Mann wer „Mr Darcy“ ist. 




Klappt es mit der Beschriftung im westlichen Teil noch ganz gut, so herrscht auch hier im Osten Nachholbedarf. Österreich besteht gleich aus 2 Staaten und in Skandinavien gibt’s generell nix anderes als „Snow“. Nicht zu verkennen, dass es sich bei dem Schreiber um einen Whovian (in Eintrag 11 haben wir gelernt, was das ist) handelt: In Großbritannien gibt’s neben Harry Potter natürlich Doctor Who. Besonders schätze ich dabei die Detailverliebtheit: Die Zeichnung der T.A.R.D.I.S.

Für alle, die Lust bekommen haben, noch mehr Geographie à la Amerikaner zu lernen, hier der Link: http://kurier.at/kult/wenn-oesterreich-zu-litauen-wird-europa-aus-der-sicht-von-amerikanern/37.891.440/slideshow#37891440,37889718


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