Freitag, 20. Dezember 2013

50 Questions to Mr. Grey – Ein Versuch ein literarisches Werk zu verstehen – Für SH



Ich weiß eigentlich gar nicht, wie es dazu gekommen ist, dass meine liebe Freundin SH (nein, NICHT Sherlock Holmes!) und ich auf 50 Shades of Grey gekommen sind. Aber irgendwie landete das Gespräch dort und irgendwie sind wir auf die Idee gekommen, dass eine Flasche alkoholischer Sprudel und eine „Lesung“ doch eine lustige Idee wären. Tja, und so haben wir den fetten Schinken von Buch aufgeschlagen (Ja, ich besitze den ersten Teil! Ich habe ihn von einem Freund als Scherz letztes Jahr zum Geburtstag bekommen, und seither ist das Werk jungfräulich in einem Bücherschrank gestanden).

Wir haben zu blättern begonnen, um „interessante“ Stellen zu finden, die lesenswert sind. Und WIE lange man da blättern muss! Ich dachte, in dem Buch geht’s um Sex?! In Wirklichkeit passiert bis Seite 366 nichts!!! Außer, dass er ihr ein Mal eine Ohrfeige verpasst und sie zweideutige eMails schreiben. Also: LANGWEILIG!

Als wir dann endlich eine typische Szene für das Buch gefunden hatten, konnten wir unsere Lesung endlich beginnen. Und ich muss sagen, es war eine große Herausforderung! Nicht nur, dass wir kaum zwei Sätze lang an uns halten konnten, ohne in Gelächter zu verfallen, sondern wir trotz Alkohol die Angewohnheit nicht abstellen konnten, das Geschriebene zu hinterfragen. Wir haben versucht uns die örtlichen (und körperlichen?) Beschreibungen vorzustellen und mussten feststellen, dass wir beide kläglich daran scheiterten. Nicht etwa, weil es uns an Fantasie mangelt, sondern weil das Buch einfach ein Sch…. ist! Tut mir leid, aber alleine in dem einem Kapitel, das wir gelesen haben, gibt es so viele Logik- und Anschlussfehler, dass ich ernsthaft an der Intelligenz der Millionen von Menschen zweifeln muss, die das gelesen haben und für gut befunden haben.

Ich war ja schon aus Prinzip gegen dieses Werk, da es aus eine Fanfiction für Twilight entstanden ist. Der Penname der Autorin auf www.fanfiction.net war Snowqueen’s Icedragon und der Name der Originalgeschichte Master of the Universe. (Im Moment läuft gerade ein Dokumentarfilm über einen Investmentbanker mit demselben Titel im Kino! J) Wer also das Original ausfindig machen will, tut euch keinen Zwang an. Auch wenn ich mir sicher bin, der Verlag wird alles Mögliche unternommen haben, damit es nicht mehr im Internet kursiert. Aber im Fanfiction ist alles möglich! (Recht ironisch finde ich im Zusammenhang mit diesem SM-Werk das Motto von fanfiction.net: „Unleashe your imagination!“)

Nun aber zurück zur Lesung: Auf Seite 373 passiert ES endlich. Nach ein paar Beschreibungen wie Anastasia irgendwo angekettet wird, folgt ein Satz, bei dem ich einfach nicht mehr an mich halten kann, und in einen ca 5-Minütigen Lachkrampf verfalle. (Wer wissen möchte, welcher Satz das sein könnte, lese bitte Seite 373 – Ich sage nur so viel: Im Satz kommt das Wort „Baby“ vor…) Nachdem mein Zwerchfell schon schmerzt, versuche ich an etwas Trauriges zu denken, damit ich dem Lachkrampf Einhalt gebieten kann. Mit Hilfe des Mantras „Tote Baby-Katzen, tote Baby-Katzen“ funktioniert es dann schlussendlich. Trotzdem übernimmt nun SH die Lesung. Um einen ungefähren Eindruck zu vermitteln, wie das abgelaufen ist, hier ein kleines Beispiel:
SH liest vor: „Christian folgt mir und stöhnt. Bla, bla, bla…“ Damit haben wir eine der unzähligen dümmlichen inneren Monologe der Protagonisten über ihre „innere Göttin“ übersprungen. Dennoch fühle ich mich verpflichtet SHs Lieblingsmonolog zu zitieren: „O nein… zum allerersten Mal fürchte ich mich vor dem Orgasmus… wenn ich jetzt komme… werde ich es nicht überleben.“ (S. 379). Jedes weitere Wort von mir scheint mir hier überflüssig…  

Wie gesagt, hat uns bei der Lesung die nicht vorhandene Logik irritiert. Daher hätten wir nun einige Fragen an die Autorin E L James (nein, ich habe die Punkte hinter den Buchstaben nicht vergessen, da sind wirklich keine auf dem Cover). Vielleicht wäre sie so freundlich uns diese zu beantworten.

·         Wieso zieht Herr Grey andere Jeans an, bevor sie Sex haben? Zieht man sich dazu normalerweise nicht aus?
·         Wie kann Herr Grey mit Anastasia Sex haben, wenn er noch immer seine Jeans anhat?
·         Angenommen, seine Jeans befinden sich auf der Höhe seiner Knöchel (es wird wiederholt erwähnt, dass er sie noch anhat!), wie bewegt er sich im Raum? Geht er um sie herum, indem er umständlich von einem Bein auf’s andere hüpft? Frau James, haben Sie sich schon einmal mit einer Hose auf Knöchel-Niveau bewegt? Dabei sieht man aus wie eine Ente mit Hinkebein – nicht gerade sehr sexy!
·         Wenn er seine Jeans anbehält, gilt das dann auch für seine Socken? Vielleicht auch noch Tennissocken?
·         Was ist erregend daran, dass Anastasia die „Härchen auf seiner Brust mit ihren Lippen liebkosen“ möchte? Da kann sie doch gleich ein Wollknäuel lecken!
·         Verwandelt sich Christian Grey im laufe der Szene in Mary Poppins? Woher nimmt er sonst auf einmal den Kabelbinder und die Schere her? Jetzt ist er doch nackt?!
·         Wieso flüstert Herr Grey immer, oder spricht mit zusammengepressten Zähnen? Das scheint mir keine sehr effektive Art zu sein, Befehle zu erteilen.

Dies wären nur einige der Fragen, die uns beim Lesen des Kapitels aufgefallen sind. Danach haben wie das Buch wieder an seinen angestammten Platz ganz hinten in meinem Bücherregal gelegt, wo es wahrscheinlich bis zu meinem nächsten Umzug bleiben wird. Ein Kapitel hat mir völlig gereicht. Nun kann keiner behaupten, ich darf nichts Schlechtes über etwas sagen, das ich nicht gelesen habe. Aber ich muss zu geben, es war sehr erheiternd. Sollte sich also jemand für eine besinnlich, weihnachtliche Lesung bei Kerzenschein entscheiden, empfehle ich viel Alkohol, die Gehirnzellen auf Urlaub zu schicken, und als Soundtrack Hurts.

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