Mittwoch, 18. Dezember 2013

Totale Finsternis - Ein Besuch bei Hollister



Wo man auch hingeschaut hat, hat man heuer Menschen in Hoodies mit der Aufschrift: Hollister oder Abercrombie and Fitch gesehen – zwei amerikanische (Pseudo-)Surfermarken. Bis ich so einen Kleidertrend mitbekomme, dauert das bei mir immer etwas länger als bei anderen, da ich nicht sonderlich modeinteressiert bin. Aber, dass irgendwann im Sommer jede dritte Person auf der Straße einen Pulli oder ein T-Shirt dieser Firma anhatte, konnte nicht einmal mir entgehen. Stürmen daraufhin alle die Geschäfte nach solchen Must-Haves, löst dies bei mir eher den gegenteiligen Effekt aus: Weil es jeder hat, will ich es auf keinen Fall haben! Ja ich weiß, meine Rebellion im Kleinen wird weder den Welthunger noch Kriege stoppen, aber dennoch sträubt sich in mir etwas gegen solch Herdenbenehmen.

Auch wenn ich fest entschlossen war, dem Gruppenzwang nicht nachzugeben, so wollte ich doch einmal in einen Hollister-Shop gehen, nur um zu sehen, was es denn dort so gibt. Naja, so viel gibt es da nicht, außer horrende Preise. Wieso soll ich für einen Hoodie 6 Mal so viel zahlen wie bei H&M, nur weil da ein anderer Schriftzug draufsteht? In beiden Geschäften wird die Kleidung vermutlich von armen Kindern in Entwicklungsländern genäht.

Ich weiß nicht genau, was das Konzept dieser Geschäfte ist, aber ich tippe mal auf: Man soll sich fühlen wie in einem Stollen (Bergstollen, nicht Weihnachtsstollen!). Die Luft ist (dank billigen Parfum) stickig und man sieht die Hand vor Augen kaum – kein Scherz! Es gibt so gut wie keine Beleuchtung in dem Laden. Da wird es sicher schon dem einen oder anderen passiert sein, dass er ein blaues T-Shirt kaufen wollte, nur um bei Tageslicht festzustellen, dass es sich um ein grünes handelt. Ich hoffe, die Geschäftsleitung stellt ihren Angestellten gratis einen Psychologen zur Verfügung, oder zumindest einen Gutschein für einen Solariumbesuch gegen Depressionen.

Der Bruder von Hollister ist Abercrombie. Diese Marke hat heuer besonders durch die Aussage eines der Chief Executives auf sich aufmerksam gemacht, der auf die Frage, wieso es die Kleidung nur bis zu Größe 40 oder so gibt, geantwortet hat, Abercrombie sei eine Marke für „thin and cool people“. Spätestens nach der Aussage sollte man meiner Meinung nach die Marke boykottieren.

Das Werbekonzept von Abercrombie ist ein ganz Besonderes: Wenn man ein Geschäft betritt, steht dort ein schöner Mann mit Sixpack oben ohne, der einen begrüßt. Will man uns tatsächlich einreden, dass man einen Sixpack bekommt, wenn man ihre Kleidung kauft? Eine Freundin hat mir letztens erzählt, dass ihr der Typ, der in München den Eingang bewacht im Winter immer so leid tut, weil er im Zug steht. Bei dem wenigen Geld, das die Mitarbeiter verdienen, können sie sich anscheinend keine Kleidung leisten. Daher richte ich eine Bitte an alle, die in nächster Zeit in München sind: Bitte kauft dem armen Mann einen Pulli!

Wer in der Dunkelheit der Geschäfte tatsächlich eine Verkäuferin erkennen konnte, hat festgestellt, dass diese Modelmaße besitzt. Das Vorstellungsgespräch stelle ich mir dementsprechend wie eine Folge von Germanys Next Topmodel vor. Nur, wenn du ein Foto bekommst, darfst du eine Runde weiter!  

Das Prinzip massig Geld für zu-Hause-gammel-Mode auszugeben ist mir fremd. Sind wir uns ehrlich: Hoodies und Juicy Couture Strampelanzüge (in denen abgesehen von Kristen Bauer van Straten JEDER fett aussieht) kann man gerade mal tragen, wenn man am Sonntag beim Billa am Praterstern einkauft. Und ich denke nicht, dass es der Klientel, die dort verkehrt auffällt, ob der Jogginganzug von Abercrombie oder Kik ist. Aber vielleicht haben Hollister und Abercrombie genau aus diesem Grund den Markennamen als Schriftzug riesig auf Brusthöhe gedruckt: Weil das der einzige Unterschied zu billigeren Marken ist. 

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