Wir haben zu blättern
begonnen, um „interessante“ Stellen zu finden, die lesenswert sind. Und WIE
lange man da blättern muss! Ich dachte, in dem Buch geht’s um Sex?! In
Wirklichkeit passiert bis Seite 366 nichts!!! Außer, dass er ihr ein Mal eine
Ohrfeige verpasst und sie zweideutige eMails schreiben. Also: LANGWEILIG!
Als wir dann endlich
eine typische Szene für das Buch gefunden hatten, konnten wir unsere Lesung
endlich beginnen. Und ich muss sagen, es war eine große Herausforderung! Nicht
nur, dass wir kaum zwei Sätze lang an uns halten konnten, ohne in Gelächter zu
verfallen, sondern wir trotz Alkohol die Angewohnheit nicht abstellen konnten,
das Geschriebene zu hinterfragen. Wir haben versucht uns die örtlichen (und
körperlichen?) Beschreibungen vorzustellen und mussten feststellen, dass wir
beide kläglich daran scheiterten. Nicht etwa, weil es uns an Fantasie mangelt,
sondern weil das Buch einfach ein Sch…. ist! Tut mir leid, aber alleine in dem
einem Kapitel, das wir gelesen haben, gibt es so viele Logik- und Anschlussfehler,
dass ich ernsthaft an der Intelligenz der Millionen von Menschen zweifeln muss,
die das gelesen haben und für gut befunden haben.
Ich war ja schon aus Prinzip
gegen dieses Werk, da es aus eine Fanfiction für Twilight entstanden ist. Der Penname der Autorin auf www.fanfiction.net war Snowqueen’s
Icedragon und der Name der Originalgeschichte Master of the Universe. (Im Moment läuft gerade ein Dokumentarfilm
über einen Investmentbanker mit demselben Titel im Kino! J) Wer also das Original ausfindig machen
will, tut euch keinen Zwang an. Auch wenn ich mir sicher bin, der Verlag wird
alles Mögliche unternommen haben, damit es nicht mehr im Internet kursiert.
Aber im Fanfiction ist alles möglich! (Recht ironisch finde ich im Zusammenhang
mit diesem SM-Werk das Motto von fanfiction.net: „Unleashe your imagination!“)
Nun aber zurück zur
Lesung: Auf Seite 373 passiert ES endlich. Nach ein paar Beschreibungen wie
Anastasia irgendwo angekettet wird, folgt ein Satz, bei dem ich einfach nicht
mehr an mich halten kann, und in einen ca 5-Minütigen Lachkrampf verfalle. (Wer
wissen möchte, welcher Satz das sein könnte, lese bitte Seite 373 – Ich sage
nur so viel: Im Satz kommt das Wort „Baby“ vor…) Nachdem mein Zwerchfell schon
schmerzt, versuche ich an etwas Trauriges zu denken, damit ich dem Lachkrampf
Einhalt gebieten kann. Mit Hilfe des Mantras „Tote Baby-Katzen, tote
Baby-Katzen“ funktioniert es dann schlussendlich. Trotzdem übernimmt nun SH die
Lesung. Um einen ungefähren Eindruck zu vermitteln, wie das abgelaufen ist,
hier ein kleines Beispiel:
SH liest vor:
„Christian folgt mir und stöhnt. Bla, bla, bla…“ Damit haben wir eine der
unzähligen dümmlichen inneren Monologe der Protagonisten über ihre „innere
Göttin“ übersprungen. Dennoch fühle ich mich verpflichtet SHs Lieblingsmonolog
zu zitieren: „O nein… zum allerersten Mal fürchte ich mich vor dem Orgasmus…
wenn ich jetzt komme… werde ich es nicht überleben.“ (S. 379). Jedes weitere
Wort von mir scheint mir hier überflüssig…
Wie gesagt, hat uns bei
der Lesung die nicht vorhandene Logik irritiert. Daher hätten wir nun einige
Fragen an die Autorin E L James (nein, ich habe die Punkte hinter den
Buchstaben nicht vergessen, da sind wirklich keine auf dem Cover). Vielleicht
wäre sie so freundlich uns diese zu beantworten.
·
Wieso zieht Herr Grey andere Jeans an,
bevor sie Sex haben? Zieht man sich dazu normalerweise nicht aus?
·
Wie kann Herr Grey mit Anastasia Sex
haben, wenn er noch immer seine Jeans anhat?
·
Angenommen, seine Jeans befinden sich
auf der Höhe seiner Knöchel (es wird wiederholt erwähnt, dass er sie noch
anhat!), wie bewegt er sich im Raum? Geht er um sie herum, indem er umständlich
von einem Bein auf’s andere hüpft? Frau James, haben Sie sich schon einmal mit einer
Hose auf Knöchel-Niveau bewegt? Dabei sieht man aus wie eine Ente mit Hinkebein
– nicht gerade sehr sexy!
·
Wenn er seine Jeans anbehält, gilt das
dann auch für seine Socken? Vielleicht auch noch Tennissocken?
·
Was ist erregend daran, dass Anastasia die
„Härchen auf seiner Brust mit ihren Lippen liebkosen“ möchte? Da kann sie doch
gleich ein Wollknäuel lecken!
·
Verwandelt sich Christian Grey im laufe
der Szene in Mary Poppins? Woher nimmt er sonst auf einmal den Kabelbinder und
die Schere her? Jetzt ist er doch nackt?!
·
Wieso flüstert Herr Grey immer, oder
spricht mit zusammengepressten Zähnen? Das scheint mir keine sehr effektive Art
zu sein, Befehle zu erteilen.
Dies wären nur einige
der Fragen, die uns beim Lesen des Kapitels aufgefallen sind. Danach haben wie
das Buch wieder an seinen angestammten Platz ganz hinten in meinem Bücherregal
gelegt, wo es wahrscheinlich bis zu meinem nächsten Umzug bleiben wird. Ein
Kapitel hat mir völlig gereicht. Nun kann keiner behaupten, ich darf nichts Schlechtes
über etwas sagen, das ich nicht gelesen habe. Aber ich muss zu geben, es war
sehr erheiternd. Sollte sich also jemand für eine besinnlich, weihnachtliche
Lesung bei Kerzenschein entscheiden, empfehle ich viel Alkohol, die
Gehirnzellen auf Urlaub zu schicken, und als Soundtrack Hurts.
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