Freitag, 6. Dezember 2013

Sherlock - Brainy is the new sexy

 
Mit Bones und Big Bang Theory sind Figuren mit eingeschränkter Sozialkompetenz zu Publikumslieblingen geworden. Eine ganz neue Art von antisozialem Held hat die britische Fernsehserie Sherlock geschaffen. Ihr Protagonist ist ein „high functional sociopath“ (Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung), der nicht nur aufgrund eines Mobiltelefones alles über das Leben eines Menschen sagen kann, sondern darüber hinaus auch noch Sinn für Mode hat. Die Serie hat den Ausdruck Sherlock-chic geprägt. Sherlock trägt immerzu (wenn er nicht gerade gelangweilt im Morgenmantel auf der Couch liegt, oder nur mit einem Laken bekleidet im Buckingham Palace sitzt) eine schwarze Hose, ein enges Hemd (das berühmte purple shirt!) und einen langen Belstaff Mantel – der seit der Serie ausverkauft ist –  und einen blauen Schal. Um wahrlich Sherlock zu werden, muss man dann noch den Kragen ganz geheimnisvoll aufstellen, dunkle Locken und ein maskenhaftes, porzellanweißes Engelsgesicht haben, und fertig ist einer der berühmtesten Detektive der Literaturgeschichte.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
Darsteller Benedict Cumberbatch trägt mit seiner Baritonstimme und seinen ungewöhnlich hellen Augen dazu bei, dass sein Sherlock etwas ganz Besonderes ist. Auch wenn man zu Beginn von seiner Erscheinung leicht irritiert ist, gewöhnt man sich so schnell, dass man sich den Meisterdetektiv kaum mehr anders vorstellen kann. Bei jeder Folge Elementary (der US-Version des Sherlock Holmes Stoffes), frage ich mich immerzu, wann denn endlich Sherlock Holmes auftaucht. Nicht, dass Jonny Lee Miller seine Sache als drogenabhängiger Detektiv schlecht machen würde, aber er ist für mich einfach nicht Sherlock.

Ein wenig sinnloses Wissen am Rande gefällig? Jonny Lee Miller (der Sherlock in Elementary) und Benedict Cumberbatch haben sich im Theaterstück Frankenstein ebenfalls eine Rolle geteilt: abwechselnd Dr. Frankenstein und das Monster. Und falls sich mal jemand gefragt haben sollte, wieso die Serie Elementary heißt: In den Kurzgeschichten sagt Sherlock immer mal wieder zu Watson: „Watson it’s elementary…“

Die zweite Staffel Sherlock endet ja (SPOILER) mit Sherlocks „Selbstmord“, und seither fragen wir uns, wie er das denn getrickst hat, dass er von einem Hausdach springen konnte, ohne dabei zu sterben. Und immerhin warten wir nun schon seit 2 (!!!) Jahren auf die Auflösung – das sind 730 Leben einer Eintagsfliege!) Kein Wunder also, dass ein User auf YouTube den Zustand, in dem sich Sherlock Fans seit der Folge The Reichbach Falls befinden, als „The Reichenbach Depression“ bezeichnet hat. Den Sendetermin der 3. Staffel hat man mittlerweile einige Male verschoben. Jetzt gibt es endlich ein Datum für die Ausstrahlung: 01.01.2014. Gott, noch so lange! Aber anscheinend denkt man sich bei der BBC: „Nun haben sie schon so lange gewartet, jetzt ist es auch schon egal.“ Eines muss man der Marketingabteilung der BBC aber lassen: Sie wissen was sie tun, denn der Sendetermin wurde bekanntgegeben, indem ein Leichenwagen durch Londons Straßen fuhr. Das haben gleich so viele Leute fotografiert, dass Tumblr lahm gelegt wurde.


Es ist allerdings nicht verwunderlich, dass es so lange gedauert hat, überhaupt einen passenden Zeitpunkt für die Dreharbeiten zu finden. Die beiden Serienschöpfer Steven Moffat und Mark Gatiss sind beide einer anderen britischen Nationalinstitution gegenüber als Produzenten verpflichtet: Dr Who. (Nicht umsonst findet sich der ein oder andere Darsteller in beiden Serien…) Beide Hauptdarsteller sind seit dem Erfolg der Serie – zu Recht – vielbeschäftigt. Martin Freeman (Dr. Watson) pilgert als Hobbit Bildo mit mehr als 7 Zwergen durch Mittelerde und Benedict Cumberbatch ist zurzeit sowieso in fast jedem zweiten Film zu sehen (Star Trek, The Fifth Estate, 12 Years a Slave, Parade’s End, …). Ach ja, und im Hobbit kommt auch das Beste von ihm vor: Er leiht dem Drachen Smaug und dem Necromancer seine sonore Stimme. Und das Bild „seines“ Drachens ziert auch eine Boeing 777-300ER der Air New Zealand. Ich traue mich die Frage aufzuwerfen, ob ein Feuer-speiender, bösartiger Drache ein gutes Omen für ein Flugzeug ist…  

Sollte es also tatsächlich eine weitere Staffel von Sherlock geben, wie die beiden Darsteller angedeutet haben, und es in diesem Tempo weitergehen, dann kann ich vermutlich bis zur Ausstrahlung der letzten Staffel gemeinsam mit Sherlock Bienen-züchtend in die Pension gehen. Denn wie Bill in True Blood schon richtig bemerkt hat: „There aren’t enough beekeepers in this world!“

 

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