Wo man auch hingeschaut
hat, hat man heuer Menschen in Hoodies mit der Aufschrift: Hollister oder Abercrombie
and Fitch gesehen – zwei amerikanische (Pseudo-)Surfermarken. Bis ich so
einen Kleidertrend mitbekomme, dauert das bei mir immer etwas länger als bei
anderen, da ich nicht sonderlich modeinteressiert bin. Aber, dass irgendwann im
Sommer jede dritte Person auf der Straße einen Pulli oder ein T-Shirt dieser
Firma anhatte, konnte nicht einmal mir entgehen. Stürmen daraufhin alle die
Geschäfte nach solchen Must-Haves, löst dies bei mir eher den gegenteiligen
Effekt aus: Weil es jeder hat, will ich es auf keinen Fall haben! Ja ich weiß,
meine Rebellion im Kleinen wird weder den Welthunger noch Kriege stoppen, aber
dennoch sträubt sich in mir etwas gegen solch Herdenbenehmen.
Auch wenn ich fest
entschlossen war, dem Gruppenzwang nicht nachzugeben, so wollte ich doch einmal
in einen Hollister-Shop gehen, nur um
zu sehen, was es denn dort so gibt. Naja, so viel gibt es da nicht, außer
horrende Preise. Wieso soll ich für einen Hoodie 6 Mal so viel zahlen wie bei H&M, nur weil da ein anderer
Schriftzug draufsteht? In beiden Geschäften wird die Kleidung vermutlich von
armen Kindern in Entwicklungsländern genäht.
Ich weiß nicht genau,
was das Konzept dieser Geschäfte ist, aber ich tippe mal auf: Man soll sich
fühlen wie in einem Stollen (Bergstollen, nicht Weihnachtsstollen!). Die Luft
ist (dank billigen Parfum) stickig und man sieht die Hand vor Augen kaum – kein
Scherz! Es gibt so gut wie keine Beleuchtung in dem Laden. Da wird es sicher schon
dem einen oder anderen passiert sein, dass er ein blaues T-Shirt kaufen wollte,
nur um bei Tageslicht festzustellen, dass es sich um ein grünes handelt. Ich hoffe,
die Geschäftsleitung stellt ihren Angestellten gratis einen Psychologen zur Verfügung,
oder zumindest einen Gutschein für einen Solariumbesuch gegen Depressionen.
Der Bruder von Hollister ist Abercrombie. Diese Marke hat heuer besonders durch die Aussage
eines der Chief Executives auf sich aufmerksam gemacht, der auf die Frage,
wieso es die Kleidung nur bis zu Größe 40 oder so gibt, geantwortet hat, Abercrombie sei eine Marke für „thin and
cool people“. Spätestens nach der Aussage sollte man meiner Meinung nach die
Marke boykottieren.
Das Werbekonzept von Abercrombie ist ein ganz Besonderes: Wenn
man ein Geschäft betritt, steht dort ein schöner Mann mit Sixpack oben ohne,
der einen begrüßt. Will man uns tatsächlich einreden, dass man einen Sixpack bekommt,
wenn man ihre Kleidung kauft? Eine Freundin hat mir letztens erzählt, dass ihr
der Typ, der in München den Eingang bewacht im Winter immer so leid tut, weil
er im Zug steht. Bei dem wenigen Geld, das die Mitarbeiter verdienen, können
sie sich anscheinend keine Kleidung leisten. Daher richte ich eine Bitte an
alle, die in nächster Zeit in München sind: Bitte kauft dem armen Mann einen
Pulli!
Wer in der Dunkelheit
der Geschäfte tatsächlich eine Verkäuferin erkennen konnte, hat festgestellt,
dass diese Modelmaße besitzt. Das Vorstellungsgespräch stelle ich mir
dementsprechend wie eine Folge von Germanys
Next Topmodel vor. Nur, wenn du ein Foto bekommst, darfst du eine Runde
weiter!
Das Prinzip massig Geld
für zu-Hause-gammel-Mode auszugeben ist mir fremd. Sind wir uns ehrlich:
Hoodies und Juicy Couture Strampelanzüge
(in denen abgesehen von Kristen Bauer van Straten JEDER fett aussieht) kann man
gerade mal tragen, wenn man am Sonntag beim Billa
am Praterstern einkauft. Und ich denke nicht, dass es der Klientel, die
dort verkehrt auffällt, ob der Jogginganzug von Abercrombie oder Kik ist.
Aber vielleicht haben Hollister und Abercrombie genau aus diesem Grund den
Markennamen als Schriftzug riesig auf Brusthöhe gedruckt: Weil das der einzige
Unterschied zu billigeren Marken ist.
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